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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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wirklich aus mit gutgehenden Geschäften.«
    »Gefällt mir nicht, wie Sie das sagen.«
    »Nein, im Ernst. Was denken Sie, warum wir Ihnen vertrauen?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Sie mir wirklich vertrauen …«
    Sie waren weitergegangen und standen jetzt vor dem Café auf dem Marktplatz der kleinen Stadt G.
    »Sonst wäre ich jetzt nicht hier«, sagte der Anwalt und zog seine Lederhandschuhe aus und setzte seine bunte Wollmütze ab. Er steckte seine Handschuhe und die Mütze in die Taschen seiner Militärjacke und öffnete die Tür der Bäckerei. Eine Glocke läutete, Hans war hinter ihm, und während der Anwalt schon mit der Dame an der Verkaufstheke sprach, schloss er die Tür mit einem letzten Blick auf den leeren Marktplatz. Das Backsteingebäude mit dem kleinen Portal war wohl das Rathaus. Das runde Becken eines wasserlosen Brunnens davor. Der Winter war ja erst seit knapp zwei Wochen vorbei.
    »Was genau ist denn Schmand?«, hörte er den Anwalt fragen und trat zu ihm an die Verkaufstheke.
    Die Verkäuferin, eine kleine blonde, etwas dralle Dame Mitte vierzig, die perfekte Bäckerin, dachte Hans, wollte etwas sagen, aber der Anwalt redete schon wieder weiter. Nerven kann er, dachte Hans.
    »Also«, sagte die Verkäuferin und holte Luft, »unser Schmand-Kuchen ist aus Mürbeteig, mit einer Mischung aus Pudding und eben Schmand gefüllt.«
    »Nach traditioneller Rezeptur«, fügte sie hinzu.
    »Klingt gut. Nehmen wir jeder ein Stück zum Kaffee, nicht wahr, Herr Pieczek?«
    »Sehr gerne«, sagte die Verkäuferin, »Sie können schonmal Platz nehmen.«
    Sie gingen in den hinteren Teil des Ladens, während die Verkäuferin mit Geschirr klapperte.
    »Herrlich«, sagte der Anwalt, »kein Latte, keine extra geschäumte Milch, kein frozen dies und shaken das, keine entkoffeinierte Extravaganz mit Vanille, einfach eine schöne Tasse Kaffee.«
    Er zog seine Militärjacke aus und hängte sie über die Lehne eines Plastikstuhls, auch Hans legte seinen Mantel ab. Sie setzten sich. Die Verkäuferin brachte den Kaffee und Kuchen auf einem Tablett, stellte die Tassen und Teller auf den Plastiktisch. »Lassen Sie es sich schmecken.«
    »Besten Dank«, der Anwalt nickte und lächelte ihr hinterher. Hans nahm sein Tasse und trank.
    »Ah, Sie trinken schwarz.« Der Anwalt nahm einen der kleinen Kaffeesahnebecher, die auf der Untertasse lagen, schüttelte ihn kurz, riss ihn auf und goss die Sahne in seine Tasse. Er nahm den halbvollen Zuckerstreuer aus der Mitte des Tischs, schüttelte ihn kurz, wie vorher die Kaffeesahne, hielt ihn dann gegens Licht, als könnten Fremdkörper drin sein, und schüttete vorsichtig etwas Zucker in seinen Kaffee. Hans trank in kleinen Schlucken und beobachtete ihn über seine Tasse hinweg. Er stellte die Tasse ab und sah, wie der Anwalt klimpernd und gefühlte fünf Minuten lang mit dem kleinen Löffel seinen Kaffee umrührte.
    »So.« Er legte den Löffel auf die Untertasse, und dann trank er einen kleinen Schluck. »Wunderbar.«
    Hans schüttelte den Kopf.
    Der Anwalt führte ein Stück des Schmand-Kuchens mit der Kuchengabel zum Mund. Hans nahm den fest aussehenden, ganzen Kuchen mit beiden Händen und biss hinein.
    »Ja, ja, Sie machen das richtig«, sagte der Anwalt kauend, »bei so einem wunderbaren Kuchen muss man einfach herzhaft zubeißen.«
    Hans wischte sich den Mund ab. »Es is’n Kuchen. Da hab ich schon bessere, da hab ich schon schlechtere.«
    »Nun, da haben Sie sicher recht. Aber es ist die Situation, das Ambiente, das Drumherum, was einen guten Kaffeetisch ausmacht.«
    »Das freut mich, dass es Ihnen mit mir anscheinend besonders gut schmeckt. Ambiente, hm?«
    »Nun, wir beide haben einiges vor. Geschäfte, Hans. Wichtige Geschäfte.«
    »Bedeutende Geschäfte, ja. Sie wissen ja, was ich zu bieten habe. Der Schmuckhändler ist ein guter Freund von mir.«
    »Sagen wir es so, meine Auftraggeber sind durchaus interessiert an dieser Möglichkeit.«
    »Es wäre ein Weg, den keiner vermuten würde. Ans andere Ende der Welt.«
    »Schonmal in Japan gewesen, Herr Pieczek?«
    »Sie können ruhig Hans sagen.«
    »Emil. Angenehm.« Er reichte Hans seine Hand über den Tisch. »Man könnte denken, das Geschäft wäre perfekt, Emil«, sagte Hans und drückte kurz die Hand des Anwalts, die sich feucht und warm anfühlte.
    »Es sind wie immer die Details, Hans«, sagte der Anwalt, »aber da gibt es marktübliche Richtlinien. Sieben Komma fünf Prozent für Lagerung und

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