Im Stein
(die ja gar nicht so fremd sind teilweise, Teilscheiße, weil sie natürlich über eine Basis hier in der Stadt verfügen … die Syndikate kaufen die Söldner, holen die Brüder …), vor den exotischen Gewächsen stehen und staunen und vergessen, dass genau um zweiundzwanzig Uhr zweiundzwanzig die nächste Attacke der nächsten Tür ansteht?
Und Ecki wundert sich über das Zeugnis in seiner Hand. Ein richtiges feines Formblatt. Die Lampen an der Decke des Ganges, unter vergittertem Milchglas, und nur hin und wieder noch intakt, sprich leuchtfähig, geben kaum Licht, um das zu lesen. Ich schieb dir den Dildo rein, während ich dich ficke. O.k.? Sagt Mann, sagt Frau? Der Spieß wird umgegärtnert. Kriechen: 3, Hocken: 2, Schmerzen aushalten: 3, Gehorsam: 3+, Singen: 5, Trinken: 2.
Ich meine, man kann beides sein, nicht wahr? Quälen und gequält werden. Reiner, lach doch mal!
Die Steinfresse erzählt seit drei Stunden ununterbrochen. Leben und Lesben lassen. Wo hast’n den Mist her? Pornoqueen, Dschungelcamp. Sicher, da gibt’s Leute, die sind nur das eine, sind nur auf das eine und einzige spezifiziert. Sado-Maden oder eben maso mir, maso hier, ja. Aber wenn ich so an mich denke, nein, die alte Schule hab ich auch drauf, an und für sich … Es muss nicht immer Kaviar sein. Und ich dann Gentleman, würd’ ich sagen. Zieh die Socken aus! (Nee, wir wolln gar nicht wissen …, aber die stinken! Und der kleine Elch liegt aufm Boden, halb unterm Bett, und meckert leise vor sich hin und wundert sich über den Armani-Anzug, dessen weicher Stoff fast sein Geweih berührt, weil doch der Schlüpper daneben ’n Braunstich hat.) Da denke ich, dass das einige von meinen Stammmädels auch so sehen. Würde ich mal sagen, felsenfest. Jetzt.
Und der Bohrer trifft auf schwarzen Granit, und der innere Gürtel der Stadt vibriert. Das große Beben in … Einen Tag später wird das Gym attackiert, wo einige der Mannschaften der Türen trainieren. Paar Monate später brennt es ab. Von wegen: nur fremde Menschen. Wir haben Anschluss, und wir suchen Anschluss, und wir können noch nicht wissen, dass wir uns demnächst bald verpissen. Die große Komödie. Das große Spiel. Ein Riss tut sich auf im Stein. Und Ecki hat die Zeit verpennt, der Barhocker ist leer im »Toten Eisenbahner«, und die Gäng schwatzt trotzdem weiter, und er legt den Kopf in den Nacken und blickt durch die schmalen Spalten in den grauen Himmel der Nacht. Kann aber auch Tag sein. Wolken ziehen vorüber. Nicht weit von ihm, im Hafenbecken, schippert eine Jacht. Champagner an Deck. Der Mann hinter den Spiegeln hat sein Büro verlassen und plant die neuen Deals . Smog aus Berlin, nichts wie hin . Neue Gäste, versteht sich. Die anderen, die mit dem Zug gekommen sind, reiben sich auf auf den Straßen, auf auf, freie deutsche Jugend, bau auf! Aua, sagt Ecki, fünf Minuten zu früh. Und weiß noch nichts von der baldigen Neuordnung, M&M, bunte Perlen werden zusammengeramscht, wir snäcken zwischendurch, Mister Machiavelli, dauert ja auch noch Monate, und Ecki steigt die eiserne rostige Leiter nach oben, weil über ihm der neue große FKK-Club ist, bloß gut, dass ich ’n Erfrischungstuch einstecken hab , die Wände des Ganges fühlen sich warm an. Flüssigkeiten tropfen durch den Stein.
V
Bumm-bumm. Und Ecki fällt. Aus Versehen sozusagen. Ein roter Eisenbahner. Draußen auf der Chaussee … U-Boote tauchen ab im Kanal. Der Alte sitzt auf seiner Veranda und blickt auf den großen See, sollen sie planen auf der Jacht, erst einmal muss diese Übernahme abgewendet werden, vielleicht ein viel zu großes Wort, Attacken, Kanacken, Attacken , Männer aus der Stadt, Männer in die Stadt, keine Boote, keine Segel, dabei wird langsam Frühling, langsam Sommer, oder träumt er wieder von der falschen Jahreszeit?, eine Decke liegt über seinen Knien, Hauptsache Kaschmir , und Ecki schmiegt seinen Kopf auf den Asphalt.
Ein Mann mit einer kleinen silbernen Pistole steigt wieder in die Limousine. Der Wagen verschwindet auf der leeren Chaussee. Hinterm Hafen und hinter den Gewerbegebieten kreuzen sich die Scheinwerfer auf der Autobahn. Ferne Raststätten. Scheidungsanwälte im Neonlicht. Blondinen am Naschmarkt. Kauderwelsch im dunklen Wagen. Die Fassade war das Ziel, die Scheiben waren das Ziel, Spiegel inklusive. Kollateralschaden kriecht über den Mittelstreifen. Bahnhof in den Wechseljahren. Lange her. In den Chefbüros der LB hängen neue moderne Bilder. Wenn man hinten
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