Im Sog der Angst
hing, lieferte die Toneffekte.
Zur Zeit sorgte Franco Gull für den einzigen Ton, indem er auf der Redwoodbank hin und her rutschte. Er spielte mit seinen Haaren, starrte in die Weite, musterte die Oberfläche des Tisches. Er bemühte sich, einen desinteressierten Eindruck zu machen, während er gleichzeitig versuchte, etwas Kaffee aus einem Starbucks-Becher hinunterzubekommen. Ein großer Becher, grande-mega-latte oder wie auch immer er genannt wurde.
Bei unserem zweiten Treffen hatte er einen auf freundlich gemacht. Indem er mir sagte, er könne mich verstehen, ich hätte in bester Absicht gehandelt. In der Mitte des Gesprächs hatte er durchblicken lassen, dass er vermutet hatte, dass mit den »Wachposten für Gerechtigkeit« irgendwas faul war, aber nicht gewusst habe, was er deswegen unternehmen solle.
Er wusste seinen Deal zu schätzen. Dies war seine Gegenleistung. Das winzige Mikrofon, das seine gelegentlichen Seufzer übertrug, war auf der Unterseite des Picknicktisches befestigt.
Den Tisch zu verkabeln war die nahe liegende Lösung gewesen. Sam Diaz hatte einen Blick auf Gull geworfen und gesagt: »So wie der schwitzt, tötet er sich glatt selbst durch einen Stromstoß, wenn ich ihn verkable.«
Davon abgesehen war Gulls Angst kein Problem. Er sollte einen nervösen Eindruck machen.
Jetzt wartete er.
Das taten wir alle.
Um fünf nach fünf sagte Diaz: »Ich sehe jemanden auf der Roxbury-Seite - bei der Bocciabahn.«
Eine Gestalt, die sich langsam näherte, war im oberen rechten Quadranten des Monitors zu sehen. Als der Mann Gulls Bank erreichte, war er als Albin Larsen zu erkennen. Diesmal trug er ein weizenfarbenes Sakko, ein hellbraunes Hemd, eine hellbraune Hose. Jedenfalls vermutete ich das; der Monitor ließ es zu einem gebrochenen Weiß verblassen.
»Das ist er«, sagte Milo.
»Mr. Beige«, sagte Diaz. »Ich hätte schwarz-weiß nehmen können.«
»Yeah, er ist ein farbenfroher Vogel.«
Als Larsen sich hinsetzte, grüßte er Gull mit einem knappen Nicken. Sagte kein Wort.
Diaz fummelte an einem Drehknopf herum, und die Vogelstimmen wurden lauter.
»Danke, dass du gekommen bist, Albin«, sagte Gull. Der Lautsprecher ließ seine Stimme blechern klingen.
»Du hast dich aufgeregt angehört«, sagte Larsen.
Gull: »Das bin ich auch, Albin.«
Larsen schlug die Beine übereinander und blickte zu den Kindern hinüber. Zwei waren noch da. Ein Kindermädchen.
Diaz fummelte an einem anderen Knopf herum, und seine Kamera holte Larsens Gesicht näher heran. Passiv. Gelassen.
Diaz fuhr zurück, fing beide Männer ein.
Gull: »Die Polizei hat mich vernommen, Albin.« Larsen: »Tatsächlich.«
Gull: »Du klingst nicht überrascht.«
Larsen: »Ich nehme an, es ging um Mary.«
Gull: »Es fing mit Mary an, aber jetzt stellen sie Fragen, die mich verwirren, Albin. Über uns - unsere Gruppe, unsere Rechnungen.«
Schweigen.
»Albin?«
»Sprich weiter«, sagte Larsen.
»Über ›Wachposten für Gerechtigkeit‹, Albin.«
Milo sagte: »Der Typ hält sich für einen Schauspieler.« »Heute ist er einer«, erwiderte ich.
Albin Larsen hatte immer noch nicht geantwortet.
Wir lauschten Vogelrufen, dem Schrei eines Dreijährigen.
Gull sagte: »Albin?«
Larsen sagte: »Tatsächlich.«
Gull: »Tatsächlich.«
Larsen: »Was für Fragen?«
Gull: »Wessen Idee das Programm war, wie wir davon gehört haben, wie lange es schon läuft, ob wir alle drei daran teilgenommen haben. Dann wurden sie persönlich, und das ist es, was mir Sorgen macht. Wie viel ich persönlich in Rechnung gestellt habe, ob ich die Zahlen verifizieren könne. Ob ihr, Mary oder du, je mit mir über absichtlich überhöhte Rechnungen geredet habt. Sie sind wirklich auf mich losgegangen, Albin. Die reinsten Faschisten. Für mich klang es so, als ob sie eine Art Betrug vermuteten. Gibt es da etwas, wovon ihr mir nie was erzählt habt?«
Schweigen. Elf Sekunden.
Larsen sagte: »Wer hat diese Fragen gestellt?«
»Dieselben Cops, die beim ersten Mal vorbeigekommen sind, zusammen mit einem Idioten von Medi-Cal.«
Schweigen. Gull rückte näher an Larsen heran. Larsen rührte sich nicht.
Sam Diaz sagte: »Der ist vielleicht zugeknöpft. Ich wette, seine Haut ist völlig trocken.«
Vierzehn Sekunden; fünfzehn, sechzehn.
Gull: »Geht da irgendetwas vor sich, Albin? Falls ja, muss ich das wissen. Ich bin derjenige, den sie unter Druck setzen, und ich weiß nicht, was ich ihnen sagen soll. Gibt es etwas, was ich wissen
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