Im Sturm erobert
hinunter.
Elf warf einen interessierten Blick auf das Sideboard, wo die Tabletts mit Eiern und Toast thronten.
»Oje«, murmelte Winifred, »gerade wenn man anfängt zu glauben, daß die Gerüchte über seine Lordschaft übertrieben sind, tut er etwas Exzentrisches wie das hier. Ich frage mich, warum Monkcrest das Gefühl hat, er muß seinen Hund bei dir lassen.«
»Ich habe keine Ahnung.« Beatrice erhob sich und ging zum Sideboard. Sie konnte Winifred und Arabella nicht sagen, daß Leo um ihre Sicherheit besorgt war, denn sie würden in Panik geraten.
»Aber wenn man bedenkt, was Monkcrest alles für uns getan hat, kann man ihm die Bitte wohl kaum abschlagen.« Winifred seufzte. »Du hast natürlich recht. Und was sind schon ein paar exzentrische Angewohnheiten mehr oder weniger? Der Mann ist schließlich ein Earl.«
Beatrice tauschte ein kurzes Grinsen mit Arabella, bevor sie eine Scheibe Speck nahm und sie in Elfs klaffendes Maul steckte. Nach dem Frühstück war ihr der Hund ins Arbeitszimmer gefolgt, wo er bis jetzt geblieben war. Sie fragte sich, wie das wohl mit täglichen Spaziergängen und Ausflügen in den Garten wäre.
»Er ist furchtbar groß, nicht wahr?« Arabella bückte sich, um den massigen Kopf zu tätscheln. Elfs Ohr zuckte, aber die Augen öffnete er nicht. »Er sieht aus wie ein riesiger Wolf aus dem Märchen.«
Beatrice erinnerte sich plötzlich an eine kleine Notiz, die sie in einer der Morgenzeitungen bemerkt hatte. Etwas über einen Wolf, den man spät nachts auf einer Londoner Straße gesichtet hätte.
»Gütiger Himmel«, murmelte sie. »Ich frage mich, ob ... Oh, sicher nicht.«
Arabella tätschelte den Hund noch einmal und richtete sich dann auf. »Was ist denn, Beatrice.«
»Vergiß es, es ist nicht wichtig.« Beatrice nahm eine Feder und inspizierte die Spitze. »Wie sehen deine Pläne für heute nachmittag aus?«
»Tante Winifred sagt, wir sollen einkaufen gehen. Möchtest du mitkommen?«
Beatrice warf einen zweifelnden Blick auf Elf. Sie konnte sich ihn nicht in Lucys Anprobezimmer vorstellen, und sie wußte, daß Leo wütend sein würde, wenn sie ohne ihren Wächter ausging. »Ich glaube nicht, danke. Ich habe zu arbeiten. Wenn ich mit meinen Notizen fertig bin, werde ich mit Elf Spazierengehen. Er ist ein sehr großes Tier. Ich nehme an, er braucht eine Menge Auslauf.«
Arabella nickt. »Ich muß los, mich anziehen. Tante Winifred wird schon unruhig sein.« Sie blieb an der Tür stehen und drehte sich mit besorgtem Gesicht noch einmal um. »Beatrice, glaubst du, sie hat recht, wenn sie sagt, daß Gentlemen niemals nur aus Liebe heiraten?«
Beatrice hätte fast ihre Feder fallen lassen. Es war das erste Mal, daß Arabella auch nur den geringsten Zweifel an dem letztendlichen Triumph der Liebe geäußert hat. Sie suchte nach einer beschwichtigenden Antwort, die keine direkte Lüge war.
»Ich kann mir vorstellen, daß das von dem fraglichen Gentleman abhängt, Arabella.«
»Du hast aus Liebe geheiratet.«
»Ja.« Beatrice holte tief Luft. »Aber das ist keine Garantie für Glück.«
»Jeder in der Familie weiß, daß deine Ehe eine vollkommene, harmonische Mischung aller körperlichen und metaphysischen Bande war, die einen Mann und eine Frau nur verbinden können.«
Ganz plötzlich hatte Beatrice die Nase voll von ihrer eigenen Legende. Nach Jahren, in denen sie sich damit zufriedengegeben hatte, sie gelten zu lassen, hatte sie jetzt den überwältigenden Drang, sie in Fetzen zu reißen.
»Ehrlich gesagt, war sie gar nicht so harmlos, Arabella.«
»Wie bitte?«
Beatrice zögerte und wagte dann den Sprung ins kalte Wasser. »Ich werde dir etwas erzählen, das nur sehr wenige Menschen wissen. Mein Mann hat mich geheiratet, weil er die Frau, die er wirklich liebte, nicht haben konnte. Leider habe ich das erst nach der Hochzeit entdeckt.«
Arabella starrte sie an. »Was, in aller Welt, meinst du? Die ganze Familie weiß, daß du Justin Poole von ganzem Herzen geliebt hast.«
»Ich habe Justin am Anfang geliebt, aber am Ende hatte er es geschafft, daß diese Liebe zu einem Gefühl von Mitleid und ... etwas anderem wurde.«
»Und was war das ?«
»Wut.« Das harte Wort hing in der Luft und erschreckte Beatrice mehr als Arabella. »Selbst Zorn wäre kein zu starkes Wort, um ehrlich zu sein. Ich war wütend auf ihn wegen dem, was er mir angetan hatte. Aber ich gab es vor niemandem zu, nicht mal vor mir selbst. Du mußt wissen, ich fühlte mich schuldig.«
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