Im Sturm erobert
Haar. Die Flammen des Kamins spiegelten sich in seinen Augen. »Ich wollte mir Zeit lassen. Ich wollte dich stundenlang genießen.«
»Wir haben keine Stunden.«
»Nein. Wir haben nur Augenblicke. Also müssen wir das Beste daraus machen.« Er senkte seinen Kopf und bemächtigte sich ihres Mundes.
Sein Kuß war der eines Verhungernden. Er verzehrte sie. Sie fühlte die lockende Kante seiner Zähne auf ihrer Unterlippe. Seine Zunge tanzte mit ihrer.
Sie bäumte sich gegen ihn auf, grub ihre Nägel in seinen geschmeidigen, muskulären Rücken, knapperte an seinem Ohrläppchen, inhalierte seinen Duft, bis ihr schwindelig wurde.
Mit einem Mal entzog er sich ihrem Zugriff und schlängelte sich an ihrem Körper nach unten. Sie wußte nicht, was er vorhatte, bis sie seinen Mund auf sich spürte, im schockierend intimsten Kuß überhaupt.
»Leo.«
Als er kurze Zeit später in sie stieß, entrang sich ihr ein hoher leiser Entzückensschrei.
Er legte ihr hastig die Hand über den Mund.
Sie glaubte, durch die Woge tosender Befriedigung, die sie durchströmte, Leos ersticktes Lachen zu hören. Sie war sich nicht sicher, weil er fast unmittelbar darauf sein Gesicht in dem Kissen neben ihr begrub, um sein eigenes Stöhnen zu ersticken.
Kapitel 16
Die Wirbel der Dunkelheit sammelten sich ... Kapitel sechzehn, Die Ruine von Mrs. Amelia York
Kurz nach zwölf Uhr am nächsten Tag machte es sich Leo in einem Sessel des Kaffeeraums in seinem Club bequem und entfaltete die erste Morgenzeitung.
Er war sich sicher, daß er mit seinen Schlußfolgerungen gestern nacht recht gehabt hatte. Er und Beatrice hatten ein bißchen Zeit. Nachdem Cox tot war, würden Sibson und Saltmarsh ohne Zweifel eine Weile in Deckung bleiben.
Er hatte nur wenig geschlafen, nachdem er Beatrice kurz vor dem Morgengrauen verlassen hatte. Die wenige Ruhe, die er gefunden hatte, war von unangenehmen Träumen gestört gewesen.
Er überflog rasch die Nachrichten in der Zeitung. Kein Wort über Cox’ Tod. Es war gut möglich, daß man die Leiche noch nicht entdeckt hatte.
Er wollte gerade umblättern, als sein Blick auf einen kurzen Abschnitt unter den Klatschberichten über die wichtigsten Bälle und Soireen fiel.
Gewisse junge Gentlemen, die Anfang dieser Woche von einer Tour durch die Stadt zurückkehrten, brachten die Nachricht, daß ein Wolf - oder gar ein Werwolf - ge sich -
tet wurde, als er durch unsere Stadt schlich. Die Herausgeber dieser Zeitung neigen dazu, diese Erscheinung dem Genuß zahlreicher Flaschen Weines zuzuschreiben. Andererseits hörte man, daß der geheimnisvolle Lord M zur Ballsaison in London eingetroffen ist...
Eine Gestalt stand vor Leos Stuhl.
»Monkcrest, hab gehört, daß Ihr in der Stadt seid.«
Leo faltete die Zeitung zusammen und nickte dem dicken Mann mit der angehenden Glatze zu, der sich ihm gegenüber niederließ. »Ramsey. Ich hoffe, es geht Euch gut?«
»Sehr gut.« Ramsey machte es sich bequem und griff nach seinem Kaffee. »Hab letzten Herbst wieder geheiratet. Bildschöne Kreatur. Gerade erst neunzehn geworden. Geht doch nichts über eine junge Braut, um einem Mann neue Kraft zu
geben.«
»Meine
Glückwünsche, Sir.« Ramsey mußte mindestens fünfundsechzig sein, dachte Leo.
»Danke.« Ramsey zog seine buschigen Augenbrauen hoch. »Wie man hört, seid Ihr in der Stadt, um Euch dasselbe Tonikum zu holen.«
»Wie bitte?«
Ramsey zwinkerte ihm zu. »Hab gehört, Ihr seid hier, um eine Braut zu finden, die Ihr mit zurück nach Devon nehmen könnt. Wie ich höre, habt ihr ein Auge auf das hübsche Ding geworfen, das Lady Ruston am Gängelband hat. Hübsch. Da ist auch ein bißchen Geld, glaub ich, obwohl es wahrscheinlich nicht genug ist, einen Mann in Eurer Position zu locken.«
Leo atmete langsam aus. »Nein, das würde es nicht.«
»Aber da sind noch ein paar andere Faktoren, die in Betracht gezogen werden müssen, was? Ihr habt recht, wenn Ihr Euch eine Junge sucht. Genau das hab ich auch getan. Viel leichter an die Kandare zu kriegen. Die älteren sind zu unabhängig, verlangen zuviel, meiner Meinung nach.«
Leo erinnerte sich an den Klatsch, den er heute morgen zufällig gehört hatte. Er fragte sich, ob Ramsey noch so freudig die Vorzüge einer Ehe zwischen älteren Männern und jungen Damen frisch von der Schulbank propagierte, wenn er dieses Gespräch gehört hätte. Es ging dabei um ein Gerücht, daß Ramseys jugendliche Braut bereits in eine Affäre mit einem Herrn verwickelt war, der
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