Im Sturm erobert
So etwas läßt sich doch nicht verkaufen.«
»Vielleicht waren diese Einbrecher nicht so gewöhnlich.« »Wurde sonst noch etwas von Wert gestohlen?« fragte Leo mit scharfer Stimme.
»Ein bißchen Silber.« Beatrice zuckte die Schultern. »Aber
ich glaube, das wurde gemacht, um den Eindruck zu erwecken, daß der Einbruch die Arbeit gewöhnlicher Diebe wäre.« Er sah sie nachdenklich an. »Aber Ihr glaubt das nicht.« »Keine Sekunde lang.«
»Unmöglich.« Leo trommelte mit den Fingern gegen den Kaminsims. »Das ist kaum zu glauben.« Aber die Geschichten, die ihm über die Ringe zu Ohren gekommen waren, wollten ihm nicht aus dem Kopf gehen. »War Euer Onkel am Sammeln von Antiquitäten interessiert?«
»Er war immer interessiert gewesen, aber er konnte es sich nicht leisten, sie zu sammeln, bis er diese Erbschaft machte. Aber danach hat er auch nicht viel gekauft. Er behauptete, die meisten Gegenstände, die angeboten würden, wären Fälschungen und Betrug.«
Leo war wider Willen beeindruckt. »Er hatte recht. Wie es scheint, hatte Euer Onkel einen guten Instinkt für Kunstgegenstände.«
»Einen gewissen Sinn für solche Dinge haben die meisten in unserer Familie«, erwiderte sie vage. »Auf jeden Fall glaubte Onkel Reggie anscheinend, daß die Verbotenen Ringe der Schlüssel zu einem sagenhaften Schatz wären. Das hat ihn dazu getrieben, ihnen nachzujagen.«
»Ah ja, die Verlockung sagenhafter Schätze. Das hat mehr als nur einen Mann in den Untergang getrieben.« Leo runzelte die Stirn. »Ist er oft in das Haus der Peitsche gegangen?« Beatrice errötete. »Scheinbar war er ein regelmäßiger Kunde der Besitzerin, Madame Tugend.«
»Woher wißt Ihr das?«
Beatrice studierte ihre Finger. »Onkel Reggie hat die Besuche in seinen Terminkalender eingetragen. Er hat sie, äh, gehandhabt, als wären es Besuche bei einem Arzt. Ich glaube, er litt an einer gewissen Art von, äh, maskulinem Leiden.«
»Ein maskulines Leiden?«
Sie räusperte sich erneut. »Eine Art Schwäche in einer bestimmten Extremität, die nur Gentlemen ihr eigen nennen.« »Er war impotent.« »Ja, also, neben seinen Terminen im Haus der Peitsche war er, wie es scheint, ein regelmäßiger Kunde eines gewissen Dr. Cox, der ihm ein Gebräu mit dem Namen Elixier der Manneskraft verkaufte.«
»Ich verstehe.« Leo ließ den Sims los und ging zu seinem Schreibtisch.
Zum ersten Mal zog er ernsthaft in Betracht, daß an den Gerüchten, die er gehört hatte, ein Körnchen Wahrheit sein könnte. Die Vorstellung war natürlich absurd. Die Geschichten widersprachen jedweder Logik und Glaubwürdigkeit. Aber was, wenn man die Verbotenen Ringe tatsächlich gefunden hatte?
Beatrice beobachtete ihn eindringlich. »Ich habe Euch die Einzelheiten meiner Lage geschildert, Sir. Jetzt ist es an der Zeit, daß Ihr Euren Teil der Abmachung einhaltet.«
»Na schön.« Leo rief sich in Erinnerung, was er in dem alten Folianten gelesen hatte, in dem er, nachdem ein Antikenhändler ihn kontaktiert hatte, nachgeschlagen hatte. »Der Legende zufolge schuf ein gewisser Alchimist vor etwa zweihundert Jahren eine Statue der Aphrodite. Er stellte sie aus einem einmaligen Material her, das er in seiner Werkstatt geschaffen hatte. Das Zeug soll angeblich unglaublich hart sein. Hammer und Meißel können ihm, wie behauptet wird, nichts anhaben.«
Beatrice runzelte konzentriert die Stirn. »Ich verstehe.« »Außerdem wird behauptet, der Alchimist hätte einen sagenhaften Schatz im Inneren der Statue der Aphrodite versteckt und ihn mit einem Schlüssel, der aus zwei Ringen gefertigt ist, verschlossen. Die Statue und die Ringe verschwanden kurz darauf.« Leo breitete die Hände aus. »Im Lauf der Jahre haben immer wieder Schatzsucher danach geforscht, aber weder die Ringe noch die Statuen wurden je gefunden.«
»Und das ist alles, was über die Geschichte bekannt ist?« »Das ist im wesentlichen das, was bekannt ist, ja. Im Lauf der Jahre wurden eine Reihe von Fälschungen produziert. Es ist leicht vorstellbar, daß Euer Onkel, trotz seines Instinkts, was
Antiquitäten betrifft, Opfer eines Plans war, durch den man ihm glauben machen wollte, daß er tatsächlich die echten Verbotenen Ringe gekauft hat.«
»Ja, ich weiß, daß die Möglichkeit besteht, daß er gefälschte Gegenstände gekauft hat. Aber ich habe keine Wahl. Ich muß der Angelegenheit nachgehen.«
»Angenommen, es ist ihm irgendwie gelungen, ein Paar Ringe zu erstehen, echt oder falsch, wie kommt
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