Im Sturm erobert
Ihr dann darauf, daß er wegen ihnen ermordet wurde?«
Beatrice ließ die Stuhllehne los und stellte sich wieder ans Fenster. »Zusätzlich zu der Tatsache, daß genau in der Nacht, in der er starb, sein Haus durchwühlt wurde, hat Onkel Reggie ein paar Notizen in seinem Terminbuch hinterlassen, die vermuten lassen, daß ihm irgend etwas ziemliche Sorgen machte. Er schrieb, daß er glaube, jemand würde ihm durch London folgen.«
»Ihr sagtet doch, er wäre ein bekannter Exzentriker gewesen.«
»Ja, aber er war kein furchtsamer oder überängstlicher Mensch. Ich finde es auch ziemlich verdächtig, daß er, kurz nachdem er die Verbotenen Ringe gekauft hatte, starb.«
Die Haare an Leos Arm stellten sich auf. Beherrsch dich, Mann. Du studierst Legenden, du glaubst sie nicht. »Mrs. Poole, rein theoretisch gesprochen, wenn Ihr die Ringe finden würdet, was würdet Ihr dann damit machen ?«
»Sie verkaufen, natürlich.« Die Frage schien sie zu überraschen. »Es ist die einzige Möglichkeit, wie wir wenigstens ein bißchen vom Geld meines Onkels retten können.«
»Ich verstehe.«
Sie wandte sich vom Fenster ab. »Mylord, gibt es noch irgend etwas, das Ihr mir über diese Sache erzählen könnt?«
Er zögerte. »Nur, daß es gefährlich sein kann, sich in eine Sache hineinziehen zu lassen, die Schatzjäger anlockt. Sie sind ein recht unberechenbarer Haufen. Die Aussicht, einen großen Schatz zu finden, besonders einen uralten, legendären, hat auf manche Menschen unvorhersehbare Wirkung.« »Ja, ja, das kann ich gut verstehen.« Sie wischte seine Warnung mit einer graziösen Bewegung ihrer Hand beiseite. »Aber könnt Ihr mir noch etwas über die Ringe erzählen?« »Ich habe ein unbestätigtes Gerücht gehört, wonach sie vor einiger Zeit in einem ziemlich armseligen Antiquitätenladen aufgetaucht waren, der einem Mann namens Ashwater gehört«, sagte er langsam.
»Verzeiht, Mylord, aber soviel weiß ich bereits über diese Sache. Ich habe Mr. Ashwater aufgesucht. Sein Etablissement ist geschlossen, und seine Nachbarn informierten mich, daß er eine ausgedehnte Italienreise machen würde.«
Ihm kam der Gedanke, daß sie allmählich die Geduld verlor. Er konnte sich nicht entscheiden, ob ihn das ärgerte oder amüsierte. Sie war hier der ungeladene Gast. Das war sein Haus. Sie war diejenige, die einfach hier eingedrungen war und Antworten auf ihre Fragen verlangte.
»Ihr habt bereits Nachforschungen angestellt?« fragte er. »Natürlich. Wie glaubt Ihr, habe ich von Eurer Fachkenntnis über legendäre Antiquitäten erfahren, Mylord? Eure Artikel werden schließlich nur in etwas obskuren Zeitschriften veröffentlicht. Ich hatte noch nicht einmal Euren Namen gehört, bevor ich mit meinen Untersuchungen begann.«
Er fragte sich, ob er beleidigt sein sollte. »Ihr habt ganz recht, ich bin nicht der Autor populärer Romane wie die von Mrs. York.«
Ihr Lächeln war geradezu herablassend. »Macht Euch nichts daraus. Wir können nicht alle gut genug schreiben, um uns damit den Lebensunterhalt zu verdienen, Sir.«
»Ich schreibe«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, »für ein anderes Publikum als Mrs. York.« »Glücklicherweise ist es in Eurem Fall nicht nötig, die Leute davon zu überzeugen, Eure Arbeit zu kaufen, nicht wahr? Das Monkcrest-Vermögen ist legendär, laut meiner Tante. Ihr könnt es Euch leisten, für Zeitschriften zu schreiben, die für Eure Artikel nicht bezahlen.«
»Mir scheint, wir kommen vom Thema ab, Mrs. Poole.« »Das tun wir in der Tat.« Ihr Lächeln war sehr kühl, und ihre Augen blitzten gefährlich. »Mylord, ich bin ungeheuer dankbar für die Information, so dürftig sie auch ist, und ich werde Eure Gastfreundschaft nicht länger als notwendig beanspruchen. Meine Zofe und ich werden gleich morgen früh abreisen.«
Leo ignorierte das. »Einen Moment mal, Mrs. Poole. Was genau wollt Ihr jetzt unternehmen, das die Nachforschungen nach den Ringen betrifft?«
»Mein nächster Schritt wird sein, die Person zu befragen, die bei meinem Onkel war, als er starb.«
»Wer ist das?«
»Eine Frau, die sich Madame Tugend nennt.«
Der Schock ließ ihn für ein paar Sekunden erstarren. Leo holte tief Luft. »Ihr habt vor, mit der Besitzerin des Hauses der Peitsche zu sprechen? Unmöglich. Absolut unmöglich.« Beatrice neigte den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. »Warum, in aller Welt, sagt Ihr das, Mylord ?«
»Um Gottes willen, sie ist Bordellbesitzerin. Ihr wäret ruiniert, wenn
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