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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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das Schiff nach rechts und die Ladung rollte auf die andere Seite.
    Dazwischen waren immer wieder mächtige Donner zu hören, gegen die die Glocken von Jericho süßes Geläute waren. Madrigal hatte Angst. Er hatte sogar furchtbare Angst. Und diese Angst war es einerseits, die ihn dazu gebracht hatte, den beiden Frauen im Laderaum etwas Essbares zu bringen. Er war überzeugt davon, dass sein letztes Stündlein nicht mehr lange auf sich warten ließe. Doch bevor er seinem Schöpfer gegenübertrat, wollte er noch mit einer letzten guten Tat von dieser Welt scheiden. Der andere Grund war folgender: Wenn er wieder Erwarten am Leben blieb, das Schiff heil aus dem Unwetter herauskam, nun, so konnte sich das Glück jederzeit gegen Dom Pedro richten und auf Seiten Vasco da Gamas sein. Niemand wusste, wie sich die Dinge entwickelten, und es war klug, sich nach beiden Seiten hin abzusichern. Tat er den Frauen etwas Gutes, so würden sie bei anderer Gelegenheit vielleicht auch ein gutes Wort für ihn einlegen.
    Während Madrigal diesen Gedanken nachhing und sich mühsam, Schritt für Schritt in die hinterste Ecke des Laderaumes tastete, sorgte ein mächtiger Knall, ein Krachen und Zerbersten dafür, dass Madrigal den Halt verlor und wie ein Tuchballen von links nach rechts kullerte.
    An Deck war der Mast gebrochen, das Schiff beinahe manövrierunfähig. Die Männer hatten ihr Letztes gegeben, doch die Natur war stärker. Zwei Tote hatte das Unwetter bereits gefordert: den Schiffsjungen, der brüllend vor Furcht von einer Welle einfach über Bord gespült worden war, und einen Matrosen, der direkt unter dem Mast stand, als dieser brach und den jungen Mann erschlug. Doch die Männer hatten keine Zeit, die Toten zu betrauern. Sie kämpften um das nackte Leben.
    Dom Pedro hielt sich an einem der kleineren Maste fest. Seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Vor lauter Furcht hatte er sich in die Beinkleider genässt, doch die Wellen, die noch immer ungehindert über das Deck tobten, sorgten dafür, dass niemand seine Schande registrierte.
    Und plötzlich, als die Kräfte der Seemänner schon erlahmt waren und sie ihr Leben in Gottes Hand legten, ließ der Regen nach. Aus den Sturzbächen wurden Rinnsale, aus dem Sturm ein frischer Wind, aus dem brüllenden Meer allmählich ein bleigrauer, schwerer, aber stiller Spiegel.
    Die Männer atmeten auf, dankten Gott auf Knien dafür, dass er sie noch einmal verschont hatte und machten sich, nachdem sie etwas Kraft geschöpft hatte, daran, die Schäden zu begutachten.
    Auch Dom Pedro hatte schnell zu seiner übliche Form zurück gefunden. Er strich sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah sich um. Überall auf Deck lagen zerbrochene Gegenständen herum. Teile des Mastes, Stücke vom Segeltuch, ein Eimer aus Rinderhaut, lose Taue, zerrissene Fischernetze.
    »Aufräumen!«, brüllte er. »Alle Mann zum Aufräumen. Du da«, er zeigte auf einen Matrosen, der eine blutende Wunde am Arm hatte. »kontrollierst die Masten und Segel und berichtest mir von den Schäden.«
    Der zahnlose Alte kam heran. »Zwei unserer Leute sind tot, Kapitän. Es ist Brauch, eine Messe für ihre Seelenruhe auf Deck abzuhalten.«
    »Schnickschnack«, bellte Dom Pedro. »Waren sie im Leben Gerechte vor Gott, so sind sie es auch im Himmel. Waren sie es nicht, hilft ihnen auch eine Messe nicht. Wir haben Wichtigeres zu tun.«
    »Seeleute sind ein abergläubisches Volk, Kapitän. Sie haben Angst, es könne Unglück bringen, wenn sie sich nicht an die Bräuche halten. Außerdem ist es Sitte, dass der Kapitän ein paar Worte sagt.«
    Dom Pedro winkte ab. Nino war inzwischen dazu gekommen, um neue Befehle entgegen zu nehmen. Er hatte die Worte des Alten gehört. »Wir werden uns mit dem Aufräumen beeilen«, meinte er. »Danach halten wir eine kurze Messe ab. Es wird nicht lange dauern, Kapitän.«
    Murrend gab Dom Pedro nach. »Berichtet mir von den Schäden«, blaffte er. »Ihr wisst ja, wo Ihr mich findet.«
    Dann stakte er über die nassen, glitschigen Planken und ging – ohne sich umzuziehen – nach unten in den Mannschaftsraum. Madrigal saß am Tisch, spielte mit dem Becher in seiner Hand und wirkte, als habe er sich während der letzten Zeit nicht vom Platz gerührt.
    »Nun, wie sieht es da oben aus?«, fragte er.
    Dom Pedro winkte ab. »Der Hauptmast ist gebrochen. Wir werden zur Küste segeln müssen und dort ankern, um ihn zu reparieren.«
    »Da Gama wird es ebenso getroffen haben«,

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