Im Strudel der Gefuehle
suchte nach den sanft duftenden Blütenblättern der Blume, die sich nur für ihn allein öffnete. Sie war bereits feucht, erwartungsvoll, begierig. Ihn im Moment seines Höhepunkts zu beobachten, hatte leidenschaftliche Erwartungen in ihr ausgelöst. Bei der ersten Berührung seiner Finger stöhne sie leise. Dann keuchte sie und eine angenehme Hitzewelle überlief sie.
Und schließlich befand sie sich auf dem Weg zur Sonne.
16
Auch wenn Wolfes Gesichtsausdruck ziemlich grimmig war, als er von draußen hereinkam, zögerte er einen Moment lang und betrachtete seine Frau dabei, wie sie eine Portion Chili für ihn in eine Schüssel füllte. Das geheimnisvolle Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, während er seine ledernen Arbeitshandschuhe abstreifte, verriet Jessica, daß er daran dachte, was sich zwischen ihnen in der Stille der Morgendämmerung drei Nächte zuvor abgespielt hatte - und danach in jeder weiteren Nacht.
Als sie Wolfe die Schüssel reichte, berührte er mit der Handfläche die Rückseite ihrer Finger. Weil sie nicht allein waren, hielt er sich diesmal allerdings zurück. Wenn es nach seinem Willen gegangen wäre, hätte er sich bei ihr mit einem Kuß auf ihren verlockenden Mund bedankt. Als er hörte, wie Jessica bei der Berührung mit seiner Handfläche der Atem stockte, wußte er, daß auch sie sich diesen Kuß wünschte.
»Wie geht es dem kleinen Kerl?« fragte er Willow, indem er Jessica und ihrem verführerischen Mund den Rücken zukehrte.
Willow schaute auf. Sie war gerade damit beschäftigt, das Baby vorsichtig zu baden. Dem Kleinen schien das warme Wasser genauso gut zu gefallen wie die Berührung seiner Mutter.
»Ethan Caleb Black geht es ganz ausgezeichnet«, erwiderte sie lächelnd.
»Ethan also. Habt ihr euch endlich entschlossen?«
»So hieß Calebs Vater.«
»Hoffen wir, daß der Kleine in die Fußstapfen seines Großvaters treten wird«, sagte Wolfe. Er betrachtete Willow prüfend. »Bist du sicher, daß du schon wieder aufstehen und arbeiten solltest?«
»Nur Leute, die wirklich krank sind, liegen faul im Bett herum. Und ich bin nicht krank.«
Mit einem Stirnrunzeln sah Jessica zu ihnen herüber. Sie stellte ein Blech mit Maisbrot auf dem Herd ab, um es warm zu halten.
»In England bleiben die Frauen nach der Geburt für mehrere Wochen unter Beobachtung«, erklärte sie.
»Wundert mich gar nicht«, sagte Wolfe. Seine Stimme triefte vor Verachtung für die feine englische Gesellschaft. »Der ganze Haufen ist eben zu nichts nütze.«
Alles, was Willow dazu zu sagen hatte, war: »Je länger man im Bett bleibt, desto länger braucht man hinterher, um wieder auf die Beine zu kommen.«
»Du siehst trotzdem müde aus«, wiederholte Jessica.
»Ich bin in meinem Leben schon erschöpfter gewesen. Da kannst du Caleb fragen.« Sie nahm Ethan auf den Arm und verpackte, während sie weitersprach, sein Hinterteil in eine weiche Baumwollwindel. »Ethan und ich haben heute morgen ein schönes Nickerchen zusammen gemacht, nicht wahr, mein Süßer? Und nach dem Mittagessen machen wir gleich noch eins.«
Wolfe schüttelte den Kopf - offensichtlich aus Bewunderung und nicht aus Mißbilligung. »Und ich habe immer geglaubt, die Frauen der Cheyenne wären hart im Nehmen. An dem Tag, als Caleb dich gefunden hat, muß ein ganzer Himmel voller Glückssterne für ihn geschienen haben.«
Jessica beugte sich über das Kuchenblech und steckte das Tuch an den Ecken fester, mit dem sie das Maisbrot abgedeckt hatte, um es warm zu halten. Diese Vorsichtsmaßnahme war nicht unbedingt notwendig, aber sie lieferte ihr einen Vorwand, wenigstens so lange ihr Gesicht zu verbergen, bis niemand mehr erkennen konnte, wie enttäuscht sie über Wolfes Bemerkungen war. Obwohl sie wußte, daß er sie mit seinen Worten nicht persönlich angreifen oder herabwürdigen wollte, spürte sie dennoch, daß sie innerlich verletzt war.
Insgeheim hatte sie gehofft, daß er sich vielleicht doch mit ihrer Ehe abfinden würde. Seit der Nacht, in der Wolfe den Grund für ihre Angst vor Männern, der Ehe und dem Kinderkriegen erfahren hatte, verhielt er sich wieder wie damals, als sie noch gute Freunde gewesen waren. Außerdem war er für sie zu einem rücksichtsvollen, großzügigen Lehrer in der uralten Kunst der Sinnlichkeit geworden.
Doch erst jetzt wurde Jessica klar, daß Wolfe sie niemals ganz als seine Frau akzeptiert hatte. Und es war eher unwahrscheinlich, daß er es sich jemals anders überlegen würde.
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