Im Sog der Sinnlichkeit
beinahe hager. Thomas’ abgezehrten Körper hatte krauses graues Haar bedeckt.
Rohan streifte das Hemd ab und entblößte seinen muskulösen, von der Sonne gebräunten Oberkörper, breite Schultern und kraftvolle sehnige Arme.
Melisande, die den Blick nicht von ihm wenden konnte, räusperte sich und suchte nach einer beiläufigen Bemerkung, um die knisternde Spannung zu lösen. „Nun ja, kein Wunder, dass ich mich zu Ihnen hingezogen fühle“, sagte sie in einem, wie sie hoffte, nüchternen Tonfall. „Sie sind prachtvoll gebaut, und das wissen Sie auch.“
Er wirkte erheitert. „Tu ich das?“
„Natürlich.“ Nun fiel ihr der Spott nicht mehr so schwer. „Sie strotzen vor Selbstsicherheit, Sie sind ein Mann, der sich seiner Wirkung genau bewusst ist. Auf mich wirken Sie wie ein Pirat, der auf Beute lauert.“
Das weiße Hemd flatterte zu Boden, und sein Lachen hallte durchs Zimmer. „Und wie viele Piraten haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis, wenn ich fragen darf?“
Der Anblick seines nackten Oberkörpers verschlug ihr die Sprache, bis er sich an seinem Hosenbund zu schaffen machte. Ein erstickter Schrei entfuhr ihr. „Halt!“
Er blickte irritiert auf. „Süße Charity, wenn ich noch länger warte, wird es mühsam, meine Hose auszuziehen. Immerhin sind Sie keine Jungfrau mehr und haben schon nackte Männer gesehen.“
„Nein, habe ich nicht.“
Er hielt inne, dann schüttelte er den Kopf. „Kein Wunder, dass Sie keine Ahnung haben, was Sie eigentlich wollen. Die Männer, mit denen Sie es bisher zu tun hatten, müssen erbärmliche Stümper gewesen sein.“
„Mein Gemahl war alt“, verteidigte sie sich. „Und außerdem krank.“
„Warum haben Sie ihn geheiratet?“
„Er war meine einzige Wahl.“
Er sah sie ungläubig an. „Das kann nicht sein!“, erklärte er rundweg. „Die Männer in London sind doch nicht allesamt blinde Idioten.“
Er hätte kaum etwas Tröstlicheres sagen können, um ihrem verletzten Stolz ein wenig zu schmeicheln. „Ich glaube nicht, dass meine Tante mich belogen hat. Ich war arm, zu ernsthaft und reizlos. Ich hatte Glück, dass Sir Thomas mich nahm.“
„Sir Thomas war ein sehr reicher Mann, der Ihrer Tante mit Sicherheit eine stattliche Summe hat zukommen lassen. Wenn ein weniger vermögender Mann um Ihre Hand angehalten hat, hat sie ihn vermutlich zum Teufel gejagt.“
„So etwas hätte meine Tante niemals getan!“ Melisande war völlig entgeistert.
Benedick setzte sich auf den Stuhl neben dem Kamin und zog Schuhe und Strümpfe aus. „Sie sind immer noch erstaunlich naiv“, sagte er und lehnte sich zurück. „Als Nächstes behaupten Sie wohl, dass ich Sie nicht begehre.“
Sie hob ruckartig den Kopf. „Mir ist sehr wohl klar, dass ich eine gewisse körperliche Anziehung auf Sie ausübe“, begann sie. „Ich weiß aber auch, dass jede Frau so etwas bei einem Mann bewirkt. Das ist völlig bedeutungslos.“
Er lächelte grimmig. „So einfach ist das nicht, meine Teuerste. Ich bevorzuge erfahrene und fantasiebegabte Bettgefährtinnen. Mit Ihnen werde ich Mühe und nichts als Scherereien haben.“
„Und warum schließen Sie dann die Tür nicht wieder auf?“, erkundigte sie sich schnippisch.
„Weil die Mühe sich mit Ihnen lohnt.“ Seine Stimme klang weich. Er stand auf, löschte die Kerze auf dem Tisch und näherte sich dem Bett.
„Ich will nicht …“
„Hören Sie auf zu reden, Melisande“, sagte er, umfing ihren Nacken und wölbte die andere Hand um ihr Kinn. „Wir haben schon zu viel Zeit vergeudet.“ Er legte seinen Mund auf den ihren, nicht in einem süßen Willkommensgruß, nicht als zarte Verführung. Mit dem sanften Druck seiner Finger an ihren Wangen zwang er sie, die Lippen zu öffnen, tauchte seine Zunge in ihren Mund, und er schmeckte heiß und süß und sündig.
Sie müsste sich wehren, ihn von sich stoßen. Doch stattdessen schlang sie die Arme um seinen Hals und gab sich dem berauschenden Tanz seiner Zunge hin. Er zwang sie sanft in die Kissen zurück und legte sich über sie. Seine warme glatte Haut unter ihren Fingern zu spüren, war schockierend intim. Er hauchte zarte Küsse an ihre Kehle, sein Atem erhitzte sie. Bedächtig öffnete er die lange Reihe winziger Knöpfe ihres Nachthemds, sein Mund folgte träge jedem entblößten Fleckchen Haut.
Er schob die Decke weg und warf sie beiseite. Mit geschlossenen Augen genoss Melisande seine sanften Küsse. Als er seine Hände um ihre Brüste wölbte, fuhr sie erschrocken
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