Im Sturm erobert
mein Zimmer gebracht, seid Ihr mir versprochen habt, mir zu helfen, die Blue Cat zu kaufen.« »Um Haaresbreite.« Beatrice eilte durch die Tür ihres Arbeitszimmers. Sie warf das Bündel mit ihrem Abendkleid, den Abendschuhen und den Handschuhen auf das Sofa. »Um Haaresbreite, Leo.«
»Ja.« Er ging zum Kamin, kniete sich davor und stocherte in der Glut herum, bis ein angenehmes Feuer aufloderte. »Du brauchst mich nicht daran erinnern.«
Beatrice ging hinter ihren Schreibtisch und ließ sich in ihren Stuhl fallen. Sie stützte die Ellbogen auf das polierte Mahagoni und ließ den Kopf auf die Hände sinken.
»Gütiger Gott, ich darf nicht mal dran denken. Der einzige Grund, warum sie Dr. Cox’ Gift nicht getrunken hat, war, daß sie plante, ihren Beruf zu ändern. Von Prostituierter zur Wirtin.«
»Ich entschuldige mich für das, was ich vorhin, von wegen man könnte nicht jeden retten, gesagt habe.« Leo erhob sich vom Kamin. »Du hast mit Sicherheit Clarinda das Leben gerettet.« »Nein.« Beatrice sah nicht auf. »Ich hab ihr Leben nicht gerettet.«
Leo ging zum Tisch und nahm die Karaffe mit Brandy. »Wenn du sie nicht überzeugt hättest, daß sie genug Geld kriegen würde, um die Blue Cat zu kaufen, hätte sie weiter in ihrem Gewerbe gearbeitet und wahrscheinlich das Gift getrunken.«
»Sie hat sich selbst gerettet.« Beatrice hob langsam den Kopf. »Sie hat die Chance ergriffen, den Lauf ihrer eigenen Zukunft zu ändern, und damit hat sie ihr eigenes Leben gerettet. Nicht jeder nutzt die Gelegenheiten, wenn sie sich bieten, weißt du!« Sie dachte an die jungen Frauen, die sie und Lucy im Lauf der Jahre an die Straße verloren hatten. »Nicht einmal dann, wenn ihnen diese Gelegenheiten direkt in den Schoß fallen.«
»Dessen bin ich mir sehr wohl bewußt.« Leo hatte zwei Brandy eingegossen, reichte ihr eines der Gläser und hob das seine hoch. »Auf dich, Beatrice. Und die ehrfurchtsgebietende Clarinda.« »Ich werde ganz gewiß auf Clarinda trinken. Möge sie Reichtum und Glück im Tavernengeschäft finden.« Beatrice trank einen kräftigen Schluck Brandy und spürte, wie das Feuer sich hinunter in ihren Magen brannte.
Als sie wieder Luft bekam, stellte sie das Glas mit Bedacht ab und warf einen Blick auf die hohe Standuhr. Es war fast fünf Uhr früh. Nichts regte sich im Haus. Mrs. Cheslyn schlief in ihrem Zimmer unten. Winifred und Arabella waren noch nicht nach Hause zurückgekehrt.
»Im Norden wird sie in Sicherheit sein, nicht wahr?« »Clarinda? Ja, ich denke schon. In den nächsten zwei Tagen wird sie von ihren Mitreisenden umgeben sein. Danach kann sie auf dem Land verschwinden. Sie ist eine intelligente junge Frau. Und sie ist nicht so dumm, daß sie etwas trinken wird, was sie nicht identifizieren kann.«
»In dieser Sache ist überall Gift«, flüsterte Beatrice.
»Cox wurde nicht vergiftet«, erinnerte sie Leo. »Er wurde aus nächster Nähe erschossen.«
»Stimmt.« Beatrice erinnerte sich an den grausigen Anblick der Leiche des Doktors, die in einer Pfütze getrockneten Blutes gelegen hatte. »Wer hat den Giftmischer getötet?« »Vielleicht die Person, die ihn angeheuert hat, das Gift zu mischen. Oder einer seiner Verbündeten.«
»Mein Gott, Leo, was für ein Wirrwarr das doch geworden ist.«
»Ja.« Er saß halb, halb lümmelte er auf ihrer Schreibtischkante und sah in die Tiefen seines Brandys. »Aber ich glaube, wir haben endlich ein paar Fäden, an denen wir ziehen können.« »Du meinst die Verbindung zwischen Mr. Saltmarsh und Mr. Sibson.«
»Ja.«
»Angenommen, es war Mr. Saltmarsh, den Clarinda heute gesehen hat. Es wäre doch gar nicht so erstaunlich, oder? Mr. Saltmarsh hat uns erzählt, daß er in der Welt der Antiquitäten sehr rege ist. Da ist es nicht verwunderlich, daß er Mr. Sibson kennt.« »Eine Verbindung mit Mr. Sibson wäre nicht bemerkenswert. Aber den Streit, den Clarinda mitangehört hat, gefolgt von dem Anschlag auf ihr Leben, kann man nicht so einfach abtun.«
Beatrice runzelte die Stirn. »Der Zeitpunkt der Lieferung des Fläschchens an Clarinda bringt alle drei Männer - Cox, Sibson und Saltmarsh - in Verbindung miteinander.«
»Es könnte sein, daß Saltmarsh, als er nach dem Streit aus Sibsons Laden rannte und Clarinda direkt in die Arme lief, in Panik geraten ist. Er hat vielleicht angenommen, sie hätte zuviel gehört.«
»Wenn er auch wußte, daß du bei deinem ersten Besuch bei Sibson mit Clarinda geredet hast, und wenn er wußte, daß
Weitere Kostenlose Bücher