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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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wohnten in einem unscheinbaren blauen Haus aus den fünfziger Jahren in einem unscheinbaren Baby-Boomer-Viertel, in dem früher einmal wahrscheinlich zahllose Kinder herumgetollt waren und das jetzt vorrangig von alten Menschen bewohnt wurde.
    Denise Robinson sah aus, wie Alyssa Austin sie beschrieben hatte: groß, schlaksig, kurze sandfarbene Haare, große
Brille, um die dreißig. Sie begrüßte ihn an der Tür, bat ihn herein und sagte: »Ignorieren Sie bitte das Chaos im Wohnzimmer. So leben wir nun mal.«
    Im Haus roch es nach Kaffee und Pizza; das Wohnzimmer erfüllte die Funktion eines Büros. Es war vollgestopft mit Computerzubehör, Aktenschränken, zwei Schreibtischen und einer von Krallen zerfetzten Couch an der hinteren Wand, auf deren Rücken eine rötlich getigerte Katze kauerte. McGuire saß vor einem Computer, den Blick auf den Monitor gerichtet. Er hatte dunkle, lockige Haare, kürzer als Denise, trug Jeans und ein Sweatshirt und war nur wenig älter als sie. Ein Paar schmutziger weißer Nikes stand im Fußbereich des Schreibtischs.
    Als Mark sich Lucas zuwandte, dachte dieser erstaunt: Ein bisschen herausgeputzt wäre er der Hit. Mark sah Lucas an, ohne aufzustehen.
    »Um was geht’s?«, erkundigte sich Denise.
    Lucas streichelte den Kopf der Katze, die an seiner Hand schnupperte und der Form halber schnurrte. »Ich sammle Informationen über Frances Austin, und soweit ich weiß, standen Sie beide ihr nahe.«
    Denise machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch Mark kam ihr zuvor. »Wir waren befreundet. Aber wir wissen nicht, was mit ihr passiert ist.«
    »Glauben Sie, dass sie tot ist?«, fragte Lucas.
    Mark sah Denise an, die antwortete: »Ja. Wenn Menschen so lange vermisst werden, stellt sich das am Ende meistens heraus. Wir haben am Tag vor ihrem Verschwinden mit ihr gesprochen, und da deutete nichts darauf hin, dass sie irgendwohin fahren wollte.«
    »Wahrscheinlich wurde sie entführt«, sagte Mark. »Ihre Mutter hat jede Menge Geld.«
    »Waren Sie drei Geschäftspartner?«
    Mark runzelte die Stirn. »Wer hat Ihnen das gesagt?«

    »Freunde.«
    »Wir haben darüber geredet«, erklärte Denise.
    »Hat sie Ihnen fünfzigtausend Dollar gegeben?«
    »Wie bitte?«, fragte Denise.
    »Wir haben keinen verdammten Cent von ihr bekommen«, brummte Mark, fast wütend.
    »Sie hat Ihnen also keine fünfzigtausend Dollar in bar, hauptsächlich Fünfziger und Hunderter, überlassen?«, hakte Lucas nach.
    »Nein«, blaffte Mark. »Was zum Teufel sollen diese Fragen?«
    »Ich versuche nur rauszufinden, was mit dem Geld passiert ist«, antwortete Lucas. »Soweit wir wissen, wollten Sie eine Website einrichten, und für so was braucht man Kohle. Für das hier auch …« Er ließ den Blick über die Computer und die dazugehörige Ausstattung schweifen.
    »Dreißigtausend, und dafür haben wir uns den Arsch aufgerissen«, erklärte Mark. »Für den Einstieg in den landesweiten Markt müssten wir uns nach mehr Geld für ein richtiges Büro und besseres Equipment umsehen, und darüber haben wir uns mit ihr unterhalten, aber bevor was draus werden konnte, ist sie verschwunden. Wir hatten sie übrigens nicht um fünfzigtausend gebeten, denn das hätte nicht gereicht, sondern um eine Viertelmillion.«
    Nicht genug Geld , dachte Lucas. »Wo arbeiten Sie?«
    Mark war für Inter-Load Systems tätig, ein Start-up-Logistikunternehmen, das schwere Frachten für Überlandtransporte mit Lkws organisierte. Mark erstellte die mathematischen Modelle für die Lieferstrecken und -zeiten.
    »Klingt kompliziert.«
    »Ist es auch«, erwiderte Mark.
    Lucas fragte ihn, wo er sich in der Nacht der Schießerei aufgehalten habe.
    »Ich war hier und hab gearbeitet«, antwortete Mark.

    »Zeugen?«
    »Ja, Denise. Wo hätte ich sonst sein sollen?«
    »In einem Club zum Beispiel.«
    Mark schnaubte verächtlich. »Ich hab ja kaum Zeit zum Pinkeln. In meiner aktiven Club-Phase waren die Beastie Boys in.«
    »Und wozu diese neue Website, an der Sie mit Frances gebastelt haben?«
    »Die soll Leute animieren, kostenlos Werbung ins Netz zu stellen. Wir überprüfen die Aufnahme bei den Internet-Nutzern und versuchen dann, die Spots, die besonders gut ankommen, an Unternehmen zu verkaufen.«
    »Versteh ich nicht.«
    Denise gesellte sich zu ihnen. »Nehmen wir an, Sie vertreten Coca-Cola und machen seit Jahren die gleiche alte Werbung, die die Kids total langweilig finden. Wir geben Spots bei Leuten mit professionellen Videokameras in Auftrag, und

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