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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ärmel fest. »Sie bleiben! Wenn Sie nicht endlich tätig werden, krepiert Porelle!«
    Er drehte sich um und ging voraus. Dr. Högli nahm wieder seinen Arztkoffer vom Boden und blickte Evita kurz an, die neben ihm stand. »Geh zurück vors Tor«, sagte er leise.
    »Nein, Riccardo.«
    »Bitte«, sagte Högli.
    »Nein! Warum fängst du immer wieder davon an? Ich will nicht in Watte gepackt werden … Nicht mehr!«
    Im Haus war es kühl gegen die Glut draußen. Ein riesiger Saal nahm sie auf, eine Wohnhalle, in deren Mitte ein steinerner Brunnen mit mexikanischen Ornamenten plätscherte. Die große Brunnenschale wurde von sieben Löwen aus poliertem schwarzen Basalt getragen. Dr. Högli trat sofort an den Brunnen, griff mit beiden Händen hinein, schöpfte das kühle Wasser und warf es sich über das Gesicht, tauchte dann den ganzen Kopf ein und genoß die köstliche Kühle auf seinem Nacken. Auch Evita übergoß ihr Gesicht mit Wasser, es floß über Hals und Schultern an ihr herunter. Paddy stand daneben und lächelte breit.
    »Warum sagen Sie das nicht gleich, Doktor, daß Sie ein trockener Schwamm sind? Sie dürfen nachher in meinem Pool ein paar Runden drehen. Für Sie, Miß Lagarto, habe ich eine besondere Attraktion: Eine Rutschbahn ins kühle Naß!«
    »Wo liegt Porelle?« Dr. Högli sah sich um. Im Hintergrund der großen Halle, in einer Art Bar-Ecke mit mächtigen Sesselgruppen und Couchen, standen drei Mexikaner unbeweglich, als hielten sie Totenwache. »Dort? Haben Sie Porelle in der Bar abgelegt?«
    »Sehen Sie ihn erst einmal an«, knurrte Paddy. »So etwas kann man in kein Bett legen.«
    Pierre Porelle lag still, wie gelähmt. Ob er Schmerzen hatte, war nicht festzustellen – er antwortete nicht mehr. Paddy hatte ihn angeschrien, aber Porelle starrte gegen die Decke, nur die Atembewegung des Brustkorbs bewies, daß er nicht versteinert war. Sein Gesicht und sein Körper mit den Kakteenstacheln waren wachsbleich, nur wo die Stacheln im Fleisch saßen, wölbten sich rot die Entzündungen.
    Dr. Högli blickte Paddy kurz an und öffnete seinen Arztkoffer.
    »Sauerei, was?« sagte Paddy. »Aber ich kriege raus, wer das gemacht hat! Und wenn ich ganz Santa Magdalena niederwalze! Es waren Ihre Indios, Doktor!«
    Högli zog eine Spritze mit einem Kreislaufmittel auf, drückte die Luft aus dem Kolben und gab Evita das Chromkästchen mit der Alkoholwatte, damit sie die Einstichstelle reinigen konnte.
    »Wo?« fragte sie leise. Sie saß neben Porelle auf der Couch und starrte auf diesen stachelübersäten, sich überall entzündenden Körper. Porelle reagierte überhaupt nicht. Seine Augen waren wie aus Glas.
    »Irgendwo, wo noch Platz ist!« Dr. Högli senkte die Spritze. Paddy schnaufte durch die Nase.
    »Was nun?«
    »Er muß sofort ins Hospital! Bringen Sie ihn auf schnellstem Wege zu mir hinüber.«
    »Natürlich. Aber warum spritzen Sie nicht? Was ist das?«
    »Eine Kreislaufstütze.«
    »Dann los. Nadel rein!«
    »Noch nicht.« Dr. Högli lehnte sich an die Rückwand der Couch. »Erst die fünfhundert Liter!«
    »Ich habe sie Ihnen versprochen!« schrie Paddy.
    »Aber ich habe sie noch nicht.«
    »Trauen Sie mir nicht?«
    »Genau da trifft der Hammer auf den Nagel.«
    »Das heißt: Sie stehen hier mit der Spritze in der Hand und lassen Porelle verrecken, wenn ich nicht sofort …« brüllte Paddy.
    Dr. Högli legte einen sterilen Wattebausch um die Injektionsnadel und nickte zum Fenster hin. »Sagen Sie den Indios, sie können in den Hof kommen und das Faß mit Wasser füllen. Erst wenn sie mir zurufen: ›Doctor, hemos aqua!‹, gebe ich ihm die Injektion.«
    »Und Sie wollen Arzt sein? So ein Schuft will Arzt sein! So benimmt sich der große Menschenfreund!« Paddy hieb die dicken Fäuste gegeneinander. »Da liegt ein Mißhandelter vor Ihnen, ein armer, sterbender Mensch, und was tun Sie, der Arzt? Sie machen mit seinem Leiden ein Geschäft!«
    »Jedes dieser Worte war zuviel, Paddy«, sagte Dr. Högli ruhig. »Sie hätten statt dessen nur: ›Füllt das Faß!‹ zu rufen brauchen, dann wäre die Injektion bereits vergessen. Und noch eins: Ihre humanitäre Entrüstung ist bemerkenswert. Was da liegt, ist eine Kreatur, die nach Santa Magdalena gekommen ist, um Pater Felix und mich umzubringen. Ich rette also meinen Mörder, damit er weiterleben kann, um mich zu töten.«
    »Ich denke, vor dem Arzt sind alle Menschen gleich?« sagte Paddy. Sein Spott ging nicht so spurlos an Högli vorüber, wie es den

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