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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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war es, das Schiff auf Kurs zu halten. Mit aller Kraft drehte Arabinda am Steuerrad, den Blick fest auf das tobende Meer gerichtet, als hätte allein sein Blick die Kraft, es zu bezwingen.
    Vom Kapitän dagegen war weit und breit nichts zu sehen. Lange schon war er unter Deck geklettert, um sich vor dem Unwetter in Sicherheit zu bringen. Er saß im Mannschaftsraum und herrschte den Smutje an: »Los, bring Wein herbei. Ich bin schon ganz ausgetrocknet.«
    Dann wandte er sich an Madrigal, der ihm gegenüber am Tisch saß, merkwürdig bleich war und vergebens versuchte, seinen Becher festzuhalten, der bei jeder Bewegung des schweren Schiffes vom Tisch zu kippen drohte.
    Der Schiffsjunge schwankte herbei, eine Karaffe mit Wein und einen Becher auf einem Tablett balancierend. Die nächste Woge brachte das Schiff in eine bedenkliche Schieflage. Der Smutje verlor den Halt, stürzte zu Boden, die Karaffe zerbrach und der köstliche Trank ergoss sich bis zu Dom Pedros Füßen.
    »Nichtsnutz, verdammter. Wie kannst du es wagen, den Wein zu vergießen!«, brüllte Dom Pedro. Der Junge, der schon einmal vom Kapitän ausgepeitscht worden war, krümmte sich auf dem Boden zusammen, barg den Kopf schützend in den Armen und brach in verzweifeltes Schluchzen aus.
    »Komm her, du Tölpel, damit ich dich strafen kann«, schrie Dom Pedro, doch der Junge war vor Angst wie gelähmt. Es war seine erste Fahrt auf einem Schiff, sein erster Sturm. Ihm war elend vor Angst und er weinte leise nach seiner Mutter, sehnte sich in ihre schützenden Arme.
    Oben wurde die Luke aufgerissen. Ein nasser Kopf erschien und brüllte nach unten: »Wir brauchen jeden Mann an Deck. Alles, was Beine hat, soll hochkommen.«
    Schnell wie der Blitz raffte sich der Junge auf und eilte die Leiter nach oben.
    »Ihr seid ein harter Mann, Kapitän Corvilhas«, stellte Madrigal fest und sah sich unbehaglich um. Auch er hatte Angst vor dem Sturm, doch er hütete sich, Dom Pedro diese Angst merken zu lassen.
    »Wie geht es den beiden Frauen im Laderaum?«, fragte er im Plauderton. »Haben sie sich schon gegenseitig die Augen ausgekratzt?«
    Dom Pedro lachte keckernd. »Lange kann es nicht mehr dauern. Als ich vorhin nach unten ging, um zu sehen, was sie treiben, waren sie gerade dabei, sich anzukeifen wie zwei Fischweiber auf dem Markt von Lissabon.«
    Madrigal nickte, als wäre mit dieser Aussage eine Vermutung bestätigt wurden.
    »Und Ihr seid sicher, dass Ihr ihnen während der beiden Arresttage weder Speise noch Trank kredenzen werdet? Nicht einmal Wasser und Brot?«
    »Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen«, erklärte Dom Pedro kategorisch. »Der Hunger wird ihnen hoffentlich die Flausen aus dem Kopf treiben. Du wirst sehen, Madrigal. Sanft wie Osterlämmchen werden sie sein, wenn sie aus dem Verschlag wieder heraus dürfen. Aber vielleicht werde ich den Arrest noch verlängern. Mir gefällt die Ruhe an Bord.«
    Madrigal nickte. »Wie Ihr meint, Kapitän.«
    Wieder wurde die Luke aufgerissen. Eine aufgeregte Stimme rief nach unten: »Kapitän, der Mast ist gebrochen, der Schiffsjunge über Bord gespült. Was sollen wir tun? Wir warten auf Eure Anweisungen!«
    »Seid ihr denn zu gar nichts nutze?«, brüllte Corvilhas nach oben. »Bin ich den nur von Idioten umgeben?«
    Dann stemmte er sich von der Bank hoch, tappte schwankenden Schrittes zur Leiter und ächzte nach oben.
    Madrigal aber nutzte die Gelegenheit, um in die kleine Vorratskammer hinter dem Mannschaftsraum zu gehen und sich die Taschen mit Esswaren vollzustopfen. Dann ging er, unbeteiligt wie ein Spaziergänger, durch den hinteren Teil des Unterdeckes, kletterte die Leiter zum Laderaum hinab und schlich an den Tuchballen und Säcken vorbei bis nach hinten zu dem Arrestverschlag.
    Das Brüllen des Meeres klang hier unten dumpf und grollend wie Schreie aus der Hölle. Die Luft war zum Ersticken, die Tuchballen, Fässer und Säcke hatten sich selbstständig gemacht und rollten durch den Laderaum, so dass Madrigal aufpassen musste, nicht umgeworfen zu werden. Es fiel ihm ohnehin schwer, sich auf den Beinen zu halten. Das Schiff schlingerte und schwankte inzwischen wie eine Kinderschaukel. Madrigal spürte jede Welle. Unter seinen Füßen wurde das Schiff empor gehoben, als wäre es nicht schwerer als eine Nussschale, und gleich darauf unsanft wieder abgesetzt. Einmal neigte es sich nach links und die ganze Ladung nahm die Neigung auf. Fässer rollten, Ballen holperten, Säcke fielen. Dann neigte sich

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