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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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Gespött machen.«
    Ein Funke glomm in der Tiefe seiner Augen auf. Plötzlich warf er den Schleier auf das Bett. »Wie du willst. Los, wir gehen.« Er nahm ihren Ellbogen, um sie zu führen, aber Deidre wusste, sollte sie versuchen, sich ihm zu entziehen, würde dieser leichte Griff sich in eine eiserne Faust verwandeln.
    Die Kutsche erwartete sie. Angus und sie schwiegen auf der kurzen Fahrt ins Dorf. Erst als sie den Friedhof betraten, zog Deidre unvermittelt hörbar die Luft ein. Ihr schlimmster Alptraum war plötzlich wahr geworden.
    Hätte Angus sie nicht gestützt, wäre sie in sich zusammengesackt wie ein Glas Gelee, denn ihre Knie zitterten, und in ihren Beinen war keine Kraft mehr.
    Im Inneren der vollen, steinernen Kirche wartete Gilead, bleich und ruhig am Altar. Das Licht von hundert flackernden Kerzen umspielte seine feinen Züge und ließ ihn wie einen römischen Gott aussehen. Neben ihm stand die ebenso fahle Dallis mit verkrampften Händen. Deidre bemerkte Niall kaum, der sie böse von der anderen Seite des Altars angrinste.
    Der kleine Priester, den Elen so gemocht hatte, räusperte sich und bedeutete Gilead und Dallis vorzutreten. »Wir haben uns heute hier versammelt …«
    Deidre wollte die Worte nicht hören. Sie wollte nicht hören, wie Gilead Dallis versprach, sie zu lieben und zu ehren bis der Tod sie trennte. Ihre Augen sandten Blitze zu Niall. Es war egal, dass sie in einer Kirche war. Wenn er so ein Narr wäre, und versuchte, sie zu vergewaltigen, war er noch heute Nacht tot. Die Göttin würde es verstehen.
    »Willst du, Gilead, Dallis zu deiner rechtmäßig angetrauten Frau nehmen …«
    Erst langsam dämmerte es Deidre, dass Gilead nicht antwortete. Sie vergaß ihre Mordgedanken.
    »Ich kann es nicht, Dallis«, sagte er ruhig. »Bitte, verzeih mir. Ich hätte das schon viel früher beenden müssen.« Den rasenden Blick seines Vaters nicht beachtend, wandte er sich an Comgall. »Es muss deshalb keinen Krieg zwischen den Klans geben. Nehmt Eure Rache nur an mir selbst. Peitscht mich aus, wenn Ihr wollt. Ich werde Euch auch mein Land in Lothian über …«
    »Nein«, unterbrach ihn Dallis, und Angus und Comgall hörten auf, Gilead anzustarren. »Das ist nicht Gileads Schuld. Zwischen uns gibt es keine Liebe.« Sie zögerte, senkte ihren Kopf. Als sie sprach, war ihre Stimme kaum zu vernehmen. »Nicht, wenn ich einen anderen liebe.«
    Völlig verblüfft hob Gilead mit seinen Fingern ihr Kinn hoch. »Wen liebst du?«
    Mit flammend rotem Gesicht deutete sie auf Drustan.
    Er sprang von seiner Bank auf und wäre beinah über den verwirrten Priester gestolpert, als er jetzt zu ihnen stürmte. »Ich liebe dich, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe! Du bist die Sonne, der Mond, die Sterne, der Himmel …«
    »Da sieh mal einer an«, begann Comgall schroff, blickte aber dann in das lächelnde Gesicht seiner Tochter. »War es das, was du die ganze Zeit wolltest, Liebes?«
    Dallis nickte und wischte sich eine Träne aus den Augen.
    Comgall wandte sich zu Angus und zuckte mit den Schultern. »Da hat man uns Väter wohl ausgebootet.«
    Angus betrachtete schweigend Gilead und ließ seinen Blick dann zu Dallis und Drustan wandern. Schließlich nickte er. »Auch meinen Segen sollt ihr haben.«
    Fast albern glücklich sah Dallis Drustan an, ihre Augen strahlten, als sie jetzt ihre kleine Hand in seine legte und ihren Schwur mit fester Stimme wiederholte.
    Dann war Deidre an der Reihe.
    Niall packte ihren Arm und zog sich zu sich.
    »Nicht so schnell«, sagte Gilead.
    »Geh mir aus dem Weg, du Flegel.«
    »Nein.« Gilead zog seinen Handschuh aus und warf ihn Niall vor die Füße. »Es steht mir frei, dich um Deidres Hand zum Duell zu fordern. Hiermit fordere ich dich heraus.«
    Nialls Augen verengten sich, und seine Hand wanderte zum Griff seines Schwerts. »Du verdammter Hundesohn, ich töte dich an Ort und Stelle.«
    Der Priester erbleichte und klammerte sich an den Rand des Altars. »Das ist ein Gotteshaus!«
    »Hinaus«, sagte Gilead.
    Niall grinste ihn höhnisch an und schob Deidre beiseite, als er den Mittelgang hinunter in den hellen Sonnenschein des Kirchenhofs schritt.
    Die Gäste strömten aus der Kirche, und eine Menge versammelte sich um die beiden Männer, die jetzt ihre Schwerter zogen und begannen, sich wachsam zu umkreisen. Niall sprang plötzlich nach vorne, aber Gilead wich ihm seitlich aus, und Niall prallte ungebremst in einen der Zuschauer, der ihn zurück in den Kreis stieß.

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