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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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frei und jeder Fick Aldipreise … Mein Junge, mein Junge, mach dich auf die Reise. Steht vor der halbgeöffneten Stahltür. »Herrin? Höre ich: Herrin?«
    Da klatscht es wieder. Prima Echo. Prima Po. Also ihrer. (Obwohl der Mann seinen auch reckt, aber nicht so interessant, das olle Wellfleisch.) Hat er besten Blick auf den Prachtrücken. Ein Arsch, ein Arsch, ein Königreich für einen schönen Arsch! Wie sein kleiner Elch oben im Spiegelzimmer. Der staunend zusieht, wie der dürre Mann im Leib der wechselweise jungen/alten Lady K., die auf ihm sitzt, verschwindet. Nur die Socken bleiben auf dem Laken. So muss das sein, da hat ja mal eine den Spieß schön weggegärtnert. Und kleine Blüten wachsen aus ihren weißen Schultern (Solarium is out, das macht nur Leder), und der Elch ist ganz verliebt. Auf dass ich hierbleibe bis zum Ende meiner Tage. Shut up, Holzkopf!
    Herrin. Das Gesicht des Mannes ist nicht zu sehen unter der schwarzen Maske. Und dann bricht sich das Licht, rot, gold, und er trinkt. Und Ecki bleibt die Spucke weg, weil die tropft am Zahn. Loses Mundwerk, ich schäme mich. Weil er die kleine Vietnamesin plötzlich erkennt. »Fühl doch mal diesen Knubbel da, Ecki, ob das Krebs ist? Oh Gott, das muss Krebs sein, das ist schon seit Monaten da und wird immer größer.« Sie presst seine Hand an die Rippen, direkt unter ihrer linken Brust. Warum weiß er jetzt, dass sie ihm gleich von ihrem kleinen Hund erzählen wird? Den sie weggeben musste, weil keine Zeit, und der arme Kerl immer allein, und dann immer auf den Teppich gemacht. Macht sie dann doch nicht. Vom Hund erzählen. Da haben wir die Streckbank. Den Gynäkologenstuhl.
    Und vor der »Sexworld«, die später »Club der Engel« heißen wird, treffen die Rollkommandos erstmals aufeinander. Und oben im Büro sitzt einer und denkt und plant und weiß, dass das am Ende alles zu seinem eigenen Vorteil führen wird. Dildo 2 kippt um, so heftig geht’s zur Sache.
    Und wenn es nun doch Krebs ist? Ausziehen . Wie einen das manchmal plötzlich überkommt. Dreilochstute . Hast du nicht einen Hund, der immer auf den Teppich kackt? Da sagt sie: »Ich möchte ein Pferd, irgendwann mal.«
    Und Ecki stapft durch den Schlamm der Katakomben, je tiefer er vordringt, umso feuchter wird es, denkt immer nur an den großen neuen FKK-Club, die Polinnen und Tschechinnen und Ungarn-Girls machen wohl mehr als achtzig Prozent der Belegschaft aus, hat er gehört. Inder für die Nacht, Ausländerquoten, Multi-Kulti on the road. Vitaminbomben. »Ich sag ja immer, von wegen Nacht, Nacht, Nacht, Manager der Nacht und was so alles erzählt wird. Blödsinn. Die meisten Geschäfte machen die Mädels in meinen Objekten am Tag. Ja, am Tag. O.k., FKK ist abends, ist meist nachts. Ist aber die Ausnahme. ›Sexworld‹ und Co. und Haus X undsoweiter, Club Hans, ja, das ist nachts, deswegen die Arbeitsteilung zwischen mir und meinem geschätzten Kollegen, der jetzt oben im baldigen ›Club der Engel‹ sitzt. Einer hat die Majorität der Wohnungsgeschäfte, der andere die Majorität der Clubs, der Puffs, sag ich jetzt mal so salopp, weil das natürlich ’n Unterschied ist, Puff, Club etc. der Nacht, da sind wir wieder. Klar arbeiten manche der Sexarbeiterinnen in meinen Objekten bis zwei, drei am Morgen. Sind aber die wenigsten. Der Spießer, sag ich jetzt mal so salopp, zieht am Tag los, schleicht.«
    Und Ecki schleicht sich von der Tür weg, die auch halbgeöffnet ist, stößt sich an der Wand und spürt seinen wunden Popo, Penaten, Penaten, macht ihn froh, den wundgedroschnen Po , Bepanthen ist auch ganz gut, und dann gibt’s da so ’ne blaue Tube aus good old England, Saflon, das tuuut guuut. Schleichwerbung. Und Ecki hat Männer hinter dieser Tür gesehen und gehört. Die hoben den Becher und schmiedeten den Pakt. Paar von denen kannte er, vom Sehen, würde er jetzt mal ganz salopp sagen, die haben in dem Jahr, in dem er in den Katakomben unterwegs ist, also ganz aktuell, schnell, schnell , Kneipen und Diskos und Restaurants, und haben die rotglühenden Scheine uminvestiert inzwischen, seit Jahren, ein Restaurantbetrieb führt sich auch einfacher, gelle? Quatsch keinen Mist, genauso schwer, kriegst glei ’ne Kelle (ugs. für Maulschelle, Ohrfeige, mittelkräftiger Gesichtsschlag). Aua, no, mir zwiebelt noch der Po. Nu is aber genug mit diesem Unwort, pro forma, pro Fauna, hat er nicht vorhin über die großen Farne gestaunt, ob die Wagen, vollgestopft mit den fremden Menschen

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