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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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seine Namensliste und wählte eine weitere Nummer. Alyssa Austin meldete sich erst nach einer ganzen Weile. Er legte auf, ohne etwas zu sagen - sie war also zu Hause. Falls die Frau, die er hatte wegrennen sehen, die Fairy war, handelte es sich nicht um Alyssa Austin.
    Da blieb der Notarztwagen stehen, einer der Sanitäter gab eine Anweisung, die Lucas nicht verstand, und die Türen öffneten sich: Sie waren am Krankenhaus angelangt.

    »Sir, verstehen Sie mich?«, fragte einer der Ärzte auf dem Flur. »Sir? Es wird mehr nötig sein als nur ein paar Stiche; Sie haben ein richtiges Loch im Oberschenkel, das muss ich säubern. Geben Sie uns die Erlaubnis?«
    »Ja, ja, machen Sie.«
    »Nehmen Sie Aspirin, Herzmedikamente oder irgendetwas anderes, das sich auswirken könnte auf …«
    Es verging einige Zeit - er wusste nicht, wie viel -, bis er wieder bewegt wurde. Dann war er plötzlich nackt und spürte etwas Kaltes, Feuchtes an Bein und Bauch. Pfleger zogen und schoben ihn auf den OP-Tisch, wo ein Mann mit Maske ihn von oben musterte, und er tauchte ab …
    Als er wieder zu sich kam, saß Weather mit kreidebleichem Gesicht auf einem Stuhl neben seinem Bett. Er befand sich im Aufwachzimmer.
    »O Mann«, stöhnte er.
    Sie stand auf, die Handtasche an die Brust gepresst, und begann zu weinen.
    »Mein Gott, hast du mich erschreckt …«
    »Diesen Scheißkerl bring ich um«, schwor Lucas.

NEUN
    D er Arzt und Weather bestanden darauf, dass Lucas die folgenden beiden Nächte im Krankenhaus verbrachte und auf dem Rücken schlief, was er sonst nie tat. Danach hatte er höllische Schmerzen im Kreuz.
    Am Morgen nach der Schießerei tauchte der Arzt ziemlich früh, am Ende seiner Schicht, auf, sah sich die Wunde an und lobte sich selbst: »Gute Arbeit.«
    »Alle meinen, es ist nicht so schlimm«, sagte Lucas.
    »Stimmt«, bestätigte der Arzt, ein klein gewachsener, kompakter, dunkler Mann mit durchtrainiertem Handballerkörper. »Hätte aber auch ins Auge gehen können. Zwei Zentimeter weiter links, und die Arterie wäre zerfetzt worden. Die Chancen, dass Sie es dann noch lebend in die Klinik geschafft hätten, wären vierzig zu sechzig gewesen. Fünf Zentimeter nach rechts, und es hätte die Genitalien erwischt. Dann würden die Mikrochirurgen jetzt versuchen zu retten, was zu retten wäre.«
    »Keine schöne Vorstellung.«
    »Nein. Jedenfalls werden wir Sie heute hierbehalten, vielleicht auch noch morgen. Es war Schmutz in der Wunde von Ihrer Jeans. Ich hab sie ziemlich sauber gekriegt, möchte aber sicher sein, dass sie sich nicht entzündet.«
    »Werden die Schmerzen schlimm sein?«
    »Auf einer Skala von eins bis zehn? Anfangs um die fünf, später eine Drei, und nach einer Weile hören sie ganz auf«, antwortete der Arzt. »Sogar relativ schnell. In ein paar Wochen sind Sie wieder so gut wie neu.«

    Dann kam Weather zurück. Sie war am Vorabend, nachdem Lucas eine Schlaftablette geschluckt hatte, nach Hause gefahren, hauptsächlich, um die Kinder zu trösten. Sie und der Arzt unterhielten sich außer Hörweite von Lucas ein paar Minuten lang. Nach einer Weile begannen sie zu lachen, und schließlich gesellte sich Weather zu ihm und sagte: »Wenn du den ganzen Tag und die ganze Nacht im Bett bleibst und brav in die Flasche pinkelst, darfst du morgen vermutlich nach Hause.«
    »Warum habt ihr gelacht?«, fragte Lucas.
    »Ach, nichts.«
    »Warum?«
    »Na ja …«
    »Raus mit der Sprache.«
    »Weil sie gestern noch nicht so genau wussten, was sie mit dir machen würden, haben sie dich untenrum rasiert. Jetzt hast du einen Irokesenschnitt.«
    »O nein …« Lucas schaute unters Nachthemd: tatsächlich, beide Seiten rasiert, in der Mitte ein Haarkamm. »O nein …«
    Zum Frühstück bekam er einen von der Schwester als arterienfreundlich angepriesenen Muffin, der Lucas jedoch eher nährwertlos erschien.
    Um acht Uhr, als Weather sich gerade zum Gehen wandte, schaute Anson vorbei. Sie blieb, um sich die Neuigkeiten anzuhören.
    Lucas erzählte die Geschichte noch einmal in allen Einzelheiten und gab Anson seine Autoschlüssel, damit ein Kollege den Wagen zu Lucas’ Haus brachte. »Könnte sein, dass er einen Umweg über Milwaukee macht. Der Mann ist nämlich Autofan«, warnte er Lucas.
    »Sollte er lieber nicht tun«, erwiderte Lucas. »Meine Laune ist nicht die allerbeste.«
    »Du hast den Schützen gesehen?«

    »Ja, aber eindeutig identifizieren könnte ich ihn nicht, wenn er mir wieder über den Weg liefe. Er hatte einen

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