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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Mitbewohnerin.
    »Eher von der plumpen Sorte.«
    »Ach was«, widersprach Leigh, doch ihre Augen funkelten spöttisch.
    Patricia Shockley und Frances Austin hatten die Blake Academy gemeinsam vom Kindergarten bis zum Abschluss besucht und sich dann an unterschiedlichen Colleges eingeschrieben.
    »Wir kannten uns sehr lange«, erzählte Patricia. »Im College
hatten wir weniger Kontakt, sind nur ein- oder zweimal im Jahr miteinander zum Essen oder auf einen Drink ausgegangen. Und wir haben uns beide für die Gothic-Szene interessiert, allerdings aus unterschiedlichen Richtungen, sie aus der feministischen, ich aus der literarischen.«
    »Ich komme aus der magischen«, mischte Leigh sich ein.
    »Dann wissen Sie also nicht, mit wem sie normalerweise verkehrte?«, erkundigte sich Lucas.
    »Abends war sie oft mit Studenten unterwegs. Sie hat’s immer wieder mal mit dem Graduiertenstudium versucht, aber weil es in ihrem Fach keine Jobs gab, wollte sie etwas Praktisches anfangen. Ich muss morgens früh raus und bin deshalb nachts nicht so spät auf der Piste.«
    »Was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin in der Immobilienbranche und möchte in ein oder zwei Jahren ein Jurastudium beginnen. Mein Dad hat mir versprochen, es zu finanzieren.«
    »Ich bin Chemikerin«, sagte Leigh, »und arbeite für 3M, in der medizinischen Abteilung.«
    Sie hatten Frances in den zwei Wochen vor ihrem Verschwinden beide nicht gesehen. Patricia war ihr davor an einem Montag oder Dienstag bei Macy’s begegnet, wo sie sich eine Weile bei Zimtbretzeln unterhielten.
    »Gedanken hat sie sich eigentlich nur über ihre Zukunft gemacht«, sagte Patricia.
    »Hat sie je von ihrer Mutter geredet?«, fragte Lucas.
    »Die ganze Zeit, sie hat sie aufrichtig bewundert. Ihre Mom ist ein Freigeist und eine knallharte, clevere Geschäftsfrau.«
    »Ihre Mutter behauptet, es hätte seit dem Tod ihres Mannes Spannungen zwischen ihr und ihrer Tochter gegeben«, bemerkte Lucas.
    »Die Sache mit ihrem Vater hat sie ziemlich erschüttert«, pflichtete Patricia ihm bei. »Sie fand das Verhalten ihrer
Mutter ihm gegenüber manchmal ungerecht, aber … richtig wütend war sie nicht auf sie. Sie sollte mithelfen, seinen Nachlass zu regeln, und nahm das sehr ernst.«
    Lucas warf einen Blick in sein Notizbuch. »Kennt eine von Ihnen Denise Robinson und Mark McGuire?«
    Die Frauen sahen einander an.
    »Klar, Denise und Mark«, sagte Leigh.
    »Was machen die?«
    »Irgendwas mit dem Internet - sie wollen eine kommerzielle Website einrichten. Hat was mit Videowerbung zu tun … so gut kenne ich mich da nicht aus. Tagsüber arbeitet Mark mit Lkws. Computer und Trucks, mehr weiß ich nicht.«
    »Ihr Verhältnis zu Frances war unmittelbar vor ihrem Verschwinden angeblich sehr eng«, sagte Lucas.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Patricia, und Leigh schüttelte den Kopf.
    »Gut. Ich brauche Namen - wahrscheinlich ziemlich viele, bis ich auf eine Spur stoße.«
    Patricia nannte Lucas drei Namen und gab ihm die Nummern von zweien davon. Die dritte könne er über die anderen erfragen. Er erkannte zwei von Alyssa Austins Liste.
    »Könnte man eine von denen als Fairy bezeichnen?«, fragte Lucas.
    »So wichtig ist uns diese Fairy-Sache nicht«, erklärte Leigh.
    »O doch«, widersprach Patricia. »Du kultivierst den Look selber. Solche Mädchen heißen auch Lolis, die Kurzform von Lolita.«
    »Oder Lollipop«, fügte Leigh hinzu.
    »Man hat mir gesagt, dass die Frau, nach der ich suche, der Fairy-Typ ist«, erklärte Lucas.
    »Wie ich«, sagte Leigh.
    »Könnte Karen Slade sein. Sie wäre schlank genug«, mutmaßte Patricia.

    »Ein bisschen groß«, sagte Leigh.
    Lucas setzte einen Haken neben Karen Slades Namen. »Danke. Ich melde mich, falls sich weitere Fragen ergeben.«
    »Tun Sie das«, erwiderte Leigh.
     
    Draußen sah er auf seine Uhr. Lucas war eine halbe Stunde zuvor bei Roy Carter gewesen; möglicherweise lohnte es sich, noch einmal bei ihm vorbeizuschauen.
    Er fand einen Parkplatz nur zwei Häuser von Carters Wohnung entfernt. Die Treppe rauf, klopfen, auch jetzt keine Reaktion. Doch als er sich von der Tür abwandte, streckte eine Frau auf demselben Flur den Kopf aus einer anderen Tür.
    »Suchen Sie Roy?«
    »Ja.« Die Frau hatte ein rundes, unnatürlich blasses Gesicht und trug Lippenstift, der im düsteren Licht des Flurs fast schwarz wirkte, sowie ein lockeres schwarzes, bis zu den Knöcheln reichendes Gewand. Wieder eine Goth, dachte Lucas. Hier musste irgendwo ein Nest

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