Im Sog Des Boesen
schmuddelig wurde, mit einer Markise im Theaterstil über der Tür. Darauf stand: Surf & Turf 9,99 Dollar und Happy Hour 5 - . Das sollte entweder witzig sein, oder die weiteren Zahlen waren einfach heruntergefallen.
Lucas schlenderte den Gehsteig entlang, sah von außen in Lokale, beobachtete Passanten. Das A1 wirkte in Ehren heruntergekommen. Es war kein Ort für Prügeleien, aber auch keiner, an dem man seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht hätte.
Der lilafarbene Teppich im Innern fühlte sich unter seinen Sohlen feucht und schwammig an. Jazztöne erklangen aus den Lautsprechern über ihm, und die rot beschirmten Lampen entlang der Wand zu seiner Linken tauchten den Raum in gedämpftes gelbes Licht. In vier der Nischen saßen Paare, in einer versuchte ein einzelner Mann, Zeitung zu lesen. Zwei weitere Männer tranken Bier an der Bar, einen leeren Hocker zwischen sich.
Der Barkeeper, ein Mann mit hängenden Schultern, schütterem Haar und rostfarbenem Bart, stapelte halbnasse Gläser übereinander. Lucas beugte sich über die Theke und fragte: »Ist Tom Harris da?«
Der Barkeeper riss Papier von einer Küchenrolle, um sich die Hände abzuwischen. »Nein. Kommt wahrscheinlich später heute Abend, so gegen acht oder neun.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Sind Sie von der Polizei?«
Lucas nickte. »Ich versuche, mehr über eine Goth-Frau zu erfahren. Angeblich hat man sie in Dick Fords Gesellschaft gesehen an dem Abend, an dem er ermordet wurde.«
»Glauben Sie, sie war’s?«
»Ich würde nur gern mit ihr reden«, sagte Lucas. »Irgendwelche Ideen, wo ich sie finden könnte?«
Der Barkeeper schüttelte den Kopf. »Ich war in der fraglichen Nacht nicht hier. Gott sei Dank. Sonst hätt’s am Ende mich erwischt.«
»Hat jemand sie erwähnt …?«
»Die üblichen Gespräche am Tresen. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob wir sie kennen oder noch nie gesehen haben.«
»Würden Sie mir das genauer erklären?«
»In der Nacht waren drei oder vier Goth-Frauen da«, sagte der Barkeeper und beugte sich ein wenig vor, um die Unterarme auf der Theke abzustützen. »Das ist nichts Ungewöhnliches. Ihre Kollegen haben das schon überprüft.«
»Ich arbeite für das SKA, nicht für die Stadtpolizei«, erläuterte Lucas. »Ich habe überhaupt nichts überprüft.«
»Tja, dann sollten Sie sich mal mit den Leuten von der Stadtpolizei unterhalten«, empfahl ihm der Barkeeper. »Die kennen die Namen der Goths. Allerdings gibt es Gerüchte, dass da noch eine andere war. Und jetzt wissen wir nicht, ob das stimmt oder das Gerücht sich verselbständigt hat.«
»Hm.«
»Klingt ziemlich schräg«, sagte einer der Männer an der Bar, der offenbar schon ein paar Gläser intus hatte und mit seinem braunen Anzug und seiner grünen Nylonkrawatte aussah wie ein Versicherungsvertreter.
Lucas wandte sich ihm zu. »Ja?«
»Je mehr ich über die Kleine höre, desto heißer wird sie«, erklärte der Mann. »Gestern wusste noch keiner was über sie, und heute ist sie schon wie diese - wie heißt die Filmschauspielerin mit dem Schmollmund gleich noch mal?«
»Sie hat einen Schmollmund?«
»Das war nur ein Beispiel.« Der Mann nahm einen Schluck Bier.
Der andere Gast fügte hinzu: »Über ihren Mund hat sich niemand ausgelassen. Allerdings sind sich alle darüber einig, dass sie einen tollen Hintern hat.«
»Stimmt«, bestätigte der Barkeeper.
»Tja, das schränkt den Kreis schon mal ziemlich ein«, brummte Lucas.
»In Wisconsin wär’ das ein eindeutiges Identifizierungskriterium«, sagte der zweite Mann an der Theke.
»Wann ist das Gerücht aufgekommen?«, wollte Lucas wissen.
»Ich hab’s gestern Nachmittag zum ersten Mal gehört, von den Mittagsleuten«, antwortete der Barkeeper.
»Ich auch«, pflichtete ihm der erste Gast bei, und der andere nickte ebenfalls.
Lucas blickte hinüber zu den Gästen in den Nischen. »Wie ein Gothic-Schuppen sieht das hier aber nicht gerade aus.«
»Um sieben wechselt das Publikum«, erklärte der Barkeeper. »Da verschwinden die Büroleute, und die Nachtschwärmer tröpfeln rein.«
»Gruselig«, sagte der zweite Mann an der Theke und rülpste.
»Kennen Sie auch nur einen, der tatsächlich glaubt, sie gesehen zu haben?«, fragte Lucas.
Der Barkeeper seufzte. »Darüber sollten Sie tatsächlich mit Tom sprechen.«
Einer der Männer an der Theke sagte: »Mein Gott, Jerry. Man hat Dick umgebracht.« Und an Lucas gewandt fügte er hinzu: »Da ist so ein Typ, der heißt Roy und
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