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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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vorwärtszubewegen schienen.
    Das Gespräch ging immer weiter, weitete sich zum Streit aus: Loren, der sie drängte, Davenport umzubringen.
    »Er weiß es, er weiß es, er weiß es … Meinst du denn, Weather hätte sich aus reiner Menschenliebe mit dir unterhalten? Schwachsinn. Sie hat für ihn spioniert. Und wenn sie ihm gegenüber meinen Namen erwähnt, erinnert er sich. Er weiß von meinem Tod und schließt daraus, dass du eine psychische Störung hast. Sobald er von deiner Schuld überzeugt ist, wird er die nötigen Beweise beschaffen. Er ist verrückter als wir alle zusammen und erfolgsgeil. Er muss ausgelöscht werden, sonst wird er uns gefährlich.«
    »Nein, nein«, widersprach Alyssa. »Das würde er nicht tun. Er hat keine Beweise.«
    »Er wird welche finden, wenn er sich sicher ist, dass du die drei umgebracht hast.«
    »Nein, nein, nein …«
    Fairy schlug sich auf Lorens Seite. »Wer sollte schon davon erfahren, wenn wir’s richtig anpacken?«, fragte sie. »Bestimmt
würden sich viele Leute über seinen Tod freuen. Er muss jede Menge Feinde in den Twin Cities und im ganzen Bundesstaat haben, Drogendealer, Gangmitglieder. Diesmal verwenden wir eine Pistole, kein Messer, in der Dunkelheit. Ein Schuss ins Herz, und dann laufen wir weg.«
    »Das mache ich nicht«, wehrte sich Alyssa.
    »Ich schon«, entgegnete Fairy.
    »Ja«, sagte Loren.
    »Ich weiß. Sie mordet gern. Sie liebt den Geschmack von Blut, steckt die blutigen Finger in den Mund, saugt daran.«
    »Es wäre Notwehr«, erklärte Fairy. »Ganz einfach.«
     
    Alyssa wachte zitternd auf, weil sie das Oberbett weggestrampelt hatte. Ihre Gedanken waren glasklar, sie wusste, dass sie nicht mehr einschlafen würde. Also stand sie auf, schaltete das Licht an, holte ihre Tarotkarten hervor, mischte sie, legte ein Keltisches Kreuz, versuchte, sich zu konzentrieren: Was würde geschehen, wenn …?
    Die Karten gaben ihr keine befriedigende Auskunft. Sie gähnte, spielte mit dem Gedanken, sich wieder ins Bett zu legen, aber ihr war klar, dass das nichts nützen würde.
    Loren, der sich in einem Fenster zum See spiegelte, sagte: »Dir bleibt keine andere Wahl, Alyssa. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich im Frauengefängnis wohlfühlen würdest. Du bist nicht dafür geschaffen, in einer Zelle zu sitzen, Böden zu wischen oder in der Wäscherei zu arbeiten, bis du alt und schrumplig bist. Wir müssen ihn umbringen.«
    »Verschwinde, du Arschloch«, zischte sie. »Du hast mich da reingeritten. Hau ab und lass mich nachdenken.«
    Sie ging nach oben, blieb vor der Tür zu Hunters Schlafzimmer stehen, drückte sie auf und trat ein. Sein Geruch stieg ihr in die Nase. Er hatte ein altmodisches Rasierwasser - Bay Rum oder so - verwendet, dessen Duft nach wie vor in der Luft hing.

    In der Dunkelheit bemerkte sie die kleinen, bernsteinfarbenen Lichter der Stereoanlage. Hatten die immer schon geblinkt? Möglich. Nach Hunters Tod war sie nie länger als ein paar Minuten am Stück in seinem Zimmer gewesen. Einem plötzlichen Impuls folgend, ergriff sie die Fernbedienung und drückte auf den Startknopf. Aus den Lautsprechern erklang Paul Simons »Still crazy, after all these years …«
    Alyssa setzte sich auf Hunters Bett, schloss die Augen, ließ sich von karmischer Energie durchströmen. Als der Song zu Ende war, machte sie die Augen wieder auf und zog die unterste Schublade des Nachtkästchens heraus.
    Der Revolver lag noch darin - ein.38er. Sobald das verdeckte Tragen von Waffen in Minnesota erlaubt worden war, hatte Hunter sich um eine Lizenz bemüht und den.38er eine Weile mit sich herumgeschleppt, bis er ihm zu schwer wurde und er ihn zu Hause ließ.
     
    Sie nahm die Waffe aus der Schublade, wog sie in der Hand, hielt sich den Lauf an die Schläfe, schloss die Augen, wollte abdrücken.
    »Nicht«, schaltete sich Loren ein. »Bitte, Alyssa. Das Ding könnte losgehen.«
    »Tu mir nicht weh«, flehte Fairy.
    Alyssa senkte kichernd den Revolver und steckte den Lauf in den Mund. Doch er schmeckte so scheußlich, dass sie ihn wieder herausnahm.
    »Ich muss nachdenken«, sagte sie.
    »Ein Schuss in der Nacht, und das Davenport-Problem ist gelöst«, erklärte Loren. »Wir müssen uns nicht mal beeilen. Beobachte nur einfach sein Haus. Wenn nicht alles passt, verschwinden wir wieder.«
    »Vielleicht geht er ja jeden Abend um acht ins Bett«, murmelte Alyssa.
    »Das glaube ich nicht - er hat doch erwähnt, dass er oft
spät arbeitet. Weather sagt, in dieser

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