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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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Wie das befestigt ist. Direkt unterm Rumpf. Was mir auffällt, ist …, als wenn die Frau, und das ist eindeutig eine jüngere Frau als die andere, als wenn die von ihm wegkriechen will, von dem Mann mit den großen Löchern in der Brust, beide Körper auf dem Rücken, aber sie dreht sich weg oder versucht das. Krümmt sich von ihm weg auf ihrem Sockel. Nicht dass sie noch gelebt hat. Möglich so etwas. Soweit das möglich ist. Vielleicht auch der Bagger. Der die Körper auseinandergebracht hat.
    Die nackte Frau wohl vorher und eindeutig separat hier entsorgt. Circa anderthalb Meter liegt Paar von Frau entfernt. Zufall möglicherweise. Nein. Zusammenhänge immer möglich. Der Ort. Kein Zufall. Unmöglich. Die Nackte hat rote, als rot erkennbare, hochhackige Schuhe an den Füßen, an ihren Füßen. Bei der anderen Kleider, aber keine Schuhe. Barfuß. (…) Ja, ja, ist gut, lasst mir meine Zeit, Kollegen. Ich brauch Akten, über alle verschwundenen jungen Frauen der letzten zwanzig Jahre. (Lachen) Das sieht aus wie ein glatter Schnitt. Sucht nach dem Bein, Kollegen, sucht nach dem Bein, bitte.
    Die Gerichtsmedizin sagt, dass das ein Schnitt ähnlich wie beim Schlachten wäre. Beim Zerteilen eines Rindes beispielsweise. Sauber, sauber. Tag drei.
    Die im Moor vorhandenen Torfmoose bewirken, dass Moore ein stark saures Milieu besitzen.
    Das Torfmoos ist maßgeblich für diese extremen Lebensbedingungen in den Hochmooren verantwortlich. Auch im Niedermoor.
    Fuck you, geh heeme. Ich höre mein Band ab. Wieder und wieder. Ich habe Stunden auf dem Gerät. Kein Band. Wenn ich weit zurückspule, bin ich in Köln. Bin ich bei der Frau, wo ich oft bin. Meist wird der Körper zufällig gefunden. Bald ist wieder Sommer. Wieder Herbst.
    Es gibt eine Spur zu der Frau. Der Frau ohne Kleider. Sie wurde erwürgt und erstochen. Ihr Freund, also ihr Ex-Freund, hat sie identifiziert. Moormoose sei Dank! Justizsekretärin Bärbel Kahn. Verschwunden neunzehnhundertsiebenundneunzig. Ihr Auto voller Blutspuren, blutverschmiert die Vordersitze, fanden wir damals vor einem Baumarkt, drüben im Süden der Stadt. In der Nähe der großen Seen. Die damals noch halbgeflutete Tagebaugruben waren. Wieso wurde sie nicht dort abgelegt? Nur ihre Fingerabdrücke im Auto. Ihre Finger sind in einem so guten Zustand, dass wir vergleichen konnten. Nicht hundertprozentig. Aber es sind mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die Finger der Justizsekretärin Bärbel Kahn.
    Riesige Sümpfe, tiefe Moore, undurchdringlicher Urwald, gigantische Bäume, die mehr als hundert Meter in den Himmel wuchsen. Dazwischen haushohe Farne, Halme, Gewächse und Sträucher …
    Was hat dieser Mist mit der Spezifik von Moorleichen zu tun? Aber der Mann, der Experte, ging zurück bis zum Anfang. Holte weit aus. Gewaltige Moore, verrottete Wälder in den Schichten unter uns. Überstunden. Vorträge. Gerichtsmedizin. Akten. Papiere. Daten und Fleisch.
    Dieses Moor ist wie der Wal aus dem alten Märchen, der die drei Menschlein wieder ausspuckt. Blödsinn. (Lachen) Ich muss Eliot Ness besuchen, den sie kaltgestellt haben. Informationen. Sie wollen den Fall Bärbel Kahn in die Beziehungsecke abschieben. Tat aus Eifersucht. Aber wer? Ihr Ex-Freund. Ganz bestimmt nicht. Er sagte, dass sie an was dran war. Dass sie an irgendeiner großen Sache dran war. Immobilien. Alte Geschichten inzwischen. Hast zu lange geschlafen im dunklen Moor, Justizsekretärin Bärbel Kahn. Neunzehnhundertsiebenundneunzig. Ein anderes Jahrtausend.
    Der Mann ist identifiziert. Kleine miese Nummer. Drogen. Drogenstrich. War vor vielen Jahren mal Hauptverdächtiger in der Mordsache Professor. Endete aber mit Freispruch. War nicht besonders beliebt. Hing wohl auch im Objekt Kolumbusfalter mit drin. Am Rande. Nie nachgewiesen. Als die Bosse des Fleischmarkts sich sauber gaben, sich die Hände säuberten, als der große Frieden begann, der Geschäftsfrieden, war er schnell weg vom Fenster. Ich denke, dass er mit seinen kleinen Drecksgeschäften jemanden verärgert hat. Das große Kaliber sieht nach verdammt viel Wut aus. Wer tötet mit einem tschechoslowakisch-englischen Maschinengewehr? Eine Hinrichtung. Ein Rätsel. Das Mädchen starb an Herzversagen. Medikamente. Drogen. Die muss drinnen so schwarz ausgesehen haben wie draußen. Hat sie auch. Es wird schwierig sein, in diesem ganzen Chaos, das zurzeit herrscht, die Täter zu finden. Den Täter. Ich gehe immer noch davon aus, dass es verschiedene Täter sind. Nicht nur

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