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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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nicht sagen, dass ich da ein Experte bin. Aber da du den Esel erwähnst, mich hat das auch immer ein wenig interessiert.«
    »Den Esel lass mal schön stecken, mein Freund, war nur ein überspitzter Vergleich.«
    »Nein, ich meinte das vollkommen ironiefrei.«
    »Ironie ist etwas für Besserwisser und Dummschwätzer. Aber nichts gegen einen Witz. Und ich stoße immer wieder an diese großen und vielleicht sogar kleinen Fragen, Platon GmbH hast du gut gesagt, auch und vor allem wenn jemand wie du mich löchert, was die Engel und das Rotlicht …, da wollt ich ja eh noch was sagen, aber wir haben ja Zeit …«
    »Wenn du Zeit hast. Ich will dich nicht von deinen Geschäften abhalten. Und auch nicht löchern.«
    »Die Nacht ist lang. Und ich kann mich auf meine Leute verlassen. Aber wer sich abhalten lässt und ablenken lässt, ist früher oder später raus aus dem Spiel, raus aus dem Geschäft. Disziplin.«
    »Hat dir da deine sportliche Erfahrung, so nenne ich das jetzt mal, geholfen? Du hast ja früher geboxt und hast auch eine Zeitlang im Trainingsbereich gearbeitet.«
    »Ach, das ist lange her. Das ist wirklich lange her. Und ich bediene ja damit wieder eins der typischen Klischees. Aber das sind so Sachen, wo man einfach drübersteht, drüberstehen muss. Weil man ja wirklich mit dem Herzen dabei war. Egal. Nee, natürlich nicht egal. Der Boxer, der Ex-Boxer, der sich seinen Weg … undsoweiter. Aber es war ein toller Sport. Den ich bis heute liebe. Und ich habe großartige Menschen kennengelernt. Auch später als Trainer, das war dann schon Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger. Der Rücken hat schon früh angefangen zu streiken, da konnte ich nicht so lange im Ring aktiv sein, wie ich das wollte, weil ich da gerne viel länger im Ring aktiv gewesen wäre. Aber wir hatten eine tolle Amateurboxszene hier in der Stadt. Ist leider alles nicht mehr so, obwohl’s da immer noch paar Verrückte gibt, die sich nicht unterkriegen lassen, auch im Profi-Bereich.«
    »Philosophie und Boxen und Rotlicht. Ist dann die Philosophie das Ungewöhnliche in diesem Triptychon?«
    »Du willst mich wohl testen, was? Denkst wohl, der Mann wird blind und taub und blöd hinter den Spiegeln?«
    »Nein, so hab ich das jetzt nicht gemeint.«
    »Und was das Rotlicht betrifft, da waren wir doch eigentlich stehengeblieben.«
    »Du sprachst vorhin von einer möglichen Befriedung der Szene in Berlin, dass dort die Auseinandersetzungen um den Markt ein Ende finden könnten. Wie erklärst du dir das Attentat auf den neuen sogenannten Paten von Berlin, der ja, aus der Abteilung der Locos kommend, mittlerweile eine hohe Position bei den Engeln innehat, um es mal vorsichtig auszudrücken. Oder die Schüsse am Germanenhof, was ja ein bekannter Rockertreff ist.«
    »Ich bin nicht das große Orakel oder Onkel Jean Pütz, der alles erklären kann und alles weiß, was irgendwo ein Mitglied der Engel treibt. Ja, ja, Krise in Berlin, Krise überall. Und die europäische Krise dauert auch an, manche sagen, es ist ein Krieg, die sind pleite, und jener ist bankrott, und der kommt auf die Bühne …, und dann gibt es dort einen Quertreiber …, bemühen tuen wir uns doch alle, nicht wahr?«
    »Besser ein Quertreiber als ein Querschläger.«
    »Was soll dieser Quatsch jetzt bedeuten? Spielst du auf den armen Kerl an, der hier vor einigen Jahren auf der Straße liegengeblieben ist? Wir haben zu diesem Zeitpunkt bereits versucht, die Invasion einzudämmen. Es wäre wohl zynisch, von einem Kollateralschaden zu sprechen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass wir Engel ähnliche Personenschäden hier in der Stadt oder meinetwegen in H. oder der Hauptstadt verursacht hätten. Wir haben unser ehrliches Mitgefühl damals in einer Zeitungsannonce zum Ausdruck gebracht. Die auch nur gedruckt wurde von den Schmierfinken der hiesigen Presse, weil sie unter einem Pseudonym lief. Also worauf willst du hinaus.«
    »Ich meine nur, der vielbeschworene Frieden zwischen den beiden großen konkurrierenden Firmen scheint nicht zu funktionieren. In unserer Nachbarstadt, die ja mittlerweile und seit einigen Jahren de facto schon ein Teil unserer Stadt geworden ist, scheinen die Locos noch aktiv zu sein, nachdem sie sich von hier, also dem Zentrum des großen Steins, zurückgezogen haben. Die Haustür rückt näher. Die Ränder rücken näher. Kurzzeitig gab es hier das motorisierte Syndikat der Outsiders, das aber wieder aufgelöst wurde, und wie man hört, durchaus unter

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