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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sollte?«
    Larsen: »Warum sollte das so sein?«
    Gull: »Sie … sie scheinen sich ihrer Sache so sicher zu sein. Als ob sie tatsächlich auf irgendetwas gestoßen wären. Ich weiß, du und Mary, ihr wolltet, dass ich mehr Wachposten-Patienten annehme, aber ich habe euch gesagt, dass ich wirklich nichts damit im Sinn habe. Warum sollten sie also mich belästigen? Ich hatte nichts mit dem Programm zu tun.«
    Schweigen. Neun Sekunden.
    Gull: »Stimmt’s, Albin?«
    Larsen: »Vielleicht glauben sie, du wüsstest etwas.«
    Gull: »Das tue ich nicht.«
    Larsen: »Dann solltest du dir eigentlich keine Sorgen machen müssen.«
    Gull: »Albin, gibt es etwas, worüber ich mir Sorgen machen muss?«
    Larsen: »Was hast du ihnen über deine Rechnungen erzählt?«
    Gull: »Dass ich für die paar Patienten Rechnungen geschrieben habe, die ich behandelt habe, und das war es. Sie waren skeptisch. Das konnte ich ihren Gesichtern ansehen. Sie wären fast so weit gegangen, mich einen Lügner zu nennen, und sagten, sie hätten Schwierigkeiten, das zu glauben, was ich ihnen da erzählte. Obwohl es die Wahrheit war - das weißt du, Albin.«
    Elf Sekunden.
    Gull: »Komm schon, Albin. Gibt es da irgendwas mit den Rechnungen, wovon ich nichts weiß?«
    Larsen: »Das macht dir wirklich zu schaffen.«
    Gull: »Spiel jetzt nicht den Seelenklempner, Albin.«
    Larsen legte eine Hand auf sein Herz und lächelte verhalten.
    Gull: »Ich stelle dir eine einfache Frage, und du kommst mir mit: ›Das macht dir wirklich zu schaffen.‹ Ich bin von diesen Faschisten durch die Mangel gedreht worden. Jetzt ist nicht die Zeit für rogerianischen Blödsinn, Albin.«
    Sechzehn Sekunden. Dann stand Albin Larsen auf, und Sam Diaz sagte: »Oh-oh.«
    Larsen entfernte sich ein paar Schritte von dem Tisch, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Näher zum Spielplatz. Ein Professor, der profunde Gedanken wälzt.
    Franco Gull warf einen Blick nach hinten in die Richtung des Lieferwagens. Auf seinem feuchten Gesicht ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Er schaute uns direkt an.
    Milo sagte: »Idiot.«
    Larsen kehrte an den Tisch zurück und setzte sich wieder. »Du bist offensichtlich aufgeregt, Franco. Und Marys Tod und das, was er für uns bedeutet, sind ja auch tatsächlich Dinge, die einen aufwühlen.«
    Gull: »Das ist das Merkwürdige, Albin. Ich gewinne den Eindruck - von ihnen, der Polizei -, dass sie glauben, Marys Tod hätte irgendwas mit den Wachposten zu tun. Ich weiß, das klingt verrückt, aber falls es das ist, was sie glauben, wer weiß, wohin das noch führt?«
    Vier Sekunden.
    Larsen: »Warum sollten sie das glauben?«
    Gull: »Das musst du mir sagen. Falls du etwas weißt, das ich wissen sollte, musst du es mir sagen, das ist nur recht und billig. Ich bin derjenige, der auf dem heißen Stuhl sitzt - du machst dir keine Vorstellung, wie sie dich behandeln, wenn sie dich in Verdacht haben. Sie rufen dauernd bei mir an, zwingen mich, Termine abzusagen und zu Verhören zu erscheinen. Bist du schon mal in einem Polizeirevier gewesen, Albin?«
    Larsen lächelte. »Von Zeit zu Zeit.«
    Gull: »Ja, wahrscheinlich irgendwo in Afrika, egal. Aber du bist kein Verdächtiger gewesen. Ich kann dir sagen, es ist kein Vergnügen.«
    Dreizehn Sekunden.
    Gull: »Sie nennen es ein Gespräch, aber es ist ein Verhör. Ich schwöre dir, Albin, ich komme mir vor wie eine Figur aus einem gottverdammten Film. Eins dieser kafkaesken Dinger, Hitchcock, alles Mögliche geschieht mit dem ahnungslosen Trottel, und der bin ich.«
    Larsen: »Das klingt furchtbar.«
    Gull: »Es ist grauenhaft . Und störend - es fängt an, meine Arbeit in Mitleidenschaft zu ziehen. Wie zum Teufel soll ich mich auf meine Patienten konzentrieren, wenn die nächste Nachricht auf meinem Anrufbeantworter von ihnen sein könnte? Was ist, wenn sie anfangen, mir Papiere vor die Nase zu halten - Vorladungen, was auch immer sie benutzen. Was ist, wenn sie meine Unterlagen durchsuchen wollen?«
    Larsen: »Haben sie das Wort ›Vorladung‹ gebraucht?«
    Gull: »Wer erinnert sich schon an so was? Es geht darum, dass sie herumwühlen wie Trüffelschweine.«
    Larsen: »Sie wühlen herum. Mehr ist es nicht.«
    Gull: »Albin, ich habe den Eindruck, ich dringe nicht zu dir durch.« Er fasste Larsen an den Schultern. Larsen bewegte sich nicht, und Gulls Hände fielen herab. »Warum fragen sie dauernd nach den Wachposten? Sag mir die Wahrheit: Was habt ihr angestellt, du und Mary?«
    Schweigen. Sechs

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