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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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traten ihr vor Zorn fast aus dem Kopf, als sie knurrte: »Vor einer halben Stunde.«
    Im nächsten Moment hielt vor der Tür ein Streifenwagen, aus dem ein Uniformierter stieg. »Und wie kann ich ihn erreichen?«
    »Im Moment überhaupt nicht«, zischte sie. »Er hat nämlich’ne Verabredung.«
    »Wo?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich bin doch nicht seine Mutter.«
    »Wo wohnt er?«
    Als sie erneut die Augen verdrehte, musste Lucas an sich halten, um nicht über die Theke zu springen und die Adresse aus ihr herauszuprügeln. »Keine Ahnung. Uptown.«
    »Und seine Telefonnummer?«
    »Die darf ich nicht rausgeben«, wiederholte sie.
    Da trat der Polizist von draußen herein, nickte Lucas zu und fragte: »Was ist los?«
    »Ach, was soll’s«, knurrte die Frau. Lucas gab dem Cop ein Zeichen, sich zurückzuhalten, während die Frau ein Klemmbrett unter der Theke hervorholte, die Liste darauf durchging und die Nummer vorlas.
    Lucas notierte sie. »Wie heißt er mit Nachnamen?«
    »Carter.«
    Lucas schrieb auch den Namen auf und sagte zu dem Uniformierten: »Gehen wir. Die Madonna hier wollte mich an der Nase rumführen.«

    Als sie schon fast an der Tür waren, rief sie ihnen nach: »Verpisst euch.«
    Sie zuckten beide zusammen.
    »Sorry«, entschuldigte sich Lucas draußen. »Sie dachte, sie könnte mit mir Katz und Maus spielen. Ich wollte nur die Nummer von jemandem rauskriegen.«
    Durch die geschlossene Tür hörten sie ein letztes »Verpisst euch!«.
    »Die sollte ein paar Pillen einwerfen, damit sie ruhiger wird«, sagte der Polizist und verabschiedete sich.
    Im Wagen wählte Lucas Roy Carters Nummer in der Hoffnung, dass sie zu seinem Handy weitergeleitet würde, doch es klingelte endlos. Er brauchte eine Viertelstunde quer durch Minneapolis zu Carters Wohnung in einem großen alten Gebäude, das in vier schäbige Apartments unterteilt war. Lucas ging die Treppe in den ersten Stock hinauf, wo er unter Carters Tür Licht sah. Er klopfte, einmal, zweimal, dreimal. Nicht einmal eine Bodendiele knarrte.
    Wieder unten am Porsche, spielte er mit dem Gedanken, nach Hause zu fahren, holte dann jedoch die Namensliste heraus, die Alyssa Austin ihm gegeben hatte. Beim ersten Durchgehen waren ihm einige Adressen in Uptown aufgefallen; auch Karl Lageson, der Mann, den Charlene Mobry erwähnt hatte, wohnte in diesem Viertel.
    Er sah auf seine Uhr. Noch früh am Tag.
    Lucas erfragte Lagesons Adresse vom diensthabenden Beamten des SKA. Es handelte sich um ein Ziegelgebäude mit Fahrradständer davor. Lucas klopfte und war einigermaßen überrascht, als die Tür geöffnet wurde.
    Lageson war ein groß gewachsener Mann mit fahler Gesichtshaut und schwarzem Pferdeschwanz, so um die dreißig, und erinnerte tatsächlich ein wenig an einen Lurch. Er war gerade dabei, weißen Fisch in einer gusseisernen Pfanne zuzubereiten, und bat Lucas herein.

    »Wahrscheinlich hätt’ ich der Polizei von der Fairy erzählen sollen«, sagte er, während er den Fisch sachgerecht im heißen Öl wendete. »Dick war groß und kräftig und diese Frau eher zierlich. Wenn die versucht hätte, ihn mit dem Messer abzumurksen, wär’ sie im Fluss gelandet … Trotzdem hätt’ ich’s erwähnen sollen. Ich wollte mich nicht lächerlich machen und sie in Schwierigkeiten bringen; sie wirkte so … klein und harmlos.«
    »Sie hatten sie nie zuvor gesehen?«
    »Nein, die wäre mir aufgefallen. Sie war nämlich richtig hübsch.«
    »Wie alt?«
    »Anfang zwanzig vielleicht? Bewegte und kleidete sich wie’ne Tänzerin. Ganz in Schwarz, aber nicht düster. Sie mochte Klamotten, das lag auf der Hand. Und sie hatte Geld und lachte über Dicks Witze … War allerdings verschwunden, bevor Dick sich auf den Weg machte. Ungefähr eine Stunde vor Schließung des Lokals.«
    »Sie haben nicht mit ihr geredet?«
    »Nein, hat sich nicht ergeben.«
    »Oder mit Dick über sie gesprochen?«
    »Nein, ich war mit Freunden da, und der ganze Auftritt der Fairy dauerte ja nur ungefähr zehn Minuten. Ich hab sie nie vorher und nachher gesehen.« Er öffnete die Ofentür, und der Duft von gebackenem Brot erfüllte den Raum. »Mögen Sie Baguette?«
    »Klar.«
    Sie aßen warmes Baguette mit Butter und tranken frisch gemahlenen Kaffee dazu, und Lageson verzehrte seinen Fisch. Der Geruch von gutem Essen überlagerte den von abgestandenem Marihuana-Rauch. Er habe Frances Austin gekannt, erzählte Lageson. »Wir waren in denselben Lokalen, und ich hab schon mal mit ihr geplaudert. Ich

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