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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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tausendundeine Nacht.«
    »Red Klartext! Wie viel?«
    »Einhunderttausend.«
    »Komm zu meinem Hintereingang. Null Uhr.«
    »Und denk daran, was ich weiß, weiß noch ein Zweiter.«
    Hans blickte auf die Fotos, die vor ihm auf seinem Schreibtisch lagen. Seine studentische Hilfskraft hatte gute Arbeit geleistet. War auch mit seiner Webseite immer zuverlässig und hinterher. Die Frauen kamen und gingen. Nur noch wenig Kontinuität.
    Was machte dieses Arschloch wieder in der Stadt? Er hatte schnell rausgefunden, wer er war. Hatte seinen Mann bei den Bullen kontaktiert. Bis vor zweieinhalb Jahren mit einer Berliner Adresse. Vermutlich in dem Dreck hinterm Zentralbahnhof aktiv. Kristall und braune Schorre und kaputte junge Körper. Der Bulle hatte auch eine Adresse bei einer Zimmervermietung für ihn gehabt. Auch das hatte gekostet. War dann aber relativ schnell gegangen. Wie auch sonst, wo er nicht viel Zeit hatte. Drei Tage. Was dann wieder mehr gekostet hatte. Obwohl es nur ein paar Klicks auf einem Rechner waren, aber auch der Bulle wollte seinen Schnitt machen. »Bin ja nicht das Einwohnermeldeamt. Und registriert isser noch in Berlin.« Aber der Mann war sicher und verschwiegen, die Rente stand ja auf dem Spiel, und so würde es keine Kreise ziehen auf dem trüben vorwinterlichen See.
    Drei Tage. Er hatte sich gewundert, dass dieser Idiot am Telefon darauf eingegangen war. Seinen Termin beim Urologen hatte er gecancelt. Weil das eh nicht akut war. Er war ins Gym gegangen, in AKs Fitnessbude, drüben im Nordosten der Stadt, und hatte versucht, paar Kilos runterzukriegen. Dort trainierten sie jetzt hinten im Käfig. Die Freefighter. Er hatte wie früher am Sandsack gestanden. Und hatte das Gefühl, dass er langsam geworden war. Die Linke hing, und wenn er alles reinlegte, hörte und spürte er das Knacken im Ellenbogen. Es war Herbst, und alles roch nach Abschied.
    Er konnte kaum in Ruhe trainieren und arbeiten, die Kanacken-Attacken waren das Thema der Stunde, natürlich. Die Türen der Diskotheken waren nicht mehr sicher, die Los Locos GmbH machte sich breit in der Stadt, die Securities wurden attackiert, die Wohnungen waren nicht mehr sicher, die große Übernahme drohte, im Stripclub der Gebrüder Wöhler saßen sie schon an der Bar, AK & Co. verhandelten, der Mann hinter den Spiegeln lenkte das Licht und leitete die Strahlen weiter nach Hannover, ist ein Pakt ein Pakt? , ja, ja, ich bin da, ich bin dabei, natürlich. Ruhe muss einkehren. Die Geschäfte. Freifahrtschein aus Berlin. Die libanesischen Zwillingsbrüder hatten ihm über Mittelsmänner eine gewisse Sicherheit geboten. Anscheinend hatten sie Verbindungen zu den Los Locos in der Stadt. Er sollte sich ruhig verhalten und nicht in vorderster Front kämpfen. So einfach war das nicht.
    Er breitete die Fotos wie einen Fächer vor sich aus. Schob den Aschenbecher an die Tischkante.
    Diesem blöden Schnorrer draußen an der Bar wäre er früher anders gekommen. Scheiß auf den einen Sekt oder Prosecco. Da ging’s ums Prinzip. Es ging ums Geschäft. Er musste für beide da sein, für die Frauen und die Gäste. Die Zeiten, wo die Mädels gerne mal beschissen, waren längst vorbei. Er hatte in den Lehrgängen und Schulungen, die er zusammen mit der Beatriz leitete, auch immer gesagt, worauf es ankam. Geld, natürlich. Das war aber nur das eine. Wohlfühlen. Stammgäste kreieren. Wohlfühlfaktoren. Vergesst die Erdnüsse. Peanuts. Wollen wir Highclass sein? Ja, das wollen wir.
    Wir haben die besten Getränke und die besten Mädels. Mandy 2 und zwei andere, die ihm solide erschienen, die bis auf weiteres bei ihm arbeiten wollten, hatte er sogar in einen Cocktaillehrgang geschickt. Obwohl er nur Longdrinks und zwei, drei Cocktails anbot. Caipirinha und Mojito und Cuba Libre. Die Zeiten von Rum-Cola waren vorbei. Hatte ihnen sogar Arbeitsverträge angeboten. Aber die Mädels wollten lieber freiberuflich arbeiten. Vierhundert-Euro-Basis will ja auch keiner, und dann auf Zimmer extra, lieber freiberuflich, und klar doch, viel unter der Hand. Er hatte bis vor kurzem eine Festkraft für die Bar, prima Frau, aber die ist nach München, hatte da wohl ’n Angebot von irgend ’nem schicken Laden. Briefe vom Arbeitsamt. Jede Stunde, die sie auf Zimmer waren, war auch in den Büchern, aber die Extras dort waren ihre Sache. Aber wer die Bar machte, bekam eine Art Gehalt. Er war dabei, sich zu ruinieren. Dem Gesetz von zwotausendzwo sei Dank. Aber er wollte mit der Zeit

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