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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Landrovers. So am Ende sind Sie noch nicht.«
    Lagarto stieg aus, die Hunde machten ihm Platz, und er ging schnell in die Kirche. Die plötzliche Konfrontation mit dem Altar und dem gekreuzigten Christus überwältigte ihn. Er seufzte laut und beugte das Knie.
    »Das ist das erstemal seit Evitas Kommunion«, sagte er leise.
    »Gott ist auch mit dem kleinen Finger zufrieden«, antwortete Pater Felix. »Kommen Sie mit in die Sakristei.«
    Lagarto schüttelte den Kopf. »Wenn ich hier sprechen darf … vor dem Altar?«
    »Selbstverständlich.« Pater Felix zeigte auf die vordere Bank. »Gott hat sich in Santa Magdalena an vieles gewöhnen müssen, auch an einen Pfarrer mit Maschinenpistole.«
    Eine Stunde später hielten Pater Felix' klappernder, knatternder Jeep und Paddys Landrover mit Lagarto vor dem Hospital.
    Der weite Platz, auf dem sonst die Kranken hockten und warteten, bis sie in die Ambulanz gerufen wurden, war leer. Ein paar Wächter standen herum, im erbärmlichen Schatten einiger vertrockneter Bäume, und blickten teilnahmslos auf das Auto. Die Stille war gespenstisch. Die große Tür zur Ambulanz, die immer offen gestanden hatte, weil Dr. Högli sagte: »Ich bin für jeden zu jeder Zeit erreichbar!« war geschlossen. Nur am Brunnen standen zwei Männer und holten die sandige Brühe in einem Zugeimer hinauf. In vierundzwanzig Stunden sickerte gerade so viel aus dem Boden, daß nach dem Abkochen und zweimaligem Durchfiltern für jeden Kranken ein halbes Glas übrigblieb.
    Die Fahne mit dem Roten Kreuz hing schlaff an dem ehemals weiß lackierten Mast. Aus dem kleinen Maschinenhaus hämmerte und brummte der Benzingenerator für den elektrischen Strom. Die Sonne glühte erbarmungslos vom weißblauen Himmel – und der war wie ein Gewölbe aus geschmolzenem Metall, das seine Glut auf die Erde warf.
    Lagarto dachte an seine riesige weiße Villa in El Paso, an die blühenden, saftigen Gärten, die Pools, den privaten Golfplatz, glatt und makellos wie ein grüner Teppich, das Gartenhaus im mexikanischen Stil, die große Grillhalle, den Tennisplatz und die Gewächshäuser, in deren feuchtheißer, von Klimaanlagen geregelter Luft die seltensten und schönsten Orchideen blühten. Da war Evita aufgewachsen, gleichsam in Gold verpackt, abgeschirmt von allem, was nach Armut roch – und hier war sie gelandet: auf einem Abfallplatz der Menschheit! Und sie war glücklich, wie Pater Felix behauptet hatte. Mit ihren gepflegten, zarten, manikürten Händen wusch sie eiternde Wunden aus und stützte die Köpfe der Kranken, um ihnen das Trinken zu erleichtern …
    Lagarto schämte sich. Er stieg aus und wartete, bis Pater Felix ihn ansprach.
    »Möchten Sie allein reingehen?« fragte er.
    Lagarto zuckte zusammen. »Warum?«
    »Mir haben Sie jetzt alles gesagt, und ich habe Sie angehört. Bei Ihrer Tochter wird es schwieriger sein. Sie hat nicht die Geduld eines Priesters und ist nicht zum Verzeihen verpflichtet.«
    »Wenn Sie, Pater Felix …« Lagarto schluckte. »Wenn Sie mir helfen …«
    »Nein! Mit Gott sind Sie jetzt im reinen, soweit das überhaupt möglich ist. Ihre Tochter müssen Sie sich selbst zurückerobern. Haben Sie keine Angst, Señor!«
    »Ich habe Angst.« Lagarto verrieb verzweifelt den Brei aus Staub und Schweiß auf seinem Gesicht. Nichts war mehr übriggeblieben von seiner Eleganz, er war so dreckig wie jeder Indio, nur daß sein Anzug mit Seide durchwebt war. »Wenn sie mich stehenläßt, wenn sie zu mir sagt: ›Du bist nicht mehr mein Vater!‹ – Pater, ich überlebe das nicht!«
    »Ein Mensch kann mehr ertragen, als er sich selbst zutraut.« Pater Felix machte eine ausladende Handbewegung über das Dorf und das Tal. »Wir haben es bewiesen. Gehen Sie hinein, Señor Lagarto.«
    Mit gesenktem Kopf machte Lagarto die paar Schritte zur Haupttür und drückte die Klinke. Im Vorraum starrte ihn müde die indianische Schwester an; sie saß, als herrsche hier noch der normale Dienstbetrieb, in einer Art Empfangsloge und machte Eintragungen auf einigen Fieberkurven. Hinter einer doppelten Glastür sah Lagarto den langen Gang des Bettentraktes. Die Türen der Zimmer waren offen, ein paar Kranke, knöcherne Elendsgestalten, schlurften herum, ein Krankenpfleger schob einen kleinen Verbandswagen vor sich her und verschwand in einem Zimmer. Die Sauberkeit wirkte wie ein kühler Hauch gegen die schmutzige Hitze draußen, und trotzdem meinte man nicht mehr, sich in einem Krankenhaus zu befinden – eher in einer

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