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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mit denen wir sprachen, haben gesagt, dass er und Flora prima miteinander ausgekommen wären. Das alles hätte mich nicht von seiner Unschuld überzeugt, aber mit dem Lügendetektor? Auf keinen Fall. Er war es nicht.«
    »Wusste er etwas von Floras Therapie?«
    »Nein. Wie Floras Mutter hatte er keine Ahnung davon, dass sie zu einer Psychotherapeutin ging.«
    »Alle zwei Wochen ein Termin«, sagte ich. »Das ist leicht zu verheimlichen.«
    »Und Flora hat eindeutig ein Geheimnis daraus gemacht. Die Termine bei der Therapeutin hat sie Brian Van Dyne gegenüber dadurch abgedeckt, dass sie ihm sagte, sie ginge ins Fitnessstudio. Was logisch war. Sie war Mitglied im Sports Depot auf dem Sepulveda. Steppaerobic und so weiter. Al und ich haben die Leute befragt, die dort arbeiten, um festzustellen, ob sie sich mit einem Fitnessboy zusammengetan hat - vielleicht einem muskelbepackten Bösewicht als Pendant zum mustergültigen Brian. Aber nein, sie blieb ganz für sich, ist nur zum Schwitzen dorthin gegangen.«
    »Und sagte niemandem etwas von ihrer Therapie«, sagte ich.
    »Das überrascht mich nicht wirklich, Dr. Delaware. Wenn einer meiner Kollegen hier empfohlen bekommt, einen Psychodoktor aufzusuchen, dann ignoriert er es entweder oder verrät keinem was davon, falls er hingeht.«
    »Das Stigma.«
    »Das gibt es immer noch. Flora meinte es ernst mit Brian Van Dyne. Wenn sie nicht wollte, dass er - oder ihr Chef an der Schule - etwas von ihren Problemen wusste, kann ich das gut verstehen.«
    »Wie lange waren die beiden schon befreundet?«
    »Ein halbes Jahr.«
    »Nicht gerade eine offene Kommunikation«, sagte ich, »aber Sie könnten Recht haben. Mir stellt sich allerdings die Frage, ob der Grund für ihre Behandlung nicht stigmatisierender war als beruflicher Stress.«
    »Irgendein tiefer, dunkler Charakterfehler? Wer weiß? Vielleicht lässt Dr. Koppel ja die Katze aus dem Sack.«
    »Falls unser Fall etwas mit deinem zu tun hat«, sagte Milo, »könntest du den Nagel auf den Kopf getroffen haben, Lorraine. Irgendein Irrer, der bei Koppel in Behandlung ist, sieht Flora - und unseren Gavin - im Wartezimmer und riecht leichte Beute.«
    »Ein männliches und ein weibliches Opfer?«, fragte Ogden. »Was ist mit der jungen Frau, die zusammen mit Gavin gestorben ist?«
    »Bis jetzt nicht identifiziert.«
    Ogden runzelte die Stirn. »Keine Psychopatientin?«
    »Dr. Koppel hat behauptet, sie kenne das Mädchen nicht«, antwortete ich.
    »Was immer das wert ist«, sagte Ogden.
    »Hattest du den Eindruck, dass sie lügt?«, fragte Milo.
    »Das ist vielleicht zu stark, aber es sieht so aus, als hätte sie in unseren beiden Fällen ausweichend reagiert, und dieses Zusammentreffen hat irgendwas zu bedeuten. Haltet mich auf dem Laufenden, wenn ihr mit ihr geredet habt. Sonst noch was?«
    »Lorraine«, sagte Milo, »ich hab mir gedacht, ich spreche noch mal mit einigen deiner Zeugen, wenn es dir recht ist. Mit der Mutter, dem Freund, den Leuten, mit denen Flora gearbeitet hat.«
    »Rede, mit wem du willst, die Hauptsache ist, wir können ihre Akte schließen. Kennst du Al McKinley?«
    »Ein guter Mann«, sagte Milo.
    »Ein kluger Mann«, sagte sie. »Eine richtige Bulldogge.« Sie holte tief Luft. »Wir beide haben wirklich hart an diesem Fall gearbeitet. Haben die Akten von Sexualverbrechern durchgekämmt, sind Querverweisen mit Straftätern nachgegangen, die im Baugewerbe tätig sind. Es ist schon beängstigend, wie viele Verbrecher als Dachdecker oder Hilfsarbeiter auf dem Bau beschäftigt sind. Aber es hat alles nichts gebracht. Ich war so frustriert, dass ich mich bei der Hoffnung ertappte, noch ein weiteres Opfer mit der gleichen Signatur würde auftauchen, und dieses Mal gäbe es vielleicht ein paar forensische Spuren, mit denen man was anfangen könnte. Nett, oder? Zu wünschen, dass noch jemand stirbt. Das Neopren … Er benutzt ihr Messer, kommt aber mit den Plastiktüten bewaffnet bei ihr an. Wir reden von einem kühl planenden Psychopathen. Und solche Typen hören einfach nicht auf. Stimmt’s, Dr. Delaware?«
    Ich nickte.
    Milo sagte: »Vielleicht hat dieser hier nicht aufgehört.«

10
    Die Canfield School nahm einen Häuserblock an der Airdrome Avenue ein, drei Querstraßen südlich vom Pico und im Osten der Doheny. Hinter dem Maschendrahtzaun spielten Kinder vor einer mit Fresken bemalten Mauer. Frieden, Liebe, Harmonie. Kleine Kinder, deren Gesichter vor Verheißung glänzten.
    Baja Beverly Hills, wo die Schule lag,

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