Im Sog der Gefahr
was ihn zu einem guten Teamleiter machte. Aber sie ließ sich nicht gern wie eine Anfängerin behandeln.
»Ja, wurde er. Er hat bereitwillig auf Band gesprochen und hat mir außerdem seine kostbare Meeresnacktschnecken-sammlung gezeigt.«
Furlong grunzte. »Der Hintergrund der beiden muss gründlich überprüft werden. Haben die übrigen Befragungen etwas ergeben? Irgendwelche Vermisstenmeldungen, die passen könnten?«
»Nichts. Aber ich habe angefangen, eine Liste aller Personen zusammenzustellen, die derzeit hier im Ort wohnen«, meldete sich Jeff.
In dieser Gegend gab es viele Ferienhäuser. Eine Menge leer stehender Objekte. Also weniger Verdächtige, wenn man annahm, dass der Mann von einem Einheimischen umgebracht worden war.
Holly rief eine Karte der Umgebung auf. »Das Gelände in der Nähe der Bucht ist dicht bewaldet. Straßen gibt es nicht. Der Mann muss per Boot dorthin gelangt sein. Wie wahrscheinlich ist es, dass er rein zufällig wenige Tage nach Edgefield und Carver auf das Wrack gestoßen ist? Er muss von irgendjemandem davon erfahren haben.«
»Vielleicht gab es dort unten einen Schatz … einen richtigen Schatz. Gold und Silber«, schlug Chastain vor. »Und irgendjemand wollte nicht teilen.«
Holly sah auf die Uhr. Bei einer Mordermittlung waren die ersten vierundzwanzig Stunden entscheidend, und sie waren bereits mächtig im Rückstand. Drückende Kopfschmerzen setzten an ihren Schläfen ein. »Chastain, sprechen Sie mit der Küstenwache und versuchen Sie, herauszufinden, um was für ein Wrack es sich handelt und was es geladen gehabt haben könnte. Morgen früh werden wir noch an eine ganze Reihe von Türen klopfen müssen – Malone und Messenger, das wird Ihre Aufgabe sein.«
Malone nickte. Er war schweigsam und angespannt, aber sie hatte viel Gutes über ihn gehört.
»Jeff kann die Daten zusammenstellen und mit der örtlichen Polizei über alle bekannten kriminellen Vorgänge in der Gegend sprechen.«
»Und was werden wir tun, Sergeant Rudd?«, fragte Furlong.
Sie hoffte doch sehr, dass
er
von hier verschwinden würde. »Bis wir einen Hinweis auf die Identität des Opfers haben, werde ich die Befragung der Einheimischen fortsetzen. Mal sehen, was ich so alles aufscheuchen kann, wenn ich auf den Busch klopfe.«
»Ich fahre morgen früh zurück in die Zentrale«, sagte Furlong.
Hurra!
Ihr Gesicht gab keine Regung preis.
»Alle paar Stunden will ich einen Fortschrittsbericht. Und ein sofortiges Update bei jedem echten Durchbruch in diesem Fall.«
Er musste an die Chefetage berichten, unter anderem an ihren Vater. Bei diesem Gedanken pochten ihre Kopfschmerzen heftiger.
»Ich will, dass dieser Fall umgehend aufgeklärt und abgehakt wird. Verstanden?« Sie nahm Haltung an, als er ihr fest in die Augen sah.
»Ja, Sir«, sagte sie knapp und spürte dabei, wie ihr die Scham unter die Haut kroch. Sie hatte mit diesem Mann geschlafen. Und auch wenn sie damals nicht zusammengearbeitet hatten – jetzt taten sie es. Sie verabscheute Fehler und hasste es, wenn sie sich in ihrem Urteilvermögen irrte.
»Gut.« Er sah auf seine Rolex. »Ein paar Stunden Ruhe dürften jetzt wohl nicht schaden – vielleicht liefert uns der Pathologe in der Zwischenzeit eine Identität, mit der wir weiterarbeiten können.«
Sie nickte. Unter leisen Gesprächen begannen die Mitglieder ihres Teams ihre Sachen zusammenzupacken und stiegen die breite Treppe hinauf. Nur allzu deutlich spürte Holly, wie Jimmy Furlong sie aus den Augenwinkeln beobachtete. Bei der Vorstellung, er könnte einen Annäherungsversuch machen, drehte sich ihr der Magen um. Eilig zog sie sich in ihr spärlich möbliertes Zimmer zurück und zog sich hastig um. Schlafen würde sie auf keinen Fall. Sie schlüpfte aus der Eingangstür und machte sich auf den Weg zur Anlegestelle.
Zehn Minuten später betrat Holly die örtliche Bar und schnappte sich einen freien Barhocker. Das Lokal war rau und derb wie Haifischhaut. Es war dunkel und schäbig, und in der Luft lag ein leichter Hauch von Marihuana. Sie sah jede Menge Jeans und Leder, genug, um ein Clubhaus der
Hells Angels
zu eröffnen.
»Was darf’s sein?«, fragte der Wirt.
»Bud Light.«
Er reichte ihr die geöffnete Flasche, sie zahlte und sagte, er könne das Wechselgeld behalten. Dabei versuchte sie, seinen Blick aufzufangen, aber er schien fest entschlossen, sich nicht zu unterhalten. An ihrem Bier nippend, versuchte sie, sich in die Umgebung einzufügen und die Gespräche
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