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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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Achtziger hoch und runter, danke, Hans!, und er trinkt Gin Tonic, du süßes Rotkäppchen, flüstert er später oben aufm Zimmer in mein Ohr, dass es ganz feucht wird und ich mir das auswasche und auswasche, als er weg ist, weil ich da nun keine Spucke will, sonst ist’s, wie’s ist, aber im Ohr?, bis die ganze Ohrmuschel brennt. Und er trinkt Gin Tonic und raucht und bietet mir eine an, und ich sage: »Nein, danke«, seine Schachtel liegt aufm Tresen, und ich nehme mir dann doch eine raus und lächele ihn an. Ich rauche nicht viel, aber das spielt eh keine Rolle, passiv und aktiv, und die ganze Belegschaft qualmt, und der Chef qualmt und die meisten Gäste auch. Als wenn das mit den ganzen Rauchergesetzen an uns vorbeigehen würde, also am Markt, am Club, ich denke manchmal, wie das war, als ich früher noch im Zug rauchen konnte, weil ich manchmal nach Berlin musste, und da stand ich im Bistro, ist ja nicht weit, und trank Kaffee und rauchte eine, dass da die ganzen Kinder durchmussten, hat gar keinen gestört, das muss schon noch so zweitausendsechs oder zweitausendfünf gewesen sein, da habe ich nämlich mal wieder angefangen, hatte aber fast zwei Jahre ohne durchgehalten. Zweitausendsechs habe ich Geld verdient wie nie wegen der WM. Und da musste ich ja wieder anfangen bei dem Stress.
    Ja, danke, gerne, nee, die Steffi is heut nicht da, ja, also die Silvana mein ich, ja. Und ja, nein, die Schweiz kenn ich nicht, war noch nie …, und was er da jetzt erzählt von wegen meinem Bubikopf, wie die …, nee, hab ich noch nie gehört, Österreich?, nein, auch nicht, das ist ja ganz nett, aber …, dass ich ihm schon immer aufgefallen bin, was das für ’n komisches Wort ist, »Bubikopf«, das sagt doch heute keiner mehr …, aber wenigstens nett bist du, und ich lege meine Hand auf dein Knie, na klar geh’n wir gleich nach oben, und ich schlage meine Beine fast so gekonnt übereinander wie Sharon Stone in diesem Film. Es sind nur die kleinen Gesten, und ich leg mich nicht so ins Zeug wie manch andere von den Mädels, die ja sonstwas für Shows abziehen, ich bin eher zurückhaltend, aber das mögen eben auch manche Gäste, und von wegen die Beine gekonnt wie …, ich wünschte manchmal, ich könnte so verführerisch sein, so in dem Sinne, dass … Hab das einfach nicht in mir drin, nur das blöde Kichern hab ich geübt, aber bisschen still sein ist doch auch was Schönes … Und wenn er nicht mit hochkommt?, na ja, wird ein anderer kommen, der Abend ist noch lang, und die Steffi, die Silvana, ist doch ein ganz anderer Typ als ich, vielleicht will er erstmal die Lage sondieren, wer alles so da ist heute, und einen viel größeren Busen hat sie, obwohl, ganz viele Männer mögen meine kleine Handvoll, sind schön fest, ja, das kommt, denke ich, auch vom vielen Schwimmen. Ich schwimme sehr gern, manchmal gehe ich direkt nach der Arbeit, weil ich dann nicht gleich schlafen kann, oder ich wache nach zwei, drei Stunden wieder auf, früh am Morgen, da ist die Schwimmhalle noch schön leer, und ich schwimme ganz alleine meine Bahnen.
    Du bist sehr schön, du bist sehr süß. Danke, du bist lieb. Sekt, Sekt, jeden Abend Sekt, ach, Großmutter …, ja, mein Kind?, und natürlich gießen wir die Hälfte weg oder nippen nur, aber es läppert sich doch …
    Das kennt er nicht, das Wort, ist einer von außerhalb, also »läppert«, weißt du, das heißt sowas wie …, aber da ist er schon an meinen Brüsten und schraubt an ihnen rum. Ich weiß, dass die Silvana richtig laut ist und so, und ich versuche schon, es ihm recht zu machen, weil er ja dann vielleicht wiederkommt, und dass er oft in der Stadt ist, hat er erzählt.
    Und wir sitzen immer noch und wieder und immer wieder unten an der Bar, und die Beatriz sitzt schon auf der anderen Seite neben ihm und wartet, dass ich ihn langweile, und ich trinke und lache und neige den Kopf und gebe mir doch richtig Mühe jetzt, so wie ich’s kann, aber die Beatriz hat wirklich Feuer, so ein Latina-Typ, kommt ja auch aus Bolivien, ist bestimmt schon Mitte vierzig, sieht aber nicht wirklich so aus, ganz ehrlich, also wenn ich vierzig bin und noch so gut aussehe wie sie, und zwei Kinder hat sie auch, von denen erzählt sie manchmal, der eine Junge ist schon sechzehn, was sie dem wohl sagt, vielleicht habe ich auch zwei Kinder, wenn ich mal vierzig bin, ach, na ja, eins wär schon schön, ein kleines Mädchen (Hat der jetzt echt »Du süßes Fötzchen« in mein Ohr geflüstert,

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