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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Frühstückstisch landete, rannte hinaus und um die Seite des Hauses herum, wo er Shrake auf sich zukommen sah. Antsy, der Hemd, Jeans, Socken, aber keine Schuhe trug, war aus dem Mansardenfenster geklettert, kauerte nun auf der Dachkante und überlegte, ob er die fast vier Meter hinunterspringen sollte.
    Da zuckte der Schaft von Jenkins’ Waffe durch das zerbrochene Fenster zwischen seine Schulterblätter, und er
kippte nach vorn. Antsy versuchte, das Gleichgewicht zu halten, ruderte mit den Armen, rief »Scheiße!« und landete in der Rosenhecke des Nachbarn, wo er sich auf den Bauch rollte.
    Shrake eilte zu ihm, schlug ihm ins Gesicht und trat ihm in die Eier.
    Antsy rappelte sich ächzend aus der Hecke auf, die Hände im Schritt, Blut lief ihm aus dem Mund. Lucas sprang über den niedrigen Maschendrahtzaun des Nachbarn und versetzte Antsy einen Schlag zwischen die Augen.
    Antsy sank in die Hecke zurück und rührte sich nicht mehr. Jenkins, der gerade aus dem Haus gerannt kam, rief aus: »Scheiße, ihr hättet wirklich auf mich warten können!«
    »Er ist gefährlich«, erklärte Lucas schwer atmend und schüttelte die Hand aus.
    Da kam Antsys Mutter mit dem Fleischermesser aus dem Haus.
    »Wie die Mutter, so der Sohn«, bemerkte Jenkins und stieß ihr den Schaft seiner Waffe ins Gesicht, als sie sich auf Shrake stürzen wollte. Sie ging ächzend zu Boden.
    Nun erklangen Sirenen, und kurz darauf lief ein Uniformierter der Stadtpolizei von St. Paul auf sie zu. »Widerstand gegen die Staatsgewalt«, stellte er fest und trat Antsy so heftig in die Rippen, dass er aus der Hecke rollte.
    Seine Kollegen, die wenig später eintrafen, lehnten Antsys Mutter mit dem Rücken an die Mauer, und Antsy sagte: »Das werdet ihr noch bereuen, ihr Scheißkerle. Wir haben mehr Waffen als ihr, und bald ist Siggy wieder da. Ihr habt unsere Mom verprügelt, ihr Arschlöcher.«
    »Auf Siggy freu ich mich schon«, knurrte Jenkins.
     
    Lucas war erst um halb fünf wieder im Büro. Seine Sekretärin Carol sah ihn an und fragte: »Körperliche Ertüchtigung?«

    »Ja.« Er fühlte sich, bis auf die Tatsache, dass seine rechte Hand schmerzte, ziemlich gut.
    Die Toms lagen unter Bewachung im Regions-Krankenhaus, beide mit mehreren gebrochenen Knochen, Antsy mit jeder Menge Dornen im Fleisch.
    »Da können wir nichts tun«, erklärte der behandelnde Arzt. »Die muss der Körper irgendwie selber loswerden. Wird allerdings höllisch jucken.«
    »Tja, damit muss er jetzt wohl leben«, verkündete Shrake.
     
    »Neuigkeiten von Dan Hall«, sagte Carol. »Fidelity hat ihm auf Anfrage den eingelösten Scheck gefaxt. Frances Austin hatte ein Girokonto bei der Riverside State Bank.«
    »Hm.« Die Antsy-Aktion hatte Lucas vorübergehend vom Fall Austin abgelenkt und so viel Adrenalin freigesetzt, dass er am liebsten lachend und grölend Bierdosen die Straßen entlanggekickt hätte.
    »Ich hab die nötigen Genehmigungen für Sie eingeholt«, informierte ihn Carol und reichte ihm ein Dokument mit seiner eigenen Unterschrift. »Die Riverside State macht um fünf zu. Sie müssen bloß die Formulare vorlegen, dann kriegen Sie die Unterlagen.«
    Lucas’ Adrenalinschub ließ allmählich nach. »Hätte ich das nicht selber unterschreiben sollen?«
    »Sie waren ja da - im Geiste.«
    Die Riverside State Bank befand sich nicht, wie ihr Name vermuten ließ, am Fluss, sondern eher versteckt im Zentrum von St. Paul. Lucas stellte seinen Wagen an der Straße ab, holte sich eine Tüte Popcorn und machte sich über die Skyways auf den Weg, immer noch den Kampf gegen Antsy im Kopf.
    Das Bankgebäude war in unauffälligen Brauntönen gestrichen; in einem Fantasyroman hätte es als Tor zu einer alternativen Welt herhalten können.

    Der stellvertretende Leiter dieser Filiale, ein groß gewachsener Mann mit schütterem Haar und Wieselzähnen, nahm Lucas’ Genehmigung entgegen und reichte ihm dafür eine Aufstellung über Frances Austins Kontobewegungen.
    »Ist das alles?«, fragte Lucas mit einem Blick auf das eine Blatt Papier. »Eine einzige Seite?«
    »Ja, ein ungewöhnliches Konto«, bestätigte der Mann. »Was hat sie wohl damit vor?«
    Lucas schüttelte den Kopf. »Sie ist tot.«
    Der Mann schlug die Hand vor den Mund. »Wurde … Geld abgezogen?«
    »Nein, nein, man hat sie ungefähr einen Monat nach der letzten Abhebung ermordet. Dieses Konto läuft nach wie vor wie gehabt, oder? Hat sich jemand wegen der Regelung des Nachlasses mit Ihnen in Verbindung

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