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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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auf und hüllte sie ein. Die blauen Augen in seinem leicht gebräunten Gesicht wirkten so eindringlich. Seine blonden Haare waren zu wirren Stacheln zerzaust, die Holly an Schlafzimmer und zerwühlte Laken denken ließen.
    Ihr stieg das Blut in die Wangen.
    Seine Lippen zuckten, doch dann wurde seine Miene düster. »Sie sehen ihr wirklich ähnlich, wissen Sie?«
    »Oh ja.« Sie wischte sich die Handflächen an ihrer Jeans ab. »Ich weiß.«
    »Und Sie sind kein bisschen neugierig?«
    »Worauf?« Holly drehte sich so, dass sie ihn ansehen konnte. Mit ihren einsachtundsiebzig musste sie normalerweise nicht zu anderen aufsehen. Er stand dichter neben ihr, als sie erwartet hatte, und obwohl er kein teures Rasierwasser trug, roch er nach warmem, sauberem Mann und einem Hauch von Meer. Das Meer hatte sie schon immer geliebt.
    »Darauf, ob Sie nicht doch Thom Edgefields verschollene Tochter sind.«
    Etwas Heißes durchfuhr sie wie ein Blitz. »Ich weiß, wer ich bin, und ich wurde nicht adoptiert.«
    Zwei Männer betraten die Bar, als Mike, der Mann, mit dem sie sich unterhalten hatte, gerade hinausgehen wollte. Einer der beiden packte Mike am Arm und flüsterte ihm hitzig etwas ins Ohr. Holly glaubte schon, es würde zu einem Handgemenge kommen, doch Mike nickte nur und ging.
    Finn legte ihr eine Hand auf den Ellbogen, um ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Weil ihr seine Berührung ein wenig zu gut gefiel, schüttelte sie ihn ab.
    »Sie haben nach Lokalkolorit gesucht, und da haben Sie’s.«
    Ärger.
    Mit den Neuankömmlingen hatte sich die Atmosphäre in der ganzen Bar verändert. Sie trugen schwarze Rollkragenpullover und teuer aussehende Lederjacken. Beide trugen versteckte Waffen, und Holly hätte ein Monatsgehalt darauf verwettet, dass keiner von ihnen eine Lizenz dafür besaß. Aber sie war hinter einem Mörder her, und die kleineren Sachen konnten warten – fürs Erste. Neben einem voll besetzten Tisch blieben die Männer stehen, und die Gäste beeilten sich, ihre Sachen zu schnappen und zu verschwinden. Weil einer der Männer nicht schnell genug war, handelte er sich einen kleinen Stoß ein, der ihm Beine machen sollte.
    »Wie nett.« Holly lehnte sich mit dem Rücken an den Tresen.
    Eilig ging der Wirt an den Tisch. Holly wandte sich an Finn, der mit so unbeteiligter Miene auf seinem Hocker saß, dass es nur gespielt sein konnte.
    »Wer ist das?«
    »Leute, die keine Bullen mögen.«
    »Namen?«
    »Hören Sie auf, mich auszuhorchen, Holly.«
    Sie senkte die Stimme. »Ich horche Sie nicht aus. Ich bin Polizistin auf der Suche nach einen Mörder.«
    »Das sind nicht Ihre Männer.« Er nahm einen Schluck.
    »Was macht Sie da so sicher?« Auch sie nippte an ihrem Getränk, doch es wollte ihr nicht mehr schmecken.
    »Na ja, zum einen glaube ich nicht, dass sie schwimmen können, vom Tauchen ganz zu schweigen.«
    Sie sah eine Bewegung in seinen Augen, und gleich darauf entdeckte sie, dass der größere der beiden Männer auf die Theke zukam. Hinter Finn blieb er stehen.
    »Mr Dryzek bittet um einen Augenblick Ihrer Zeit, Mr Carver. Wenn Sie sich von Ihrer Freundin losreißen können …«
    Hollys Brauen kletterten in die Höhe. Dryzek. Den Namen hatte sie in Polizeikreisen schon gehört.
    Sie merkte Finn an, dass er den Mann gerade in die Wüste schicken wollte, doch dann zögerte er und schien es sich anders zu überlegen. Sein Blick streifte ihr Gesicht, und er nickte, wie um eine unausgesprochene Frage zu beantworten. »Warte auf mich, Schatz. Dauert nicht lange.« Dann küsste er sie heiß und leidenschaftlich auf den Mund.

5
    Finn überließ die verdutzte Holly ihrem Bier und ging zu Remy Dryzek hinüber. Der Kuss war riskant gewesen. Unberechenbar und sexy hatte sie geschmeckt, viel zu verlockend für einen Mann wie ihn. Aber hoffentlich würde das dieses Arschloch in dem Glauben lassen, sie wäre nur eine Freundin, mit der er heute Abend ausging.
    Warum er plötzlich das Bedürfnis hatte, sie zu beschützen, wusste er nicht. Es war eine seiner vielen Schwächen.
    Dryzek beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Vor dem Tisch blieb Finn stehen und starrte auf den anderen Mann hinunter. Sie waren etwa gleich alt, aber Remy war einige Zentimeter kleiner und hatte mehr Speck als Muskeln. Allerdings trug Remy eine halbautomatische Waffe, und die verlieh ihm einen Schneid, den er sonst nicht besaß. Finn ignorierte Remys auffordernde Geste, sich hinzusetzen. Er war kein Hund. Er ließ sich von Dryzek nichts

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