Im Sog der Angst
Schwarz, das mehrere Wochen Schmutz in Grau verwandelt hatten. Vogelscheiße sprenkelte das Dach und die Motorhaube.
Bennett Hacker mied den Freeway und nahm Nebenstraßen nach Westen: durch den Downtown-Stau zur Figueroa, dann nach Süden bis zum Olympic, am Staples Center vorbei bis runter zur Robertson. Dann nach rechts auf den Pico, zur Motor, nach Süden zur Washington, wo die Avenue am Studiogelände von Sony auslief. Dort bog er nach rechts ab, und wir fuhren Richtung Marina.
Eine umständliche Strecke; es dauerte fast eine Stunde. Hacker machte keine Versuche, Abkürzungen zu nehmen oder clevere Manöver zu fahren. Er fuhr so, wie er ging. Langsam, locker, er wechselte nicht mal die Spur, wenn es nicht unbedingt erforderlich war. Er rauchte unablässig, rollte das Fenster runter und schnippte Kippen hinaus.
Milo blieb drei Wagen hinter ihm, und es gab kein Anzeichen dafür, dass Hacker etwas davon bemerkte. Am Palms rief Milo Sean Binchy an und sagte ihm, es sei nicht nötig, dass er an der Beschattung teilnähme, es sähe nicht kompliziert aus. Binchy steckte bis über beide Ohren in Bürokratie und genoss es: Unterlagen der Fluglinien, Grenzschutz, Verhandlung mit dem IRS wegen Jerome Quicks Steuererklärungen.
Milo sagte zu ihm: »Schön, dass es Ihnen Spaß macht, Sean.«
Auf dem Washington, knapp östlich des Palawan Way, hielt Bennett Hacker an einem 7-Eleven und kaufte sich ein Slurpee, und ich machte ein Foto von ihm, während er durch zwei Strohhalme trank. Immer noch trinkend, stieg er wieder in den Explorer ein, fuhr auf die Via Marina und direkt an seiner Wohnung vorbei. Warf den leeren Becher aus dem Fenster, so dass er am Mittelstreifen entlanghüpfte.
Er setzte seinen Weg durch die Marina fort - am Bobby J’s und einer Reihe anderer Hafenrestaurants vorbei - und bog auf den Parkplatz eines kleinen Einkaufszentrums am Südende.
Ein Waschsalon, ein Spirituosenladen, eine Fenstergitterfirma, ein Bootsaustatter.
HOG TRAIL MOTORRÄDER.
Transparente mit fetten Buchstaben über dem Werkstatteingang verkündeten, dass gerade eine große Verkaufsaktion stattfand. Gewaltige, glänzende Maschinen, viele von ihnen originelle Spezialanfertigungen, standen vor dem Geschäft wie Revuetänzerinnen in einer schrägen Reihe.
»Da wären wir«, sagte Milo. »Ein neues Spielzeug für unseren Staatsdiener.«
Ich fotografierte Hacker, wie er den Laden betrat, und drückte weiter auf den Auslöser, als er wenige Augenblicke später mit einem anderen Mann redend wieder herauskam.
Sein Begleiter schnorrte eine Zigarette. Großer, massiger Typ in einem weißen T-Shirt und einer engen Bluejeans. Arbeitsstiefel. Seine Hände und Arme und das Hemd wiesen Fettflecken auf.
Mehrere Tätowierungen, angeklatschte dunkle Haare. Raymond Degussa sah schwerer und älter aus als auf seinem jüngsten Verbrecherfoto. Er hatte sich wieder seinen Schnurrbart wachsen lassen, der allmählich grau wurde, und ein Unterlippenbärtchen hinzugefügt, das seine schwere Unterlippe noch betonte.
»Schön, schön«, sagte Milo. »Mr. Ray hat einen Tagesjob. Vermutlich noch eine behagliche Bargeldgeschichte wie in dem Club. Keine Papiere, keine Steuererklärung.«
»Sieh mal, was rechts von ihm auf dem Boden liegt«, sagte ich.
Drei Rollen schwarze Kunststoffplane. Neopren; ein Fetzen war am Schauplatz des Mordes an Flora Newsome gefunden worden.
Milos Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an.
»Ich will das Glück nicht herausfordern«, sagte ich, »aber diese Fenstergitterfirma dort drüben muss Eisenstangen auf Lager haben. Von wegen zwei Fliegen mit einer Klappe.«
»Oh ja«, sagte Milo. »Mach doch noch ein paar Bilder.«
Klick, klick, klick.
Degussa fand einen Lappen und wischte sich die Hände ab. Bennett Hacker redete, und beide stießen Rauchwolken aus, die sich in der Strandluft auflösten. Dem langen, harten Gesicht Degussas war keine Gefühlsregung zu entnehmen.
Dann nickte er und grinste, ließ den Lappen in der Luft knallen und warf ihn in einen drei Meter entfernten weißen Eimer, der direkt hinter den Neoprenrollen stand. Zwei Punkte. Der konnte werfen.
Er zog sich das fettverschmierte T-Shirt vom Leib und enthüllte große Brustmuskeln, einen harten, vorstehenden Bauch, Schultern, Arme und einen Hals, die massig und stark behaart waren, eine dicke Taille mit Rettungsringen. Nun ja, in Gefängnissen gab es Hanteln für den Muskelaufbau, aber keine raffinierten Kraftmaschinen.
Er knüllte das Hemd zusammen,
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