Im Sog Des Boesen
arbeitet in einem Spirituosengeschäft in Dinkytown. Angeblich hat der mit ihr geredet.«
Lucas holte sein Notizbuch heraus und schrieb hinein: »Roy, Schnapsladen in Dinkytown.«
»Im Mike’s«, ergänzte der Barkeeper.
»Mike’s an der Fourteenth?«
»Keine Ahnung«, antwortete der Barkeeper. »Ich weiß bloß, dass Roy bei Mike’s arbeitet.«
»Ich war schon mal da«, meldete der zweite Mann an der Theke sich zu Wort. »Ist ein kleines Geschäft, gleich bei einem Burger King.«
»Okay«, meinte Lucas. »Und was sagt Ihnen der Name Karl Lageson?«
Der Barkeeper schüttelte den Kopf. »Nichts.«
»Das könnte Lurch sein«, sagte der erste Gast an der Theke und fügte an Lucas gewandt hinzu: »Ein großer, kräftiger, ziemlich blasser Weißer. Tief liegende Augen, breite Stirn. Sieht aus, als könnte er einen Verstärkungsbolzen im Nacken brauchen. Mehr weiß ich auch nicht über ihn.«
»Den hab ich schon mal mit Roy beobachtet«, erinnerte sich der zweite Mann an der Bar.
»Noch mal zurück zu dieser Goth-Frau mit dem tollen Hintern«, meldete sich der Barkeeper zu Wort. »Ich kenn die, mit denen die Beamten von der Stadtpolizei gesprochen haben. Von denen hat keine einen tollen Arsch.«
»Vielleicht ist sie neu in der Szene, diese andere Goth-Frau«, mutmaßte Lucas.
»Möglich«, sagte der Barkeeper. »Oder einfach nur ein Hirngespinst.«
Wenig später verließ Lucas das Lokal, holte das Handy aus der Tasche und rief zu Hause an. »Du musst mit dem Essen nicht auf mich warten«, informierte er Weather. »Ich kauf mir ein Sandwich. Bin in der Sache Alyssa Austin unterwegs.«
»Irgendwas Neues?«, erkundigte sich Weather.
»Eine mysteriöse Frau.«
»Das ist immer gut.«
»Darüber unterhalten wir uns heute Abend ausführlicher.«
Auf dem Weg zu einem Sandwichladen gegenüber vom Supermarkt nahm Lucas eine Gratiszeitung mit, die er beim Essen las. Als er die Straße zu seinem Wagen überquerte, war es bereits dunkel.
Mike’s, einen winzigen Eckladen in einem Gebäude aus den zwanziger Jahren mit nachgemachter Ziegelfront, Neonbierwerbung und gitterverstärktem Fenster, erreichte er nach einem Stau aufgrund eines kleineren Unfalls zwanzig Minuten später. Eine junge, pummelige Wasserstoffblondine mit einem daumengroßen blauen Fleck unter einem Auge und Pickeln auf der Nase führte auf einem Hocker an der Theke ein Handy-Gespräch. Als Lucas eintrat, nahm sie den Apparat einen Moment vom Ohr und fragte: »Kann ich was für Sie tun?«
Lucas hielt ihr seinen Ausweis hin. »Ich möchte mit Ihnen über Roy reden.«
Daraufhin sagte sie ins Telefon: »Ich hab hier jemanden von der Polizei, geht wohl um Roy … Keine Ahnung, bleib dran.« Das Handy an der Schulter, fragte sie Lucas: »Was ist mit Roy?«
»Könnten Sie auflegen?«
Ins Handy: »Ich soll Schluss machen. Ja, ist er.« Lucas, der meinte, das Wort »Arschloch« aus dem Telefon gehört zu haben, rieb sich die Stirn. Die Blondine sagte: »Ich ruf dich später noch mal an.« Dann wandte sie sich wieder Lucas zu: »Ja?«
»Ich bin auf der Suche nach einem gewissen Roy, der angeblich bei Ihnen arbeitet«, erklärte Lucas.
»Der ist heimgegangen.«
»Seine Telefonnummer?«
»Die darf ich Ihnen nicht geben.«
»Ich bin bei der Polizei. Sie dürfen.«
Sie verdrehte die Augen. »Ich darf sie niemandem geben.«
»Wären Sie so freundlich, mir das Leben nicht schwer zu machen?«
»Ich? Sie sind doch das Arschloch hier.«
Lucas sah sie an. Offenbar machte es ihr Spaß, ihn zu schikanieren. Er überlegte kurz, bevor er sein Handy herausholte, den Kurzwahlknopf drückte und sich meldete: »Lucas Davenport vom SKA … Ja, hallo, Rog. Könntet ihr ein Team zu Mike’s Liquors an der Fourteenth in Dinkytown schicken? Ich ermittle im Mordfall Ford und habe hier eine Zeugin, die mir Knüppel zwischen die Beine wirft. Ich brauche den Namen und die Adresse des Inhabers, weil ich ihn vielleicht später kontaktieren muss. Ja, danke. Wär’ gar nicht schlecht, wenn ihr sie mitnehmt, damit sie eine Weile in der Zelle nachdenken kann. Ja. Bis dann.«
Lucas hatte das Gespräch kaum beendet, als sie entsetzt
fragte: »Mich mitnehmen?« Lucas ging zur Tür und schaute hinaus. Sie rief ihm nach: »Moment mal. Was soll das?«
Lucas verschränkte die Arme, den Blick nach draußen gerichtet.
»Hey, hören Sie mir überhaupt zu?«
Er drehte sich zu ihr um. »Wann ist Roy gegangen?«
Ihr Gesicht nahm die Farbe einer Cola-Dose an, und die Augen
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