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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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Sigmund Jähn?
    Ja. Auch. Aber Zitterbacke …, das ist jetzt wieder so ’ne Olsenbanden-Sache. Ich dachte, die Informationen fließen.
    Solange das Geld fließt.
    DAS SPAREN WIR UNS JETZT.
    Deine Joker sind langsam weg. AK.
    Die hab ich nie gebraucht. Nichtmal für die Hurenfrage bei der halben Million.
    Findet man heute auch alles im Netz. Vicky P. Dia.
    So weit sind wir noch nicht. Nein, so weit sind wir noch nicht. Neunzehnhundertneunundneunzig. (Dieser kluge Hippielude in Hamburg erzählt’s mir später. Weiterbildung. Hure . Indogermanisch, sagt der, die Liebliche . Sage ich doch die ganze Zeit. Nix Fotzen. Herzen wie …)
    Und du stehst vor der Klasse, und der Alte sitzt vorne am ersten Tisch und nestelt an seiner schicken Brille, und alle blicken dich an.
    Und du spürst, dass du hier alleine bist und weit weg, und du denkst an Alfons Zitterbacke, der einer der Helden deiner Kindheit war, und wie der einmal in einer dieser Geschichten (Kapitel?) Kosmonaut werden wollte und auf Tubennahrung umstieg und, da es die ja nicht einfach so gab in der Zone und sicher auch nicht in Moskau oder Silicon Valley, USA, anfing, Senf und Zahnpasta zu fressen, bis ihm das große Kotzen kam, und da musst du lachen, und dann legst du los, die Kladde mit den Notizen vor dir. Und du erzählst über Willy Schneider, seine Thesen, und über das mächtige Instrument des Rabatts und wunderst dich, irgendwo ist da noch Platz in deinem Hinterkopf, warum du da so hemdsärmelig stehst, weißes Hemd von Hugo Boss, yes I’m the Boss, wo es doch da draußen irgendwo den harten Winter des Jahres zwo-drei oder wann auch immer geben muss, weil doch deine Füße, und vor allem der eine, noch so kalt und klamm sind von dem Schnee auf den Straßen und Fußwegen, du parkst immer ein Stück weit weg mit deinem BMW, nicht dass du was zu verbergen hättest, aber sicher ist sicher, und du brauchst die frische Luft, wenn du zur Hochschule für Wissenschaft und Technik läufst, wo du dich eingeschrieben und beworben hast, irgendwann in den Jahren, und du sprichst laut und deutlich über die Farbstrategien und die Beeinflussung durch die Farben beim Kaufmoment und der Kaufentscheidung und über das Werbemoment der Farben und über die Marktforschung, die das Irrationale mit zu erfassen sucht, und über Handelsprofessor Willy Schneider, mit dem du tatsächlich am Telefon über die von ihm aufgestellten Thesen sprechen konntest, ein feiner, kluger Mann, wie du findest, Weiterbildung, Weiterbildung, aber hier geht es um mehr. Und du blickst zum Fenster und siehst den Schnee fallen und sprichst mit seinen Worten, und der Klang deiner Stimme verwirrt dich, weil du doch sicher und tief und kenntnisreich und männlich klingen willst, bei roten Preisschildern denken die Konsumenten beziehungsweise die angehenden Konsumenten, dass die Ware billig ist, aber , aber das stimmt eben nicht und ist Teil der …, und dass das von Schneider (warum heißen eigentlich so viele kluge Leute Schneider, wie der Immobilien-Mann mit dem großen Plan, der auf das Chaos vertraute und genau wusste, dass Firma Coppenrath & Wiese bis hoch in die höchsten Etagen existiert?) so genannte Belohnungszentrum des Gehirns des Konsumenten … Du musst Luft holen und auf die Notizen und Stichpunkte blicken und siehst das anerkennende Nicken des Alten …, und dein dicker Batzen Gehirn (»Nix mehr als ein Batzen darmähnlicher Graufleischstränge!« Hans Pieszek, der Ex-Butcher, am 22. 10. 1999 im Gespräch mit Arnold Kraushaar) gleicht alles ab mit deinem Business, so wie an den Abenden und in den Nächten, als du lerntest und dich vorbereitet hast auf deine große Stunde.
    Und Enge macht Angst. Sagt Willy. Und die Unsicherheit des Konsumenten ist der Feind des Konsums. Allen drei Kreisläufen ist gemeinsam: Verwertung des Werts als bestimmender Zweck, als treibendes Motiv. Und alle starren gebannt auf dich, und der Alte nickt wie ein Wackeldackel. Und du erklärst das Prinzip des »open space« und der Räume und Gänge und dass die ganze verdammte Wirtschaft »linksherum« läuft. Die Konzerne müssen die Geschwindigkeit des Kunden verlangsamen.
    Du hockst vorm Klo und kotzt. Die große Sause ist vorbei. Wie hat dein Freund Willy dir am Telefon gewinkt, während du draußen vorm Fenster die Mädels beobachtet hast, und Alex, der den Laden schmeißt, während du lernst, und hinten im Hof die Baumaschinen, wie willst du das alles koordinieren? Die Rationalität der Konsumenten wurde

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