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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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sprechen, je eher, desto besser. Wo bist du?«
    »Im Wagen, in der Nähe von North Oaks. Ich werde ein paar Stunden hier verbringen. Könntest du ins Wanderwood kommen?«
    »Klar. Ich bin in ungefähr einer halben Stunde da.«
    Carol brachte ihm einen altmodischen Gehstock aus Holz. »Versuchen Sie’s damit.«
    »Ich bin kein alter Mann.«
    »Nehmen Sie ihn trotzdem.«
    »Nervensäge. Aber wenn Sie’s glücklich macht …«
    Solange Carol ihn sehen konnte, schlenderte er lässig zum Aufzug und schwang das Ding wie einen Taktstock, unten jedoch stützte er sich auf dem Weg zum Wagen darauf. Das Bein wurde durch den Stock entlastet, und das tat gut.
    Verdammte Frauen: Immer wussten sie alles besser.
     
    Wanderwood war ein gepflegtes, gelb gestrichenes Betongebäude, das sich den Parkplatz mit einem Caribou-Coffee-Shop teilte. Lucas ließ den Stock in der Hoffnung, das Humpeln unterdrücken zu können, im Wagen, machte zwei Schritte und nahm ihn dann doch mit. Die Dame am Empfang, die ihn drinnen von oben bis unten musterte, kam zu dem Schluss: »Sie sind nicht wegen den Spiegeln da.«

    »Nein, ich bin mit Alyssa Austin verabredet.«
    »Augenblick«, sagte die Rezeptionistin und ging einen gefliesten Flur hinunter. Lucas schnupperte: Es hing eine Ahnung von Schweißgeruch in der Luft, überlagert von Chanel oder einem anderen französischen Parfüm.
    Teure Sessel waren um ein rustikal anmutendes Kaffeetischchen aus einem Baumstamm im Wartebereich gruppiert. Auf dem Tisch stand eine apricotfarbene Orchidee in einem schlichten Terrakottatopf, und daneben lag ein Stapel Hochglanzmagazine: In Style , Vanity Fair , Fitness , Marie Claire , Allure , Vogue . Nirgends ein Auto auf dem Cover.
    Er blätterte Fitness durch, bis die Rezeptionistin zurückkehrte und ihn bat, sie nach hinten zu begleiten.
    Sie führte ihn an einem kleinen, offenen Workout-Bereich vorbei, in dem etwa ein halbes Dutzend Frauen auf Trimmrädern oder Laufbändern schwitzte, zu einem privaten Fitnessraum, wo Alyssa Austin mit einem weiblichen Personal Trainer Pilates-Übungen absolvierte. Obwohl ihr der Schweiß in Strömen herunterlief, kam sie mit einem Sprung auf die Beine. Die Trainerin nickte anerkennend. »Nicht schlecht, aber Sie sollten sich immer bemühen, die Übungen zu Ende zu führen.«
    »Wie viele Male habe ich verpasst?«
    Die schlanke, athletische Frau, etwas größer als Alyssa, antwortete: »Vorletzte Woche die Hälfte.«
    »Das muss besser werden. Wenn ich nur eine Sitzung von sechsen versäume, bin ich zufrieden«, sagte Alyssa. »Sie können kurz Pause machen. Ich muss mit dem Mann da reden.«
    »Du bist ja schön durchtrainiert«, bemerkte Lucas mit einem Blick auf ihren Körper.
    »Kaum zu glauben, dass du schon wieder auf den Beinen bist.«
    »Ach, beim Werkeln daheim hab ich mich schon schlimmer verletzt.« Den Satz fand er ziemlich cool.

    Alyssa zog ein Handtuch von einer Stange, um Gesicht und Nacken abzuwischen. »Ich treibe viel Sport und schwitze gern«, erklärte sie. »Mein Problem ist nur, dass ich zu aktiv bin und zu wenig esse. Dann verschwindet mein Po. Und das macht sich bei einer Managerin nicht gut.«
    »Du hältst dich nicht schlecht«, sagte Lucas und fügte, um nicht missverstanden zu werden, hastig hinzu: »Die fünfzigtausend, die Frances bar abgehoben hat … da ist etwas Merkwürdiges im Gange. Wir müssen rausfinden, wohin sie verschwunden sind …« Er erzählte ihr von seinem Besuch bei der Bank.
    »Keine Ahnung, was das sollte«, sagte Alyssa. »Ich hab im Leben noch keine fünfzigtausend Dollar in bar besessen. Damit kann man doch sowieso nichts kaufen. Jedenfalls nicht legal.«
    »Darüber haben wir auch schon nachgedacht. Drogen … vielleicht was Politisches …«
    Alyssa verschränkte die Arme, senkte den Blick, begann, nachdenklich mit einem Fuß auf den Boden zu tippen. »Frances war zwar in der Gothic-Szene, aber ziemlich konservativ und ging keine großen Risiken ein. Warum sollte sie Geld für Drogen beiseiteschaffen? Und dass sie Drogen im Wert von fünfzigtausend Dollar verbraucht hat, wirst du ja wohl nicht glauben, oder?«
    »Möglich wär’s, doch man hätte es gesehen.«
    »Ich hab sie nie wirklich bedröhnt erlebt«, versicherte Alyssa. »Kein einziges Mal. Mit fünfzigtausend Dollar in bar müsste sie in den Drogenhandel verwickelt gewesen sein, und das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn du sie gekannt hättest, wüsstest du, wie absurd dieser Gedanke ist.«
    »Vielleicht hat sie

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