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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fragte Högli so verblüfft, daß er vergaß, den Hörer abzuheben. »Das Telefon klingelt! Können Engel Leitungen flicken, Pater?«
    »Ich würde mal fragen, Doktor.«
    Am anderen Ende war Jack Paddy. Seine Stimme dröhnte.
    »Ist Mr. Porelle bei Ihnen?«
    »Nein! Ich kenne keinen Mr. Porelle! Aber wieso geht das Telefon?«
    »Meine Leute kneifen für dieses Gespräch den Draht zusammen. Ich habe schon bei dem Pfaffen angerufen …«
    »Der Pfaffe ist hier. Warten Sie, Paddy.« Er gab den Hörer an Pater Felix weiter. Dabei hielt er die Sprechmuschel zu. »Was haben Sie mit Porelle gemacht, Felix? War Ihr Segen zu stark?«
    Pater Felix lehnte sich zurück. »Mr. Paddy, hier ist der Pfaffe! Was ist denn mit dem schönen Porelle?«
    »Das frage ich Sie!« bellte Paddy. »Er war bei Ihnen!«
    »Sie haben ihn ja selber vor meiner Tür abgesetzt.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Nur Gott ist allwissend.«
    »Was haben Sie mit Porelle gemacht?« brüllte Paddy.
    »Nichts! Auf meinen Rat hin hat er sich einen Esel und zwei Indios gemietet. Ich habe gesehen, wie er in Richtung zu Ihnen davongeritten ist.«
    »Er ist aber nicht angekommen!«
    »Sollte ich auf ihn aufpassen? Das hat mir keiner gesagt. Immerhin ist er volljährig.«
    »Sie kommen in Teufels Küche, Pater, wenn Porelle nicht wieder auftaucht!«
    »Eine schlimmere Hölle als Santa Magdalena kann's gar nicht geben. Aber warum blaffen wir uns an, Paddy? Lassen Sie uns in Ruhe nachdenken!« Pater Felix hielt die Sprechmuschel wieder zu. »Ihm ist sein Gast Porelle abhanden gekommen. Mein Mörder ist verschwunden!«
    »Vom Fenster weg!« rief Dr. Högli. Er riß Pater Felix vom Stuhl, warf das Fenster zu und schob die Innenholzladen vor, eine Konstruktion aus der Erobererzeit, wo man von einer Minute zur anderen verteidigungsbereit sein mußte. Pater Felix blieb auf der Erde hocken und schüttelte den Kopf. Im Hörer hörte man Paddy toben. »Sie glauben doch nicht, daß Porelle draußen steht …« sagte Pater Felix verwundert.
    »Wir wissen alle, warum er in Santa Magdalena ist!«
    Evita, die hinausgerannt war, kam zurück. Auf den Armen trug sie drei Gewehre und Gurte mit Munition.
    »Paddy, hören Sie auf mit Brüllen!« sagte Pater Felix ruhig ins Telefon. »Sie verschrecken ja alle Leute. Der Doktor bewaffnet sich, als zöge er in den Krieg. Ich wiederhole: Porelle ist mit zwei Indios zu Ihnen geritten. Nein, ich kenne die Indios nicht, ich habe sie nur von hinten gesehen; sie sehen ohnedies alle gleich verhungert und verdurstet aus. Ich schlage vor, Sie suchen Ihren Gast selber.«
    »Pater!« Paddys Stimme dröhnte nicht mehr. »Sie wissen wie ich, daß sich hier keiner verlaufen kann. Sie wissen, daß Porelle mit zwei Indios weggeritten ist. Er ist nicht bei mir angekommen. Was kann das also bedeuten? Genau das, woran auch Sie jetzt denken, Pater! Und ich mache Sie dafür verantwortlich! Wenn jetzt gemordet wird, beginnt Ihre rhetorische Saat aufzugehen.«
    »Das muß mir einer sagen, der einen Mörder nach Santa Magdalena bringt!«
    »Pierre Porelle ist Vertreter für landwirtschaftliche Maschinen.«
    »So kann man Feuerwaffen auch nennen. Porelle hat mich aufgeklärt.«
    »Hat ihn die Sonne zum Idioten gemacht?«
    »Durchaus nicht. Wir hatten ein gutes Gespräch. Ein faires Gespräch. Er sagte: ›Ich werde Sie umbringen‹, und ich antwortete: ›Ich werde Ihnen dazu keine Gelegenheit bieten!‹ Was soll daran idiotisch sein? Außerdem war es ein Gespräch in der Kirche, und Pierre Porelle bediente sich meines Weihwassers.«
    »Ich werde verrückt!« stöhnte Paddy. »Pater, können Sie ihre Indios nicht fragen, wo sie Porelle abgesetzt haben?«
    »Einverstanden. Gegen fünfhundert Liter Wasser.«
    »Ich bitte den Priester darum!« schrie Paddy.
    »Und ich antworte Ihnen als Priester. Fünfhundert Liter Wasser für meine Gemeinde.«
    Pater Felix legte auf. Er setzte sich und rollte die schweren Holzläden zur Seite. Dr. Högli und Evita saßen an der Wand mit schußbereiten Gewehren.
    »Sie sind sträflich leichtsinnig, Felix!« sagte Högli mit belegter Stimme. »Sie bieten sich ihm dar wie eine von Scheinwerfern angestrahlte Schießscheibe.«
    »Porelle wird heute nacht nicht schießen.« Felix riß das Fenster wieder auf. Die Nachtluft strömte ins Zimmer. Ein köstlicher, kühlender Hauch nach diesem glutenden Tag. »Ich fürchte, er wird genug damit zu tun haben, sich um sich selbst zu kümmern.«

Am nächsten Tag, gegen drei Uhr nachmittags, bei

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