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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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den Mädchen gegenüber nicht geäußert, aber alle hatten ihr zu verstehen gegeben, dass ein Mann lediglich eine nackte und willige Frau brauchte, um sich mit ihr zu vergnügen. Und das hatte sie sich zu Herzen genommen. Sie war zwar nicht völlig nackt gewesen, aber sie hatte es willig mit sich geschehen lassen.
    Und es war abstoßend gewesen. Wenn sie dabei an Rohan dachte, erschien ihr dieser triebhafte Akt aus einem unerklärlichen Grund nicht annähernd so schmutzig und widerwärtig. Und das war ihr Verderben. Zum ersten Mal hatte sie an den Geschlechtsakt, die Intimität mit einem Mann gedacht, ohne Übelkeit zu empfinden, hatte dem Geschehen sogar mit einiger Erwartung entgegengesehen. Nur um schroff abgewiesen zu werden.
    „Die unerfreuliche kurze Begebenheit mit Wilfred war mit Sicherheit meine Schuld, dessen bin ich mir bewusst“, erklärte sie kühl, während sie innerlich die letzten Reste ihrer Selbstachtung zusammenkratzte, die sie sich gern wie einen schützenden Umhang um die Schultern gelegt hätte. „Und Sie haben mir deutlich zu verstehen gegeben, dass Sie kein Interesse an mir haben, aber ich war zu vernarrt, um zuzuhören.“ Verflixt! Wieso kam ihr ausgerechnet dieses Wort über die Lippen? Hastig fuhr sie fort, in der Hoffnung, er habe ihren Ausrutscher überhört. „Sie haben mir meinen Irrtum deutlich gemacht, und ich werde Sie nicht mehr mit derlei Ansinnen behelligen. Wenn Sie mir nun bitte meinen Umhang reichen, ich möchte gehen.“
    Er richtete sich mit dieser lässigen Geschmeidigkeit auf, die ihr jedes Mal wieder ins Auge fiel, nahm seine Halsbinde ab und warf sie aufs Bett. „Ich fürchte, Schätzchen, dass Sie dazu verdammt sind, mich zu behelligen. Und Sie müssen mich erst davon überzeugen, dass Sie Ihre Meinung geändert haben, bevor ich Sie gehen lasse.“
    Seine Worte hätten sie ängstigen müssen. Erzürnen, erschrecken und abstoßen müssen. Aber als er sich ihr näherte mit seinem geschmeidig trägen Gang, krampfte sich ihr Magen zusammen, ihre Haut begann zu prickeln, und sie wusste, wenn er sie berührte, wäre es um sie geschehen.
    Das war doch ihr Wunsch, oder etwa nicht? Jedenfalls hatte sie sich das noch vor wenigen Stunden gewünscht, als sie sich diesen grotesken Plan zurechtgelegt hatte. Jetzt war sie sich ihrer Sache keineswegs mehr sicher.
    „Ich denke nicht …“, begann sie, als er das Band um einen Zopf löste. Ihr Blick folgte gebannt, wie er ihr Haar durch seine kräftigen Finger gleiten ließ, und ihr war, als spüre sie die Berührung körperlich. Er legte das offene Haar über ihre Schulter und nahm sich den zweiten Zopf vor, die Locken ließ er zwischen Daumen und Zeigefinger gleiten wie feinsten Seidenstoff.
    „Sie haben wunderschönes Haar“, murmelte er mit seiner gleichmütigen Stimme. „Es ist eine Schande, diese Pracht unter Ihren grässlichen Schuten zu verstecken.“
    Sie wollte die Hände heben, ihn wegstoßen, war aber wie gelähmt und zu keiner Bewegung fähig. Er setzte sich aufs Bett. Durch das leichte Einsinken der Matratze rutschte sie näher an ihn heran. Hastig rückte sie von ihm ab. Mit einem leisen Lachen beugte er sich vor. Sein Mund strich sanft über ihre Lippen. Sie ließ es geschehen, jede Faser in ihr spürte die zarte Berührung, Tränen schnürten ihr die Kehle zu. Sie schloss die Augen, denn sie wollte nicht, dass er ihre Sehnsucht in ihrem Blick las. Lass es bald vorüber sein, dachte sie benommen, lass mich nur die nächste halbe Stunde überstehen. Es wird mich lehren, dass ich dafür nicht geschaffen bin; ich kann alles überleben.
    Er küsste ihre geschlossenen Lider unendlich sanft, ihre geschwungenen Brauen, ihre bebenden Lippen und schließlich ihr Ohrläppchen, knabberte mit den Zähnen daran und plötzlich biss er zu. Ein Schreck durchzuckte sie, sie riss die Augen auf vor Entrüstung und einer anderen befremdlichen Empfindung, die sie nicht zu benennen wusste.
    Er lehnte sich mit einem Ausdruck belustigter Zufriedenheit zurück. „Vernarrt sind Sie also? Das macht die Sache wesentlich einfacher.“ Er erhob sich, und sie erschrak. Er wollte nichts von ihr wissen. Er hatte sein Ziel erreicht. Nun würde er sie fortschicken, und sie würde gehen, besiegt und gedemütigt. Und nie wieder die Torheit auch nur in Erwägung ziehen …
    Er streifte seinen Frack ab, löste die Manschettenknöpfe, legte sie auf den Tisch, knöpfte das Hemd auf. Melisande stockte der Atem. Wilfred war blass und dünn gewesen,

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