Im Sturm erobert
meine Visitenkarte präsentieren. Madame Tugend will mich inkognito treffen. Auch ich habe vor, verschleiert zum Treffpunkt zu gehen.« »Das ist empörend. Ein falscher Schritt, und Euer Ruf ist dahin.«
»Ich versichere Euch, daß ich sehr wohl fähig bin, allein auf mich und meinen Ruf aufzupassen.«
Es war nur Mrs. Yorks Ruf, der geschützt werden mußte, überlegte Beatrice. Einer der großen Vorteile eines Pseudonyms war es, daß sie die Freiheit, die ihre Witwenschaft gebracht hatte, beibehalten konnte. Als Mrs. Poole konnte sie sich einiges leisten, das Mrs. York ruiniert hätte.
Sie hatte diese Lektion nur allzugut begriffen, als sie beobachtete, wie die Gesellschaft dem großen Byron wegen seines empörenden Verhaltens die kalte Schulter gezeigt hatte. Dann hatte Beatrice erkannt, daß die Öffentlichkeit noch wesentlich härter mit einer weiblichen Schriftstellerin umgehen würde, die sich in einen Skandal verwickeln ließ.
»Weiß Eure Tante von diesem irrsinnigen Plan?« fragte Leo. »Nein, tut sie nicht. Sie ist sich natürlich bewußt, daß wir nach den Ringen suchen, aber ich hielt es für das beste, sie nicht mit Einzelheiten zu strapazieren.« »Glückliche Tante.«
Beatrice sah ihn wütend an. »Meine Tante ist siebzig Jahre alt. Sie hat alle Hände voll zu tun, mit Arabellas gesellschaftlichem Terminplan fertig zu werden. Ich möchte ihr keine weiteren Sorgen machen.«
»Gütig von Euch, sie zu schonen. Ich hätte auch gerne darauf verzichtet, von Euren Plänen zu erfahren. Ich nehme an, Ihr habt keinen Gedanken an meinen Seelenfrieden verschwendet, als Ihr diesen Plan ausgeheckt habt.«
Das war zuviel. Beatrice sprang auf und fuhr ihn an. »Jetzt reicht es mir. Ich habe genug von Eurer miesen Laune, Sir. Ihr seid Euch scheinbar überhaupt nicht bewußt, welch unglaubliche Möglichkeit ich für uns beide geschaffen habe.«
»Unwissenheit wäre sicher herrlich gewesen. Unglücklicherweise tappe ich nicht mehr im Dunkeln, was Eure Absichten angeht. Und ich versichere Euch, der Teufel selbst kann mich nicht dazu bringen, Euch allein zu Madame Tugend gehen zu lassen.«
»Wenn Ihr unhöflich seid, Monkcrest, werde ich nicht zulassen, daß Ihr mich begleitet.«
Leo beugte sich vor, bis ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. »Ich weiß, daß ich das bis zum Jüngsten Gericht bereuen werde, aber ich werde Euch ganz sicher zu dieser unglaublich leichtsinnigen Verabredung begleiten.«
Seine Stimme war so gefährlich sanft, daß sich ihr die Haare aufstellten.
»Ich hatte den Eindruck, daß Ihr wichtigere Dinge zu tun hättet.«
»Die können warten.«
»Es besteht kein Grund, sie meinetwegen aufzuschieben.« Leo sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Ich sagte, sie können warten.«
»Lord Monkcrest.« Winifred kam eiligen Schritts ins Arbeitszimmer, und mit hochrotem Kopf. »Mrs. Cheslyn hat mich gerade informiert, daß Ihr zu Besuch seid. Beatrice, meine Liebe, hast du Tee geordert?«
Leo und Beatrice, die sich wütend über den Schreibtisch hinweg anstarrten, drehten sich zu ihr um.
»O je.« Winifred blieb abrupt stehen und sah von einem zum anderen. »Störe ich?«
»Wie kommt Ihr denn darauf?« Leo richtete sich lässig auf. »Ich habe gerade Mrs. Poole eingeladen, doch etwas früher als geplant in den Park zu fahren. Ich möchte ihr einen neuen Brunnen zeigen.«
Winifred warf einen Blick auf Beatrice. »Ich verstehe.«
»Sie war so gütig, sich mit einem früheren Aufbruch einverstanden zu erklären.« Leo fletschte die Zähne zu einem Lächeln. »Nicht wahr, Mrs. Poole?«
Beatrice sah ihn grimmig an. Er war sich sehr wohl bewußt, daß sie den Streit vor Winifred nicht fortsetzen konnte, ohne ihr alles zu erklären. »Wie könnte ich einem so galanten Angebot widerstehen, Mylord? In meinem Alter kriegt man davon wenige.«
Kapitel 7
Sie spürte die Erscheinung, die aus dem düsteren Durchgang beobachtete, doch jedesmal, wenn sie die Laterne hochhielt, verschwand sie. Kapitel sieben, Die Ruine von Mrs. Amelia York
Leo war immer noch wütend, als er das Gespann des Phaethons einen wenig benutzten Parkweg entlang dirigierte, aber trotz seines Zorns war er sich bewußt, wie sehr es ihn befriedigte, Beatrice neben sich zu haben.
Eine Frage war beantwortet worden, denn zwei Tage ohne sie hatten nichts dazu beigetragen, ihre Wirkung auf ihn abzuschwächen.
Sie war mit einem schicken grünen Jagdkleid mit einem hellen, grünen Umhang elegant gekleidet. Das
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