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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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enge, langärmelige Oberteil mit der hohen Taille war mit einer bescheidenen Rüsche besetzt. Sie trug einen grünen Sonnenschirm mit Fransen, und der passende Hut war eine kesse kleine Kreation mit einem dunkelgrünen Schleier, der ihr Gesicht verdeckte und ihr einen Hauch von Geheimnis verlieh. Als ob noch mehr Theatralik nötig gewesen wäre, dachte er.
    Er merkte, daß sie das Abenteuer genoß.
    »Es ist Euch wirklich gelungen, einen bemerkenswert abgelegenen Ort für dieses Treffen auszusuchen.« Leo beäugte die dicht bewaldete Landschaft zu beiden Seiten des Weges. »Es scheint, als wäre seit Monaten keiner mehr hier entlanggefahren.« »Ich hab Euch gesagt, daß Madame Tugend diesen Ort vorgeschlagen hat.« Beatrice musterte die Wegbiegung. »Sie sagte, ich soll Ausschau halten nach einem kleinen Pavillon, den jemand hier vor Jahren gebaut hat.«
    »Da ist er.« Die geschmeidig muskulöse Hinterhand der zwei Grauen spannte sich, als Leo die Pferde zum Schritt zügelte. »Vorn links, in der Mitte des Hains.«
    Beatrice spähte durch den dichten Schleier. »Ja, ich sehe ihn. Wie interessant. Seltsam, ich hab nicht gewußt, daß er existiert. Wie alt mag er wohl sein?«
    Der Pavillon war die kunstvoll entworfene Ruine eines antiken Tempels. Es war, dachte Leo, genau die Art frivoler, architektonischer Gartenmonstrosität, die die vorige Generation mit Wonne produziert hatte. Er musterte die verzierten Säulen, die den kleinen Kuppelbau umrahmten.
    »Mein Großvater hat etwas noch Gotischeres für unseren Park in Monkcrest erbauen lassen«, sagte er. »Erinnert mich, daß ich ihn Euch irgendwann zeige.«
    Erst als Beatrice hastig und überrascht den Kopf drehte und ihn ansah, wurde Leo klar, was er da gerade gesagt hatte. Erinnert mich, daß ich ihn Euch irgendwann zeige. Als würde ihre Verbindung weiterbestehen, wenn die Angelegenheit der Ringe beendet war.
    Und warum eigentlich nicht? Die Möglichkeiten brannten in seinem Gehirn, verlockend und faszinierend. Beatrice erwies sich als äußerst schwieriges Frauenzimmer, aber sie war auch ungewöhnlich und höchst interessant.
    Wenn er das Glück hatte, dieses gemeinsame Unternehmen zu überstehen, ohne den Verstand zu verlieren, würde er nicht viel mehr riskieren, wenn er eine Affäre mit ihr hätte.
    Diese Vorstellung war seltsam erheiternd. Er fragte sich, wie sie ein solchen Angebot sehen würde. Sie hatte unmißverständlich klargemacht, daß sie keine intime Verbindung haben sollten, bis die Geschichte mit den Ringen beendet war. Aber sie hatte mit unverkennbarer Leidenschaft auf seinen
    Kuß reagiert. Was würde sie sagen, wenn er sie bitten würde, eine Liaison mit ihm einzugehen?
    »Schaut, da ist ein kleiner schwarzer Zweispänner hinter dem Pavillon.« Beatrice’ Stimme überschlug sich vor Erregung. »Er muß Madame Tugend gehören. Gott sei Dank. Ich hatte Angst, sie könnte nicht erscheinen. Ich habe so viele Fragen an sie.«
    Ihre Begeisterung verstärkte seine mürrische Laune. Im Augenblick war Beatrice ganz eindeutig nicht mit Gedanken an eine zukünftige Affäre beschäftigt. Vielleicht war es an der Zeit, daß auch er sich mit der bevorstehenden Angelegenheit auseinandersetzte.
    Er brachte seinen Wagen zum Stehen, stieg ab und band die Grauen rasch fest. Nachdem das erledigt war, streckte er die Arme aus und hob Beatrice vom Kutschbock. Sie fühlte sich fest, lebendig und voller Vitalität an. Er wollte ihre Taille fester umfassen und sie an sich ziehen.
    »Monkcrest?« Sie klang überraschend kurzatmig und sah ihn durch ihren Schleier an. »Ihr drückt mich. Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Er merkte, wie fest seine Hände ihre Taille umspannten. »Nichts, außer dem Offensichtlichen. Verzeihung.« Er stellte sie sehr behutsam auf die Füße und ließ sie los.
    Sie sah an ihm vorbei zu der künstlichen Ruine. »Die Dame, die da auf der Bank im Pavillon wartet, muß Madame Tugend sein. Himmel. Sie ist von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt. Sie muß vor kurzem einen Trauerfall in der Familie gehabt haben.«
    Leo drehte sich um und sah eine blonde Frau, die ganz in Schwarz gekleidet war. Sie saß auf einer Marmorbank im Tempel. Ihr Kopf war anmutig über ein ledergebundenes Buch gebeugt, das offen in ihrem Schoß lag.
    Selbst aus dieser Entfernung konnte Leo erkennen, daß der Schnitt des schwarzen Kutschenkleides die Kreation einer sehr teuren Modistin war. Es schmiegte sich elegant und zugleich diskret provokativ um Madame Tugends große,

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