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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Seine abgrundtiefe Verachtung für die adlige Oberschicht steckte einfach zu tief in ihm.
    Jessica war in diese adlige Oberschicht hineingeboren worden. Darüber kam Wolfe einfach nicht hinweg; nicht einmal in den Augenblicken, in denen er seiner Leidenschaft hilflos ausgeliefert war. Genau das war der Grund, warum Jessica auch jetzt noch, nach drei Nächten intensiver Leidenschaft, immer noch Jungfrau war. Sie gehörte zur Aristokratie, was sie zu einer der Frauen machte, mit denen Wolfe seine sinnlichen Spiele treiben konnte, ohne daß er deshalb automatisch in ihr jemanden sah, mit dem er den Rest seines Lebens verbringen konnte.
    Der Wind heulte ums Haus, als wenn er seine Kraft mit den Menschen messen wollte, und erinnerte die Männer daran, was sie dort draußen nach dem Essen erwartete. Ein schwaches kratzendes Geräusch war an den Fenstern zu hören, als der beständig auffrischende Wind Hagelkörner von draußen gegen die Scheiben schleuderte. Die Männer hörten auf zu essen und warfen sich im selben Moment unbehagliche Blicke zu.
    Ohne ein Wort stand Wolfe auf und ging zur Hintertür. Er beachtete den eisigen Wind nicht, sondern entfernte sich so weit vom Haus, bis er zu allen Seiten einen freien Blick auf die Berggipfel und den Himmel hatte. Die Luft war klar. Der kräftige Wind roch nach Winter.
    Obwohl es gerade erst zwölf Uhr mittags war, ertönte überall in den Wäldern das gespenstische Bellen der Wolfsrudel, die sich auf der Jagd befanden.
    Bewegungslos und schweigend stand Wolfe da und nahm all die unterschwelligen Signale in sich auf, die Himmel und Erde, Wind und Wolken ihm zukommen ließen. Als er sich umdrehte und wieder zurückkam, war sein Gesicht ausdruckslos und seine Augen blickten
    düster.
    Caleb betrachtete ihn ungeduldig, während er sich wieder an den Tisch setzte. »Und?« fragte er leise.
    Wolfe zögerte und zuckte dann die Achseln. Der Wind würde früher oder später die Wahrheit ans Tageslicht bringen, ganz gleichgültig, was er jetzt sagte.
    »Es wird bald zu schneien anfangen.«
    Caleb murmelte etwas vor sich hin, das Jessica lieber überhört haben wollte. Schweigend stellte sie ein zweites Blech mit Maisbrot und eine Schüssel mit Chili vor ihn auf den Tisch.
    »Wird es schlimm?« fragte Caleb.
    »Die reinste Hölle«, sagte Wolfe. Seine Stimme klang leise, doch an seinen Worten bestand nicht der geringste Zweifel.
    »Dann wird außer mir niemand dort hinausgehen. Wir dürfen nicht riskieren, daß sich jemand im Schneesturn verirrt.«
    »Ich werde die Kühe und Kälber zusammentreiben«, sagte Rafe, ohne sich darum zu scheren, was Caleb gerade gesagt hatte. »Die Pferde werden unruhig, wenn ich meine Peitsche einsetze, aber das Vieh reagiert darauf ausgezeichnet.«
    »Ich werde dir helfen«, sagte Reno. »Gott sei Dank sind bisher noch nicht so viele Kälber zur Welt gekommen. Die sind jetzt im Mutterleib viel sicherer. Haben die Stuten angefangen zu fohlen?«
    »Nein«, sagte Wolfe. »Meine graue Stute wird vermutlich die erste sein. Wenn sie erst einmal gefohlt hat, läßt der Rest auch nicht mehr lange auf sich warten. Und wenn sie ihre Fohlen inmitten des Schneesturms zur Welt bringen ...«
    Caleb machte ein besorgtes Gesicht, sagte aber nichts. Nichts, was er jetzt noch hätte sagen können, konnte den eisigen Nordwind aufhalten.
    »Sobald wir meinen Mustang eingefangen haben«, fuhr Wolfe fort, »wird Ishmael schon dafür sorgen, daß der Rest der Herde sich ihm anschließt.«
    »Teufel noch mal«, sagte Caleb wütend. »Das letzte Mal, als ich versucht habe, deine graue Stute mit dem Lasso einzufangen, mußte ich ihr stundenlang hinterherlaufen.«
    »Ein flinkes, kleines Ding, stimmt’s? Und schlau außerdem.« Wolfes Lächeln verblaßte. »Wenn ich ihr nicht gut zureden kann...«
    »Gut zureden?« unterbrach Jessica ihn.
    Caleb grinste schief. »In Cheyenne. Das ist das Verrückteste, was ich je gesehen habe. Wolfe kann sich an einen Mustang heranschleichen und ihm gut zureden, so daß das Pferd ihm beinahe jedesmal wie ein Schoßhündchen hinterhergelaufen kommt.«
    » Das ist auch der Spitzname, den die Cheyenne für ihre Pferde haben— Hündchen«, bemerkte Wolfe nüchtern. Seine Stimme klang jetzt anders als zuvor. »Wenn die Stute nicht auf uns hört und uns nicht nahe genug an sich heranläßt, um sie mit dem Lasso einzufangen, muß ich versuchen, sie mit einer Kugel lahmzulegen.«
    Jessica betrachtete Wolfe unglücklich. Sie wußte, daß Wolfe vorhatte,

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