Im Sturm erobert
Beatrice’ Arm, ohne sie um Erlaubnis zu fragen. »Kommt, Mrs. Poole, zeigen wir allen, daß ich mit der gesamten Familie gut bekannt bin.«
Beatrice zögerte. »Ich sollte Euch warnen, Mylord. Ich habe noch nie in der Öffentlichkeit Walzer getanzt, und ich werde mich zweifellos sehr ungeschickt anstellen.«
»Eure Ungeschicklichkeit wird ausgezeichnet zu meinem traurigen Mangel an jugendlichem Temperament passen.«
Er zog sie in die Arme, als die Musikanten die ersten Takte anstimmten. Beatrice sah ihm in die Augen und entdeckte das Lachen darin.
»Ihr spürt Euer Alter, Mylord?« fragte sie, als er sie in eine elegante Drehung schwang.
»Es gibt nichts Demütigenderes, als mit einem jungen Mädchen zu tanzen, das wie besessen die Menge absucht, in der Hoffnung, einen anderen, jüngeren Mann zu entdecken.« »Das kann ich mir vorstellen.« Sie lächelte. »Die arme Arabella hat die größten Schwierigkeiten, ihre Zuneigung für Mr. Burnby nicht zu zeigen. Junge Damen begreifen nicht immer die Strategie des Heiratsprozesses.«
»Genausowenig wie junge Männer«, sagte Leo trocken. »Nur gut, daß Burnby heute abend nicht hier ist. Ich habe keine Lust darauf, gefordert zu werden.«
Beatrice’ Lächeln gefror. »Gütiger Himmel, Sir. Ich bin mir sicher, Mr. Burnby würde so etwas Idiotisches nicht tun.« »Das möchte man hoffen. Leider tendieren junge Männer dazu, von Natur aus etwas explosiv zu sein.«
»Sprecht Ihr aus persönlicher Erfahrung, Sir?«
»Ich spreche als Vater, der zwei Söhne aufgezogen hat«, murmelte Leo.
»Ich verstehe. Ich weiß Eure Besorgnis zu schätzen. Nichtsdestotrotz war es sehr nett von Euch, mit Arabella zu tanzen.
Ihr habt ihre Bedeutung in Lady Hazelthorpes Augen unermeßlich gesteigert.«
Leo kicherte. »Ich hatte nicht den Eindruck, daß Arabella sonderlich dankbar ist.«
»Tante Winifred um so mehr.« Beatrice sah sich auf dem überfüllten Parkett um, um sicherzugehen, daß niemand in Hörweite war. »Es ist nach Mitternacht. Wann brechen wir auf?«
Sein Lächeln war wie weggeblasen. »Beatrice, mir gefällt das nicht.«
»Diesen Punkt habt Ihr mir erschöpfend klargemacht, Sir. Aber meine Drohung steht. Wenn Ihr mich heute abend nicht zu Cox’ Apotheke mitnehmt, geh ich allein dorthin.« »Ihr seid eine sehr gewitzte Frau, Beatrice, aber Ihr seid auch die blutrünstigste Person, die mir je begegnet ist.«
Sie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. »Wie es scheint, passen wir gut zusammen. Wenn es um Blutrünstigkeit geht, Mylord, kann Euch keiner das Wasser reichen.«
Die Gasse hinter Dr. Cox’ Apotheke roch nach Urin und verfaultem Abfall. Beatrice, angetan mit Hosen und einem Hemd, das Lucy heute nachmittag für sie geändert hatte, tastete sich vorsichtig über die schmierigen Pflastersteine. Ein dünner Strahl eisigen Mondlichts erleuchtete ihren Weg.
Leo, zwei Schritte vor ihr, trug den voluminösen Mantel eines Kutschers und einen Hut, den er tief ins Gesicht gezogen hatte. Er hielt eine Laterne in einer Hand, hatte sie aber noch nicht angezündet.
»Warum hast du deinen Hund nicht mitgebracht?« flüsterte Beatrice.
»Elf ist nützlich, aber er fällt auf. Deswegen setze ich ihn nur selten ein.«
»Ich verstehe.«
»Ich habe ihn in dieses Viertel gebracht, als ich Ginwilly Jack gestellt habe. Wenn man ihn hier ein zweites Mal entdeckt, würde er die Art Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die wir heute abend nicht brauchen.«
»Ja, natürlich.« Aber es wäre doch beruhigend gewesen, Elf dabeizuhaben, überlegte Beatrice.
Die Vorstellung, Dr. Cox’ Laden zu durchsuchen, eine Idee, die bei Tageslicht ungeheuer vernünftig, sogar aufregend schien, hatte heute nacht eine weit bedrohlichere Dimension bekommen. Nach den Argumenten und Drohungen, die sie eingesetzt hatte, um Leo zu zwingen, sie mitzunehmen, war sie nicht gerade in der Position, ihre Bedenken zu äußern. Leo blieb vor einer schmalen Tür stehen. »Das ist es. Denk dran, wenn ich dir einen Befehl gebe, wirst du ohne zu fragen gehorchen. Ist das klar?«
»Ja, ja, völlig klar.« Beatrice rieb sich ungeduldig die Arme. Nach intensiven Verhandlungen in der Droschke hatte sie zugestimmt, daß sie gehorchen würde, wenn Leo seine Befehle auf die begrenzte, die ernste Angelegenheiten persönlicher Sicherheit betrafen. »Ich hab dir mein Wort gegeben. Laß uns weitermachen.«
Leo zog an dem Türknopf. »Abgesperrt.«
»Was zu erwarten war.« Beatrice schaute hoch zu den dunklen Fenstern im
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