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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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wenn die fertig und online getestet sind, bieten wir sie Coca-Cola an. So kriegt das Unternehmen richtig coole Werbung, die die Kids interessiert, zu einem sehr günstigen Preis, sogar, wenn es den Spot selber noch mal nachdreht. Und für uns fällt eine Provision ab.«
    »Funktioniert das denn?«, fragte Lucas, neugierig geworden.
    »Nur, wenn wir in den kommenden Monaten eine Viertelmillion Dollar auftreiben. Die Methode spricht sich rum, und wir können einfach nicht schnell genug agieren. An der Sache sind vier oder fünf Leute dran, und nur einer wird sich durchsetzen. Er wird hundert Millionen Profit machen, alle andern gehen pleite.«
    »Scheiße«, sagte Lucas und kratzte sich am Kopf. »Aber wieso stellt jemand Gratiswerbespots zur Verfügung, wenn es so teuer ist, sie zu produzieren?«
    »Die Idee stammt aus den Printmedien«, erklärte Mark.
»Denken Sie nur an Stephen King. In unserer Branche gibt’s jede Menge junge Typen mit Kameras, frisch von der Filmhochschule, die Models und Jungschauspielerinnen kennen - die können so ein Video für ein paar hundert Dollar drehen, Erfahrung sammeln, Aufmerksamkeit kriegen, vielleicht sogar, wenn sie Glück haben, eine ganze Menge Geld verdienen. Das ist wie im Verlagswesen; wir sind die Agenten, die Kontakte vermitteln.«
    »Hm«, brummte Lucas, »funktioniert möglicherweise tatsächlich.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Mark.
    »Jetzt begreifen Sie vermutlich, warum Frances uns fehlt«, bemerkte Denise. »Sie hätte das Geld zusammengebracht, aus ihrem eigenen Vermögen, von Freunden, ihrer Mutter und deren Freunden.«
    »Manche von denen würden bei einer Viertelmillion nicht mal mit der Wimper zucken«, erklärte Mark. »Frances’ Vater ist vor ein paar Jahren Mitglied in einem Golfclub in Palm Springs geworden; die Aufnahmegebühr betrug eine Viertelmillion Dollar. Für einen Golfclub! Und wir haben diese Wahnsinnsidee und können sie nicht realisieren …«
    Wut. Frustration. Interessant, dachte Lucas.
    Lucas stellte weitere Fragen über Frances: War sie jähzornig, einsam, drogenabhängig gewesen, hatte sie Angst gehabt? Nein, antworteten die beiden, nichts von alledem.
    »Ein bisschen war’s wie bei einem tödlichen Unfall unmittelbar nach der Schulabschlussfeier«, sagte Denise. »Eben sind noch alle fröhlich, und dann plötzlich der Schock. Frances war wie immer - sie wollte uns anrufen, sich mit uns treffen, vielleicht eines Tages tatsächlich in dieses Geschäft einsteigen.«
    »Sie wären nicht sauer gewesen, wenn nicht? Klingt so, als hätte sie Sie hingehalten«, sagte Lucas.
    »Schon, aber ich glaube, sie hatte angebissen«, antwortete
Mark. »Ich dachte wirklich, sie macht mit. Als sie verschwunden ist, bin ich fast durchgedreht und hab versucht rauszufinden, was passiert war, doch niemand wusste etwas.«
    »Haben Sie mit ihrer Mutter gesprochen?«, fragte Lucas.
    »Einmal, gleich nach dem Verschwinden von Frances«, sagte Denise. »Mrs. Austin wirkte verwirrt, einem Nervenzusammenbruch nahe. Sie tat mir leid.«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum Frances verschwunden sein könnte?«
    »Wahrscheinlich hat es was mit ihrem Geld zu tun«, erwiderte Mark. »Sie war klug, aber nicht superclever, hübsch, aber nicht superattraktiv, sondern einfach nur nett. Und sie hatte Kohle.«
    Als Lucas sich verabschiedete, stand Mark auf. Lucas musterte ihn, versuchte, sich ihn mit einer Waffe in der Hand vorzustellen. Möglich, dachte er.
    An der Tür fragte Mark: »Sie haben nicht zufällig was mit Davenport Simulations zu tun? Daran war doch ein Cop beteiligt.«
    »Ich hab das Unternehmen mit einem Freund gegründet«, antwortete Lucas, »und mich von ihm auszahlen lassen, als es mir zu viel wurde.«
    »Wow. Dann ist Ihnen wahrscheinlich klar, wie ich im Moment leide.«
    »Mir hat’s damals Spaß gemacht.«
    »Weil Sie’s geschafft haben. Wenn ein Konkurrent Sie ausgestochen hätte, wär’s vielleicht anders gelaufen.«
    »Es gab keine Konkurrenten.«
    »Tja, die gute alte Zeit, als noch alles neu war in der IT-Welt.«
    »So alt bin ich auch wieder nicht«, brummte Lucas.
    »Na ja, in Computerzeit ausgedrückt ist das ungefähr sechs Generationen her«, entgegnete Mark. »Sie haben
früher wahrscheinlich sogar Kameras mit Film verwendet, oder?«
    Als Lucas zum Auto ging, rief Mark ihm nach: »Wollen Sie noch mal’ne Menge Geld verdienen? Investieren Sie einfach eine Viertelmillion bei uns.«
    Lucas blieb, eine Hand auf dem Türgriff des Wagens, stehen.

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