Im Strudel der Gefuehle
selbst kümmern«, sagte Caleb gelassen.
Jessica allein sah, wie das Leuchten in Wolfes Augen mit einem Schlag erlosch. Seine schwarzen Wimpern senkten sich, als betrachtete er noch einmal das Baby. Sie wußte genau, daß er an ihre Ehe dachte und an die Falle, in der sie ihn gefangen hatte und die dafür sorgen würde, daß er niemals eigene Töchter und Söhne haben würde.
Doch als Wolfe wieder aufschaute und Willow das Baby zurückgab, lag ein Lächeln auf seinem Gesicht. Das Lächeln war genauso aufrichtig wie vorher der Ausdruck des Schmerzes in seinen Augen.
»Ein wunderbares Baby hast du da zur Welt gebracht«, sagte Wolfe zu Willow.
»Das ist nicht allein mein Verdienst.«
»Zum größten Teil. Jemand, der so häßlich ist wie Caleb, kann wohl zu so einem hübschen Baby nicht viel beigesteuert haben.«
Willow lächelte und betrachtete Caleb. »Mein Mann sieht aus wie ein junger Gott.«
»In deinen Augen vielleicht«, sagte Wolfe nüchtern. »Alles, was ich dazu sagen kann, ist, daß ich hübschere Dinge auf der Erde entdeckt habe, nachdem eine Büffelherde vorbeigezogen ist.«
Caleb lachte. Wolfe drehte sich um und umarmte seinen Freund. Die Umarmung war kurz und herzlich wie zwischen zwei Brüdern.
»Vorher gehörte dir die Sonne«, sagte Wolfe. »Jetzt hast du auch noch den Mond und die Sterne dazubekommen. Paß gut auf sie auf.«
Nach einer Weile wandte Jessica den Blick ab. Sie konnte nicht länger ertragen, wie sich ein leiser Ton der Traurigkeit in die Freude mischte, die Wolfe für seinen guten Freund empfand.
15
Splitternackt stand sie auf einer endlosen, vereisten Ebene. Nichts Lebendiges war weit und breit zu sehen. Nichts bewegte sich außer dem Wind, der ihr mit seinen gespenstischen Stimmen leise zuflüsterte. In weiter Ferne wuchs ein mächtiger Baum, dessen Äste ihr Schutz bieten konnten.
Dieser Baum war ihr Ziel.
Doch je verzweifelter sie von der Stelle zu kommen versuchte, desto schwerer wurden die Eisklumpen an ihren Beinen. Sie war eine Gefangene der Kälte und ein Spielzeug des Windes. Und doch kämpfte sie sich weiter auf den Baum zu, während der Wind sie verhöhnte:
Und diese Frau wird Jessica niemals sein.
Der schlimmste Fehler meines Lebens.
Nicht füreinander geschaffen.
Unwillkürlich schreckte Jessica im Bett hoch, als draußen das erste Licht der Morgendämmerung den Himmel rötlich zu färben begann.
»Jessi?« Wolfes Hand legte sich auf ihre Schulter. »Hast du wieder von der Vergangenheit geträumt?«
»Nein. Nicht von der Vergangenheit.«
»Komm wieder unter die Decke«, sagte Wolfe leise. »Es ist kalt da draußen.«
»Eiskalt«, flüsterte sie.
Sie legte sich wieder hin und drehte sich Wolfe zu. Sie brauchte seine Wärme, um den kalten Schauer ihrer Träume zu vertreiben.
»Was ist denn?« fragte er und strich ihr übers Haar.
»Nur ein Alptraum, weiter nichts. Ich war ganz allein.«
»Du bist aber nicht allein. Ich bin ja da.«
Aber für wie lange?
Wolfe spürte, wie sich Jessicas Arme um seinen Hals legten. Ihre
festen Brüste drückten sich gegen seine nackte Haut. Als er selbst aus seinen Träumen erwachte, hatte er sich bereits in einem Zustand der Erregung befunden. Sie auf seiner nackten Haut zu spüren, verstärkte sein Begehren in schmerzhaftem Maße. Als sie sich fester an ihn drücken wollte und dazu noch unruhig hin und her rutschte, berührte sie ihn mit der Hüfte dort, wo sich seine Erregung unmöglich verbergen ließ. Er hörte, wie sie leise aufstöhnte und erschreckt zurückzuckte.
»Hab keine Angst«, sagte Wolfe. »Es ist nicht das erste Mal, daß ich die Nacht so verbracht habe, und bisher habe ich mich noch nie an dir vergangen. Und ich verspreche dir, daß sich daran auch in Zukunft nichts ändert. Alles, woran ich denken muß, ist deine Angst, wenn ein Mann dich berührt, und woher diese Angst kommt, und sofort habe ich nicht die geringsten Schwierigkeiten, mich zurückzuhalten.«
»Das ist es nicht. Du hast mir nur... einen Schreck eingejagt.«
Jessica holte langsam Luft und versuchte, ihre Träume zu vergessen. Sie rieb ihre Wange an Wolfe und spürte, wie seine beruhigende Wärme die eisige Kälte vertrieb, die ihre Träume mit sich gebracht hatten. Immer und immer wieder hatte sie Wolfes Stimme gehört, die ihr vorhielt, wie wenig sie als Frau taugte. Als sie spürte, daß Wolfe sich von ihr abwenden wollte, gab sie einen verzweifelten Laut von sich und klammerte sich so fest an ihn, daß er ganz überrascht
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