Im Sturm: Thriller (German Edition)
Schwierigkeiten mehr.«
»Heutzutage macht man das mit Satelliten, habe ich gehört.«
»Richtig, aber die Sterne sind hübscher.«
»Stimmt.« Der Matrose setzte sich, legte den Kopf zurück und schaute auf zu dem Schleier aus weißen Punkten. Hinter ihnen rauschte das Kielwasser wie eine permanent brechende Welle. Irgendwie paßten der Himmel und das Geräusch perfekt zusammen. »Na, auf jeden Fall hab ich etwas über die Sterne gelernt. Wann geht’s los, Sir?«
Toland schaute auf zum Sternbild Schütze. Dahinter befand sich das galaktische Zentrum. Manche Astrophysiker vertraten die Theorie, dort befände sich ein Schwarzes Loch, die destruktivste aller bekannten Kräfte. Dagegen nahmen sich die Vernichtungsmittel, die der Mensch beherrscht, kümmerlich aus. Aber zum Töten genügten sie.
»Bald.«
USS Chicago
Das U-Boot fuhr nun weit vor der Küste, fern den dahinjagenden sowjetischen U-Booten und Überwasserverbänden. Explosionen waren noch keine vernommen worden, aber lange konnte es nicht mehr dauern. Das nächste sowjetische Schiff lag dreißig Meilen entfernt im Osten, ein Dutzend andere waren geortet worden. Und alle peitschten die See mit Aktiv-Sonar.
McCafferty fand seinen Blitz-Einsatzbefehl erstaunlich. Chicago wurde aus der Barentssee abgezogen und in ein Patrouillengebiet im norwegischen Meer verlegt. Auftrag: sowjetische U-Boote auf Südkurs in den Atlantik behindern. Es war eine politische Entscheidung getroffen worden: Man wollte den Eindruck, die Nato treibe die Sowjets in einen Krieg, vermeiden. Mit einer Handbewegung war der ursprüngliche Plan, die sowjetischen Flotten sozusagen vor der Tür anzugreifen, vom Tisch gefegt worden. McCafferty fragte sich, welche weiteren Überraschungen ihm noch bevorstanden. Die Torpcdos und Raketen des U-Bootes waren nun klar zum Abschuß, das Feuerleitsystem kontinuierlich bemannt, und es waren Wachen unter Kriegsbedingungen aufgestellt worden. Doch ihr gegenwärtiger Befehl lautete: Flucht. Der Kommandant verfluchte insgeheim die Leute, die diese Entscheidung getroffen hatten, hoffte aber gleichzeitig, daß sich der Krieg doch noch irgendwie vermeiden ließ.
Brüssel
»Es muß bald losgehen«, bemerkte der COMAIRCENT, Oberbefehlshaber der Luftstreitkräfte Europa-Mitte. »Verflucht, so gefechtsbereit habe ich die Sowjets noch nie erlebt. Sie können nicht abwarten, bis unsere Reforger-Einheiten voll in Position sind. Sie müssen zuschlagen, und zwar bald.«
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Charlie, aber wir dürfen nicht den ersten Schlag führen.«
»Was hört man von unseren Gästen?« Der General der Air Force bezog sich auf Major Tschernajawins Speznas-Kommandoteam.
»Die rühren sich immer noch nicht.« Eine Einheit der bundesdeutschen GSG-9 observierte das konspirative Haus kontinuierlich; ein britisches Team lag auf dem Weg zum vermutlichen Ziel Lammersdorf im Hinterhalt. Bei den Überwachungsteams befanden sich Geheimdienstoffiziere aus den meisten Nato-Ländern, die in direkter Verbindung mit ihren Regierungen standen. »Und wenn das nur ein Köder ist, der uns dazu verleiten soll, als erste zuzuschlagen?«
»Das können wir nicht, General. Ich warte auf grünes Licht zum Start von Operation Traumland, aber das bekommen wir erst, wenn der Ernstfall feststeht.«
Der SACEUR lehnte sich zurück. Er war in seinem unterirdischen Befehlsstand gefangen und seit zehn Tagen nicht mehr in seiner Dienstvilla gewesen.
»Wie rasch können Sie auf meinen Befehl reagieren?«
»Alle meine Vögel sind startbereit, die Besatzungen haben ihre Einsatzbefehle. Wenn ich sie in Alarmbereitschaft versetze, kann Traumland dreißig Minuten nach Ihrem Signal anlaufen.«
»Gut, Charlie. Ich habe vom Präsidenten die Ermächtigung, jedem Angriff zu begegnen. Versetzen Sie Ihre Männer in Alarmbereitschaft.«
»Gemacht.«
Das Telefon des SACEUR ging. Er hob ab, lauschte kurz, sah auf. »Unsere Gäste setzen sich in Bewegung«, sagte er zum COMAIRCANT. »Das Kennwort ist Feuerschein.« Alle Nato-Streitkräfte wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
Aachen
Das Speznas-Team verließ das konspirative Haus und fuhr in zwei kleinen Lieferwagen nach Süden, Richtung Lammersdorf. Da sein Führer ums Leben gekommen war, waren nun an seinen Stellvertreter, einen Hauptmann, Kopien der Papiere, derentwegen sein Chef gestorben war, geschickt worden. Die Männer kannten ihre Aufgabe genau. Sie waren stumm und angespannt. Der Offizier hatte sich große Mühe
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