Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Göttern. Huldigt Ihr den Euren, so kann es keine Sünde sein. Die Seele ist auch bei Euch der Hort der göttlichen Idee, nicht wahr? Und heißt es bei Euch nicht auch: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst?«
»Ihr habt mich überzeugt, doch nun bin ich gespannt darauf, wie es weitergeht.«
»Wir stimmen uns auf das Liebesritual ein. Ja, wir lernen zuerst unseren Körper kennen, den Körper des Partners, ehe wir uns vereinigen. Wir stärken unsere Sinne und unsere Wahrnehmung für uns und den anderen. Wir dienen einander und achten darauf, dass Geben und Nehmen in Einklang stehen. Mann und Frau symbolisieren die Götter Shiva und Shakti. Sie sind deshalb gleichberechtigt. Ihre Gefühle, ihre Wonnen, ihre Körper, der Geist und die Seelen stehen zu gleichwertigen Teilen nebeneinander. Niemand herrscht über den anderen, Demütigungen, Kränkungen oder gar Schändungen sind eine Todsünde. Erlaubt ist, was beiden Vergnügen bereitet. Erlaubt ist alles, was dazu dient, dem Leben zu huldigen.«
Suleika machte eine kleine Pause, dann schlug sie Charlotta vor, sich wie gestern flach auf den Boden zu legen, es sich bequem zu machen und die Augen zu schließen. Erst als sie sah, dass Charlotta ruhig atmete und ihr Gesicht entspannte Züge zeigte, fuhr sie mit der zweiten Lektion fort:
»Ein wichtiges Hilfsmittel, um den Körper als göttlichen Tempel kennen zu lernen und zu feiern, ist die erotische Massage. Wir benutzen dazu verschiedene Öle, die – je nach Zusammensetzung – eine unterschiedliche Wirkung entfalten. Arabinda, der mich kennt wie kein anderer, hat für mich ein Öl aus Rosenblüten hergestellt. 50 Blüten ergeben einen einzigen Tropfen Öl. Es ist also sehr kostbar, doch der zarte sinnliche Duft wirkt öffnend und befreiend und zaubert schnell eine romantische Stimmung herbei. Für sich selbst benutzt Arabinda ein Pfefferöl aus dem Inneren unseres Landes. Es wirkt stark anregend und wärmend.
Bei meiner zweiten Unterrichtsstunde, die wieder in einem gut geheizten Raum mit einer breiten, weichen Lagerstatt stattfand, die mit gelben, roten und orangenen Decken und Kissen belegt war, durchzogen den Raum die Düfte des Öls. Kerzenlicht sorgte für die richtige Beleuchtung und wieder erklangen die Töne der Sitar aus einem Nebenraum.
Meine Dienerin hatte mich wieder in das lockere Gewand vom Vortag gekleidet, doch diesmal hieß mich Arabinda, es auszuziehen.
Noch nie zuvor hatte ich mich einem Mann nackt gezeigt, doch ich wusste nach der ersten Unterrichtsstunde ja schon, dass die Scham ein störendes Ding ist. Langsam und mit großer Ruhe zog ich mich also aus und auch Arabinda entledigte sich seiner Kleidung. Er sah mich dabei nicht an und auch ich vermied es, ihn zu betrachten.
Ich legte mich nackt auf das bequeme Lager, die Arme locker neben meinem Körper, die Füße angestellt und schloss die Augen.
Arabinda kniete hinter mir. Ich spürte seine Schenkel rechts und links neben meinem Kopf.
Wieder erfüllte mich ein wohliges Gefühl des Vertrauens, des Schutzes und der Geborgenheit. Nein, ich brauchte wirklich keine Angst zu haben, dass mir hier etwas geschehen konnte, das ich selbst nicht wollte. Ich merkte, wie sich mein Körper langsam entspannte. Arabinda, so hörte ich, goss sich etwas Öl in die Hände und erwärmte es vorsichtig zwischen seinen Handflächen. Dann legte er beide Hände um mein Gesicht, bis ich noch ruhiger und entspannter wurde.
»Achte nur auf die Berührungen. Achte darauf, ob sie dir angenehm sind«, sagte er leise. Dann begann er sanft, an den Augenbrauen entlangzustreichen, massierte mit leichten kreisenden Bewegungen meine Schläfen, so dass ich vor Wonne beinahe wie eine Katze schnurrte. Ich hatte das Bedürfnis mich zu räkeln. Wie von selbst verzog sich mein Mund zu einem Lächeln, als Arabinda mir sanft über die Lippen strich.
Viel zu schnell war er mit meinem Gesicht fertig und wandte sich nun den Füßen zu. Er rieb zunächst beide Füße mit Öl ein. Dann hielt er einen Fuß in seiner Hand und strich mit der anderen an meiner Fußsohle entlang. Gerade so fest, dass es nicht kitzelte, denn ich gestehe, dass mich jede leichte Berührung an dieser Stelle zum Kichern bringt. Anschließend massierte er jeden einzelnen Zeh, dann setzte er seinen Daumen und den Zeigefinger ein, um mich wie mit einer kleinen Zange damit zu zwicken. Als er mit dem einem Fuß fertig war, nahm er sich den nächsten vor. Eine warme Welle stieg in mir auf, wärmte meinen Körper, mein
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