Im Sog Des Boesen
ja nicht alles auf einmal verbraucht oder musste ihrem Dealer einen Kredit zurückzahlen.«
»Sie war nicht drogensüchtig«, beharrte Alyssa.
»Hast du schon mal Drogensüchtige gesehen?«, fragte Lucas.
»Ja. Hierher kommen auch reiche Frauen, die mal Kokain oder anderes Zeug genommen haben und nach der Entziehungskur von den Ärzten zu uns geschickt werden. Manchmal hilft es, manchmal nicht. Ich weiß also, wie Drogensüchtige sich verhalten, und Frances war nicht so. Sie mag hin und wieder einen Joint geraucht haben, aber wer tut das nicht?«
Lucas fiel auf, dass Alyssa in der Vergangenheit über ihre Tochter sprach.
»Und eine Zockerin war sie auch nicht?«
»Nein.«
»Wo ist das Geld dann geblieben?«
»Keine Ahnung. Es steht lediglich fest, dass irgendwas nicht stimmt.«
Lucas humpelte zu der Stange und lehnte sich dagegen. »Man hat dich vor demselben Lokal angeschossen, vor dem Dick Ford ermordet wurde«, bemerkte Alyssa. »Nicht weit weg von dem Ort, an dem noch ein anderer Junge umgebracht wurde.«
»Ja.«
»Es muss eine Verbindung bestehen.«
»Das glaube ich auch.« Er verzog vor Schmerz das Gesicht.
»Warum liegst du nicht im Bett?«, fragte Alyssa. »Du bist kreidebleich.«
»Weil mir langweilig war und die Verletzung nicht so schlimm ist. Was mich noch interessieren würde: Kennst du einen Freund von Frances, auf den folgende Beschreibung passt? Mittelgroß, eins achtzig oder so, schwarze Haare, schwarze Lederjacke, Jeans, billige Sonnenbrille, schiefer Schnurrbart?«
Sie neigte den Kopf leicht zur Seite. »Ein Möchtegern-Biker?«
»Ja.«
»Hm. Ist lange her … Ich hab ihn nur ein einziges Mal gesehen. Er hieß Larry. Nein, stimmt nicht. Irgendwas mit L, klang nach einem Frauennamen … Lauren? Loren? Loren, ja, das ist es, glaub ich. Die Beschreibung hört sich nach ihm an.«
»Loren.«
»Ja, jetzt bin ich sicher. Bei unserer Begegnung trug er ein weißes T-Shirt, eine schwarze Jacke und eine schwarze Jeans. Ich weiß noch, dass ich dachte, der Typ könnte ein Mädchen mit Leichtigkeit um den Finger wickeln. Aber soweit ich weiß, hatten sie nichts miteinander. Jedenfalls nicht damals. So … vertraut waren sie nicht.«
»Loren«, wiederholte Lucas. »Kein Familienname?«
»Nein. Ich hab ihn nur das eine Mal gesehen. Sie waren in Frances’ Wagen da …«
»War er bei dir im Haus?«, fragte Lucas.
»Ja, aber nur kurz.«
»Hat er es sich angeschaut?«
»Sie haben ein paar Sachen aus Frances’ Zimmer runter zum Wagen getragen … aber so gut erinnere ich mich nicht an ihn. Er schien mir jedenfalls nicht Frances’ Typ zu sein. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass man sich vor ihm in Acht nehmen muss.«
»Wie alt?«
»So Ende zwanzig, höchstens Anfang dreißig.«
»Meinst du, er war aus der Gegend?«
»Keine Ahnung.« Sie runzelte die Stirn. »Einen Akzent hab ich jedenfalls nicht bemerkt.«
»Das ist ja schon was.«
»Ich hatte Loren völlig vergessen. Unsere Begegnung ist ziemlich lange her. In meinem Kopf spukt nur noch ein schemenhaftes Bild von ihm.«
ZEHN
I m Hinblick auf die fünfzigtausend Dollar war er nicht weitergekommen, aber immerhin hatte er jetzt einen Namen: Loren. Als er ihn im Büro in die DM V-Datenbank eingab, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass es in Minnesota Hunderte von Lorens gab.
»Carol, wo ist Sandy?«, fragte er seine Sekretärin.
»In einem Vormittagskurs … vielleicht erwischen Sie sie über Handy.«
Er ließ sich die Nummer geben und wählte sie. Sandy meldete sich nach wenigen Sekunden. Er erklärte ihr das Problem. »Suchen Sie alle Lorens zwischen fünfundzwanzig und Mitte dreißig raus, schauen Sie sich die zugehörigen Fotos an und sagen Sie mir, welche dunkle Haare haben.«
»Außerdem könnte ich einen Blick in die Verwaltungsunterlagen der Uni werfen«, schlug Sandy vor.
»Haben Sie dazu denn Zugang?«
»Ja, aber das dürfen Sie niemandem verraten.«
»Wie lang wird’s dauern?«
»Eine Stunde oder so.«
»Sie sollten’ne Gehaltserhöhung kriegen.«
Nachdem er sich verabschiedet hatte, holte er sich eine Cola light aus dem Automaten, wo er Shrake begegnete, der mit einem Blick auf sein Bein fragte: »Was zum Teufel ist passiert?« Lucas musste ihm alles erzählen.
Kurz darauf gesellte sich Jenkins zu ihnen, der sagte: »Haben Sie’s wieder mal in die Zeitung geschafft, was?«
»Schließlich wurde ich schwer verletzt.«
»Aber der andere ist ungeschoren davongekommen«, erwiderte Jenkins.
»Der
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