Im Stein
bitte«, »Ja«, er nimmt das Jackett von der Stuhllehne, trinkt dann einen Sambuca bei Mandy an der Bar, mit drei Kaffeebohnen, Mandy 2, er denkt manchmal an Mandy 1, wo die wohl jetzt ist, er hat damals geschwiegen, als sie gegangen ist, Wohin gehst du? , bin gleich wieder da, Klaus sitzt auf seinem Stuhl neben der Tür, nickt ihm zu, Hans sieht, wie der Rauch zur Decke steigt, die Gäste schwatzen mit den Mädels, rauchen, trinken, ordern Sekt für die Mädels, die rauchen auch, fast alle, die Lüftung hat ein Vermögen gekostet, nicht ganz, scheiß auf den Nichtraucherwahnsinn, auch wenn er selbst aufhören will, er zündet den Schnaps an, bewegt das kleine Glas mit der bläulichen Flamme vor seinem Gesicht ein wenig hin und her, spürt, wie seine Finger warm werden, weiß, dass er die Flamme auspusten muss, bevor das Glas platzt oder seine Haut schmilzt, er sieht, wie von den röstenden Bohnen feine dunkle Schlieren in den klaren Schnaps sinken, komm ja nicht vorne rein, hat er ihm am Telefon gesagt, Mandy beugt sich vor und pustet die Flamme aus, »Schläfst du, mein eiserner, furchtloser Hans?«, »Was?«
Er zieht das Handtuch weg, das auf der Kaschmirdecke liegt. »Was soll das sein?«
»Geld. Siehst du doch.«
»Wie viel?«
»Du kannst zählen. Bitte.«
»Du verstehst mich nicht, oder?«
»Zwanzigtausend.«
»Ich bin nicht gekommen, um zwanzigtausend zu zählen.«
»Mehr ist nicht drin.«
»Ich will die Steine sehen.«
»Koka? Crack? Kristall? Du bist nicht bei deinem scheiß Dealer.«
»Ich will die Steine sehen.«
»Und was erhoffst du dir davon?«
»Das hängt von dir ab, Hans.«
»Darüber können wir nicht diskutieren. Du weißt, dass das unmöglich ist.«
»Da ich der Einzige bin, der die Umstände kennt … Nichts ist unmöglich.«
»Wir können auch alles an die Wand klatschen, und nichts, gar nichts kommt dabei raus.«
Und schmieden Bänder um dein Herze und schauen, wie es in dir pocht.
»Was?«
Die Treppen knarren. Paare gehen nach oben. Hände und Arme um Hüften. Kleine Hände auf Beinen, auf Bäuchen. Arme in Armen. Einige seltsam separiert, als würde der Herr gerne den Schein wahren, wo man ihn noch sieht, um dann im Zimmer richtig loszulegen hinter der verschlossenen Tür. Und draußen bewegt sich die Stadt. Der dicke Klaus rutscht auf seinem Stuhl hin und her. Steht ab und an auf. Blickt durch den Spion, wenn es klingelt. Kein lautes Klingeln, wir wollen die Gäste nicht verstören. Hans schaut in die blaue Flamme seines Sambucas, bevor er ihn trinkt. Die oberen Schichten der drei Kaffeebohnen beginnen zu brodeln unter der Hitze, schlagen winzige Blasen, sondern dunkle Schlieren ab, die langsam in den Schnaps sinken. Wir müssen munter sein. Er spürt den unruhigen Schlag seines Herzens. Stellt das leere warme Glas auf den Tresen. »Sie sagen, Sie haben nur drei Piccolos bestellt, nicht vier?«
»Ja! Zwei Damen, drei Piccolos.«
»Zwei Damen, vier Piccolos. Aber …«
»Nein, ich …«
»Sie sind unser Gast. Wir sagen: Pardon. Seien Sie unser Gast. Ich sehe, Sie trinken Gin and Tonic. Eine gute Wahl. Sapphire? Gestatten Sie uns einen aufs Haus. Mandy!« Er winkt, hebt den Arm, Mandy nickt, er geht zwei, drei Schritte rüber zum Barhocker, auf dem Caro sitzt, flüstert ihr ins Ohr, dass sie vorne in der Sitzecke doch einfach kurz warten soll, sich’s bequem machen soll, »Ich bring dir gleich ’n Kaffee oder ’n Sambuca, wenn du willst«, weil er sieht, dass Gabriella, die süße Ungarin, die links neben dem Schnorrer sitzt, die Dame ist, die ihm, also dem Schnorrer, gefällt, »Fühlen Sie sich wohl bei uns, und entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten. Drei Prosecco. Das darf nicht passieren, aber verstehen Sie …, und wenn Sie Wünsche haben, wenn Sie Fragen haben, sagen Sie einfach unserer Mandy hier Bescheid, wir sind immer für unsere Gäste da!« Mandy 2 stellt einen Gin and Tonic neben den fast leeren Gin and Tonic des Gastes. Hans hört die Klingel, die sonst keiner hört. Blickt rüber zum dicken Klaus, der aufsteht und den Samtvorhang zur Seite schiebt, um durch den Spion zu schauen. In seinem Büro hat er den kleinen Monitor auf dem Tisch neben dem Schreibtisch. Kamera über der Tür. Auch neu. Relativ. Wie lange das schon her ist, dass Steffen hier manchmal an der Tür stand. AKs Mann. Sein bester Mann, so erzählte man damals. Hans bezahlte fair für AKs Brigade. Mit Steffen konnte man reden, waren angenehme Gespräche nach Feierabend, bei
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