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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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»Es ist eines der Dinge, die die Geschichten so einmalig macht.«
    »Wie bitte?«
    »In den meisten Schauerromanen ist der geheimnisvolle Herr des von Geistern heimgesuchten Abbey oder Schlosses der Schurke«, erklärte Beatrice geduldig. »Aber in Mrs. Yorks Romanen erweist er sich meist als der Held.«
    Leo sah sie fassungslos an. »Um Gottes willen, in dem Roman, den ich gelesen habe, lebte der Held in einer unterirdischen Krypta.«
    »Der Fluch.«
    »Wie bitte?«
    Beatrice räusperte sich diskret. »Ich glaube, der Titel dieses speziellen Schauerromans ist Der Fluch. Am Ende der Geschichte zieht der Held nach oben in die sonnendurchfluteten Räume des großen Hauses. Der Fluch war gebannt, müßt Ihr wissen.«
    »Ihr habt den Roman gelesen?«
    »Natürlich.« Beatrice lächelte frostig. »Viele Leute in der Stadt lesen Mrs. Yorks Bücher. Wissen Sie, ich hätte gedacht, ein Mann, der die Erforschung wahrer Legenden zu seinem Beruf gemacht hat, könnte nichts dagegen haben, einen Roman zu lesen, der eine uralte Legende zum Thema hat.« »Zur Hölle. Mrs. York hat die Legende, die sie in diesem Roman erzählt, erfunden.«
    »Na ja, Sir, es war ein Roman, kein gelehrter Artikel für die Society of Antiquarians.«
    »Daß ich geheimwissenschaftliche Legenden studiere, Mrs. Poole, heißt noch lange nicht, daß mir an den Haaren herbeigezogene Geschichten über übernatürliche Phänomene gefallen.«
    Beatrice warf einen Blick auf Elf, der vor dem Feuer lag. »Vielleicht beruht Ihre Intoleranz für Schauerromane auf der Tatsache, daß Ihr selbst Gegenstand einiger recht unglückseliger Legenden seid, Mylord.«
    Er folgte ihrem Blick auf Elf. »Da könnte was Wahres dran sein, Mrs. Poole. Wenn man selbst Gegenstand von Geschichten über übernatürliche Geheimnisse ist, neigt man dazu, sie von der negativen Seite zu sehen.«
    Beatrice wandte sich wieder ihm zu und beugte sich mit eindringlicher Miene vor. »Sir, ich möchte Euch versichern, daß mein Interesse an den Verbotenen Ringen der Aphrodite nicht im geringsten frivol ist.«
    »In der Tat.« Es faszinierte ihn, wie der Feuerschein ihr Haar in dunkles Gold verwandelte. Mit einem Mal sah er vor seinem inneren Auge, wie es aussehen würde, wenn es offen um ihre Schultern hing. Er löste sich mit einiger Mühe von diesem Bild. »Darf ich fragen, wie Ihr von den Ringen erfahren habt und warum Ihr so entschlossen seid, sie zu entdecken?« »Ich bin im Begriff, Nachforschungen in einer privaten Angelegenheit anzustellen, die scheinbar eine Verbindung zu der Legende hat.«
    »Das ist ein bißchen vage, Mrs. Poole.«
    »Ich bezweifle, daß Ihr alle Einzelheiten hören wollt.«
    »Ihr irrt Euch. Ich muß darauf bestehen, alle Einzelheiten zu hören, bevor ich mich entschließe, wieviel Zeit ich auf dieses Thema verschwende.«
    »Verzeiht, Mylord, aber man könnte diese Aussage fälschlich als verschleierten Erpressungsversuch betrachten.«
    Er gab vor, darüber nachzudenken. »Ich nehme an, man könnte meine Forderung, die ganze Geschichte zu hören, so betrachten.«
    »Wollt Ihr damit sagen, daß Ihr mir nicht helfen wollt, wenn ich Euch gewisse Dinge, die sehr persönlicher Natur sind und nur meine Familie betreffen, nicht anvertraue?« Beatrice zog die Augenbrauen hoch. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Ihr so taktlos seid, Sir.«
    »Glaubt es nur. Ich denke ganz bestimmt nicht daran, das, was möglicherweise nur bloße Neugier ist, zu befriedigen.« Beatrice erhob sich und ging zum nächsten Fenster. Sie verschränkte die Hände am Rücken und schien gedankenverloren in die Nacht zu sehen. Aber Leo wußte, daß sie sein Spiegelbild im Glas beobachtete. Fast konnte er spüren, wie sie überlegte, welchen Kurs sie einschlagen sollte. Er wartete interessiert darauf, was sie als nächstes tun würde.
    »Man hat mich gewarnt, daß Ihr Schwierigkeiten machen könntet.« Sie klang ironisch resigniert.
    »Die Warnung hat Eure Begeisterung für eine Reise in die Wildnis von Devon offensichtlich nicht gedämpft.«
    »Nein, das hat sie nicht.« Sie musterte ihn in der dunklen Glasscheibe. »Ich lasse mich nicht so leicht entmutigen, Mylord.«
    »Und ich lasse mich nicht so leicht um den Finger wickeln.« »Na schön, wenn Ihr darauf besteht, werde ich ganz offen sein. Ich glaube, mein Onkel wurde möglicherweise wegen der Verbotenen Ringe ermordet.«
    Was immer er zu hören erwartet hatte, das war es sicher nicht gewesen. Ein kalter Hauch strich über seinen Nacken. Er

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