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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Straße. Lucas und Del eilten zum Truck, folgten ihr mit Blaulicht, holten sie nach etwa eineinhalb Kilometern ein und zwangen sie, am Straßenrand stehen zu bleiben.
    Sie kletterten aus ihrem Wagen und näherten sich dem ihren vorsichtig. Sie saß regungslos da, den Kopf aufs Lenkrad gestützt.
    »Aussteigen«, forderte Lucas sie auf.
    Sie hob den Kopf, starrte eine Weile geradeaus, schaltete den Motor aus und öffnete die Tür.
    »Mr. Davenport«, sagte sie.
    »Helen.«

    »Was ist passiert?«
    »Ricky hat den Truck in den Graben gesetzt. Sie haben ihn wahrscheinlich gesehen«, antwortete Lucas.
    »Ich dachte … Egal.«
    »Und wissen Sie was, Ma’am?«, sagte Del. »Ricky hat gesungen.«
    »Wie nicht anders zu erwarten.« Sie sah Del an und seufzte. »Wir waren nicht clever genug, um ungeschoren davonzukommen. Ich vielleicht noch eher, aber Ricky ist einfach ein bisschen … beschränkt.«
    »Warum haben Sie die anderen drei umgebracht?«, fragte Lucas.
    Sie runzelte die Stirn. »Die anderen drei? Sie meinen … Das waren wir nicht. Wir sind doch nicht wahnsinnig.«
    Lucas sah Del an. »Verdammt. Ich dachte, der Fall wäre gelöst.«
    Und an Helen gewandt, fügte er hinzu: »Sie haben das Recht zu schweigen …«

VIERUNDZWANZIG
    S ie bearbeiteten den Fall Davis/Sobotny in St. Paul.
    Helen Sobotny verlangte einen Anwalt; Davis schlug das Angebot aus und gab zu Protokoll, dass er die Leiche beiseitegeschafft und Beweismittel vernichtet habe: Die Tatwaffe, das Messer, befinde sich im Wald, irgendwo zwischen dem Haus von Alyssa Austin und der Stelle, an der die Leiche gefunden worden war; Genaueres könne er nicht sagen. Die Leiche habe er mit dem Abschleppwagen transportiert, was zu den Erkenntnissen der Spurensicherung passte.
    Helen Sobotny war am fraglichen Morgen nicht selbst zum Haus von Alyssa Austin gefahren, weil ihr Wagen nicht ansprang, sondern hatte sich von Ricky Davis hinbringen lassen. Nach dem Mord hatten sie hastig mit Küchentüchern und Putzmitteln sauber gemacht, was ebenfalls dem Inhalt des Spurensicherungsberichts entsprach. Dann hatten sie die Leiche auf den Truck geladen, damit Davis sie im Straßengraben deponieren konnte. Helen Sobotny hatte mittlerweile Frances’ Wagen in deren Wohnviertel zurückgebracht und dort abgestellt, um zu kaschieren, dass Frances am Nachmittag in Alyssa Austins Haus gewesen war.
    »Ehrlich, ich war so durcheinander, dass ich nicht mehr wusste, was ich tat«, erklärte Ricky Davis. »Sie hat mir Anweisungen gegeben, mir Feuer unterm Hintern gemacht, und als ich endlich wieder klar denken konnte, war’s schon zu spät. Mir war klar, dass es nicht funktionieren würde. Mein Vater hat immer gesagt: ›Verbrechen zahlen sich nicht aus. Am Ende wird der Täter gefasst.‹ Wie recht er doch hatte.«

    »Sie behaupten, Sie hätten die Aktion nicht geplant«, stellte Lucas fest. »Aber was war mit den fünfzigtausend Dollar? Da steckte doch sicher ein Plan dahinter.«
    Davis leckte sich über die Lippen. »Ja, stimmt wahrscheinlich. Ich hab die ganze Zeit an die Vögel denken müssen: kein Cholesterin, kein Fett. Damit hätte ich bestimmt Erfolg gehabt.«
    Dann sagte er noch, die Sache tue ihm leid, er werde nie wieder so etwas tun. Und er fragte, wer nun die Vögel versorgen würde, die morgens und abends gefüttert werden müssten. Del rief beim Tierschutzverein von Goodhue County an; die Frau dort versprach ihm, sich darum zu kümmern.
    Die Aussagen wurden aufgezeichnet.
    Lucas, Del und der Goodhue-Cop schilderten die Festnahme und das Verlesen der Rechte, was wichtig war, weil Davis sofort mit seinem Geständnis herausgeplatzt war.
    Am Ende erklärte Del: »Ich glaube, das hätten wir geschafft.«
    Der Goodhue-Deputy, ein gut gelaunter Farmerjunge mit blonden, kurz geschnittenen Haaren, klopfte Del auf die Schulter und sagte strahlend: »Mann, jetzt war ich doch glatt bei’ner Verhaftung in einem Mordfall dabei, zum ersten Mal. Ich fühl mich wie der Deputy des Monats.«
     
    Als sie das Gebäude verließen, war es neun Uhr, und der Mond hing klein und abweisend hinter Wolkenfetzen am östlichen Himmel.
    Auf dem Parkplatz redete Lucas mit Jenkins, der Shrake bei der Observierung von Heathers Apartment abgelöst hatte.
    »Heute hat sie sich ein langes, heißes Bad gegönnt«, berichtete Jenkins.
    »Also keine besonderen Vorkommnisse.«
    »Na ja, für mich ist so ein Bad schon ein besonderes Vorkommnis.
Ansonsten: keine Spur von irgendjemandem. Irgendwie hab ich das

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