Im Sog Des Boesen
fand sie nett. Aber es hat nicht gefunkt zwischen uns.«
»Hatte sie denn mit sonst jemandem was?«
Es entging Lucas nicht, dass Lageson mit der Antwort zögerte. »Nun sagen Sie schon«, ermutigte er ihn. »Sie schulden uns noch was.«
»Ich mag nur nicht …«
»Cops?«
»Darum geht’s nicht.« Er schob einen Salzstreuer mit einem Finger herum. »Ich möchte niemanden in Schwierigkeiten bringen.«
»Wir suchen einen kaltblütigen Killer«, erinnerte ihn Lucas und nahm sich ein weiteres Stück Baguette. »So eine Tat würde ich bestimmt keinem Unschuldigen anhängen. Allerdings sollten Sie mich auch nicht auf eine falsche Fährte locken und mich auf jemanden hetzen, den Sie nicht leiden können.«
Lageson sah Lucas eindringlich an. »So was würde ich nie tun.«
»Gut. Also raus mit der Sprache. Sie wissen doch etwas.«
»Frances hat viel Zeit mit Denise Robinson verbracht. Denises Freund Mark McGuire war auch mit von der Partie. Was sie vorhatten, weiß ich nicht.«
»Danke«, sagte Lucas und wischte sich den Mund mit einer roten Stoffserviette ab. »Sonst noch was?«
»Nein. Sie steckten immer zusammen.«
Lageson, dachte Lucas, als er sich verabschiedete, war gar kein schlechter Kerl, trotz des Dope. Bei der Verbrecherjagd begegnete Lucas ziemlich vielen anständigen Leuten. Aber leider waren die im Allgemeinen längst nicht so interessant wie die Mistkerle.
Patricia Shockley.
Er fand einen Parkplatz zwei Blocks von ihrem Haus entfernt und ging die paar Meter zurück, den Kopf zum Schutz
gegen die Kälte gesenkt und die Hände in den Taschen. Ein junges, fahlgesichtiges Pärchen überquerte die Straße, bevor Lucas es erreichte. Mein Gott, dachte Lucas, sehe ich etwa aus wie ein Schläger? In der Dunkelheit, mit der Jeans und der schwarzen Lederjacke - möglich.
Patricia Shockleys Wohnung befand sich in einem Gebäude, das ähnlich wie das von Carter umgewandelt worden war, allerdings größer und besser erhalten wirkte. Die Haustür war verschlossen. Er drückte auf eine Klingel mit dem Schildchen: Shockley/Price. Aus der Gegensprechanlage ertönte eine Frauenstimme: »Wer ist da?«
»Lucas Davenport, Staatskriminalamt«, antwortete er. »Ich ermittle in den Fällen Ford und Austin und würde gern mit Patricia Shockley sprechen.«
Kurzes Zögern, dann: »Woher haben Sie meinen Namen?«
»Von Alyssa Austin. Außerdem stand er in einer Akte, wegen einer Befragung durch meinen Kollegen Benson.«
»Kommen Sie rein.«
Lucas betrat den Flur, auf dessen Holzboden ein Perserteppich lag und von dem aus eine breite Eichenholztreppe nach oben führte, wo eine Frau ihn begrüßte und heraufwinkte.
Patricia Shockley, Ende zwanzig, in voller Goth-Montur - schwarze Leggings, schwarze Bluse, schwarz gefärbte Haare, abgenagte schwarze Fingernägel -, ging ihm voran zu ihrer Wohnung. Eine zweite Goth-Frau mit schwarzem Etuikleid im Stil der sechziger Jahre über schwarzen Leggings saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Barhocker in der Küche.
»Meine Mitbewohnerin Leigh Price«, stellte Patricia Shockley sie vor.
Leigh leckte lächelnd ein Messer mit Erdnussbutter ab. »Ein Bulle«, bemerkte sie. Leigh war der Fairy-Typ, wenn
Lucas das richtig verstand: klein, zierlich, dunkel, hübsch, vielleicht dreißig. Die breiter gebaute Patricia erinnerte neben ihr an einen Basketballspieler.
»Arbeiten Sie immer nachts?«, fragte Patricia.
»Ich suche nach jemandem«, antwortete Lucas. »Kennt eine von Ihnen Roy Carter?«
Die Frauen sahen einander an und schüttelten den Kopf. »Nein, glaub ich nicht«, sagte Patricia. »Wer soll das sein?«
»Er arbeitet in Mike’s Liquors und geht gern ins A1.«
Leigh schüttelte erneut den Kopf. »Nicht unsere Szene. Warum interessiert Sie das?«
»Ich versuche, mir ein Bild von Frances Austins Freundeskreis zu machen.«
»Ich war nicht mit Frances befreundet«, erklärte Leigh.
»Ich schon, seit der Schulzeit«, sagte Patricia. »Sie war echt nett, wenn man sie ein bisschen besser kannte - aber Leigh fand sie eingebildet.«
»Arrogante reiche Zicke. Trotzdem hätte ich sie nicht ins Jenseits befördert«, versicherte Leigh und blickte Lucas mit ihren dunklen Augen an, während sie das Messer in das Glas mit Erdnussbutter steckte.
»Würden die Leute aus der Szene Sie eine Fairy nennen?«, fragte Lucas Leigh.
Sie hob die Augenbrauen. »Möglich.«
»Klar«, meinte Patricia. »Du bist eine Fairy.«
»Genau wie du«, sagte Leigh zu ihrer
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